Dax im Panikmodus: Warum 2023 trotzdem Renditen möglich sind

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Es ist an der Börse das bestimmende Thema dieser Tage: die Pleite der US-amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB) und deren mögliche Auswirkungen auf den Finanzmarkt. Hinzu kommen die Probleme bei der zweitgrößten Schweizer Bank, der Credit Suisse. Die Angst vor einer Kettenreaktion jedenfalls scheint groß zu sein, was sich nicht nur bei den Bank-Aktien selbst zeigt, sondern auch branchenübergreifend.

Wie Sie im Chart sehen können, hat der Dax zwischen dem 9. und 16. März (Stand: 16.03.2023, 9:30 Uhr) unterm Strich um rund 4 Prozent nachgegeben. Auffallend sind die kleineren temporären Aufwärtsimpulse, die schnell abverkauft wurden und die hohe Volatilität sowie Verunsicherung des Marktes unterstreichen:

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Panik wegen Bankenpleite: DZ Bank sieht Überreaktion des Marktes

Aber ist der Rückgang rational begründet oder handelt es sich dabei um bloße Panik? Während viele Analysten nach wie vor über diese Frage grübeln, hat sich die DZ Bank (Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank) nun festgelegt. In einer neuen Studie betont DZ-Experte Sven Streibel, dass der Markt überreagiert habe – auch wenn man das endgültige Ausmaß der Bankenpleite noch nicht gänzlich abschätzen könne.

Vielmehr will sich die DZ Bank, die das Zentralinstitut für alle rund 850 deutschen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken, PSD Banken und weitere Genossenschaftsbanken ist, bei ihrer Prognose vor allem auf die langfristigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen konzentrieren. Und die seien gar nicht so schlecht.

Hoffnung auf die Zins-Bremse

Streibel führt beispielsweise das Ende der No-Covid-Politik in China an. Auch gebe es vonseiten der US-Notenbank pragmatischere Töne bezüglich eines datenabhängigen Vorgehens bei der Inflationsbekämpfung. Zuletzt hatte es Gerüchte gegeben, dass die FED das Tempo bei den Zinssteigerungen wegen der Pleite der SVB  drosseln oder die Erhöhungen gar aussetzen könnte.

Der Grund: Laut Experten war die Silicon Valley Bank eben wegen der starken Zinssteigerungen im letzten Jahr in die Krise geraten. Normalerweise profitieren diversifizierte Banken tendenziell von höheren Zinsen. Die SVB aber hatte vor allem auf Geschäfte gesetzt, die nur bei niedrigen Zinsen lukrativ waren.

Am 22. März findet nun die nächste FED-Sitzung statt. Spätestens dann dürfte die weitere Marschrichtung der Notenbanker klarer sein.

Keine Rezession in Deutschland?

In ihrer optimistischen Prognose weist die DZ Bank zudem auf das Ausbleiben der Energiemangellage in Deutschland hin. Analyst Sven Streibel sieht deshalb reduzierte Rezessionserwartungen am Markt. Tatsächlich halten mehrere renommierte Instanzen einen Wirtschafsrückgang in Deutschland infolge der Energiekrise für eher unwahrscheinlich – darunter die EU-Kommission und das ifo Institut.

Immerhin gab es in Deutschland laut Statistischem Bundesamt im Januar einen Produktionsanstieg. Demnach haben Baugewerbe, Industrie und Energieversorger zum Anfang des Jahres kumuliert 3,5 Prozent mehr hergestellt als im Vormonat – begünstigt durch die fallenden Energiepreise, die nachlassenden Materialengpässe und den eher milden Winter.

Dax-Konzerne offenbar robust

DZ-Analyst Streibel betont darüber hinaus die Berichtssaison zum „vierten Krisenquartal 2022“. Diese habe gezeigt, dass die großen deutschen Unternehmen mehr als gut mit den neuen und weiterhin angespannten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zurechtkämen. So habe sich das Gewinnwachstum der Dax-Konzerne in Summe auf 17 Prozent belaufen.

Die Profitsteigerungen seien allerdings seit November 2022 durch die Börsenkurse bereits reflektiert, konstatiert Streibel. Trotzdem traut der Analyst den Unternehmensgewinnen zu, vom aktuellen Stand bis zum Jahresende im mittleren einstelligen Prozentbereich zu wachsen. Hieraus formt der Experte seine Einschätzung zur weiteren Entwicklung des Dax.

So hoch schätzt Streibel das Kurspotenzial des Dax ein

Und jetzt wird es für Sie als Anleger so richtig interessant. Streibel erwartet nämlich bis zum Jahresende eine Dax-Wertung in Höhe von 16.000 Punkten. Bis Mitte 2024 soll der deutsche Leitindex gar auf 16.500 Punkte steigen können. Zum Vergleich: Am 16.03.2023 um 9.00 Uhr notierte der Dax bei rund 14.900 Punkten. Die DZ Bank sieht also bis Jahresende ein Plus von 7,3 Prozent und bis Mitte 2024 ein Wachstum von 10,7 Prozent.

2023 könnte also weitere Kursgewinne für die Dax-Aktien bereithalten, wenngleich der Zuwachs eher moderat ausfallen dürfte – so zumindest die Einschätzung der DZ Bank. „Ebenso wie wir den starken Anlegeroptimismus vom Jahresbeginn nicht teilen konnten, möchten wir auch jetzt nicht zu viel in die Entwicklungen im US-Bankensektor hineininterpretieren“, heißt es in der Studie von Sven Streibel.

Mein Fazit für Sie

Es sind wahrlich keine einfachen Zeiten: Nach Corona, Ukraine-Krieg, Inflationskrise, Energiekrise, steigenden Zinsen, Konjunktursorgen und geopolitischen Verwerfungen wird der Aktienmarkt nun auch noch mit einer Bankenkrise konfrontiert.

Das wiederum hat in den letzten Tagen zu einer noch höheren Volatilität des Marktes geführt. Die Angst ist also förmlich spürbar. Die Studie der DZ Bank ist insofern interessant, da sie diese Panik ausblendet und sich auf die ansonsten durchaus soliden Faktoren konzentriert. Die Studie lässt sich gar als Aufruf zu mehr Rationalität in diesen hoch emotionalen Zeiten verstehen.

Klar: Natürlich kann auch die DZ Bank nicht die Zukunft vorhersagen. Die Prognose aber könnte einen Beitrag dazu leisten, dass sich der Markt in den kommenden Tagen und Wochen wieder beruhigt.