Daimler Aktie: Anleger und Angestellte büßen für Altlasten

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Dass es schlimm werden würde, damit hatte man gerechnet. Dass die Jahresbilanz für 2019 aber derart verheerend ausfallen würde, war ein Schock: Um fast zwei Drittel ist der Gewinn bei Daimler eingebrochen, trotz steigender Umsätze und starker Absatzzahlen.

Es ist die erste Jahresbilanz, die Ola Källenius als Vorstandschef präsentieren muss. Im vergangenen Frühsommer hatte er den Posten vom langjährigen Konzernchef Dieter Zetsche übernommen und zugleich einen ganzen Haufen an Problemen geerbt.

Weder auf die E-Mobilität noch auf Digitalisierung und Automatisierung ist Daimler gut eingestellt, in all diesen Innovationsfeldern, die in den kommenden zehn Jahren maßgeblich sein dürften für Erfolg und Misserfolg in der Autobranche, hat Zetsche zu spät reagiert. Zu lang hat sich Daimler auf Lorbeeren aus vergangenen Zeiten ausgeruht.

Ausmaß der Versäumnisse aus Zetsche-Zeiten

Nun aber wird nach und nach das Ausmaß der Herausforderungen ersichtlich. Gleich mehrfach hat Källenius in seiner bis dato nicht einmal einjährigen Amtszeit bereits Gewinnwarnungen herausgeben müssen, die jüngste erst im Januar.

Der Grund hierfür liegt ebenfalls in der Vergangenheit: Die Dieselaffäre kommt den Stuttgarter Premiumhersteller teuer zu stehen. Entgegen der anfänglichen Behauptungen Zetsches ist Daimler tief verwickelt in den Skandal um manipulierte Abgaswerte. Rückrufaktionen, juristische Verfahren, milliardenschwere Rückstellungen sind die Folge. Erst vor wenigen Wochen musste das Unternehmen einräumen, dass die bisherigen Rücklagen für die erwarteten Prozess- und Strafkosten nicht ausreichen und weitere Summen zurückstellen.

Das drückt auf die Bilanz und hier speziell auf den Gewinn. Das Betriebsergebnis (Ebit) fiel zurück auf 4,3 Milliarden Euro, das Nettoergebnis auf 2,7 Milliarden Euro – beide Werte liegen um mehr als 60 Prozent niedriger als im Vorjahr.

Daimler Aktie auf Talfahrt: Prämie und Dividende zusammengestrichen

Das bekommen nun auch Mitarbeiter und Anleger sehr direkt zu spüren: Die Tarifbeschäftigten, die im vergangenen Jahr noch eine Prämie von fast 5.000 Euro erhielten, bekommen nun lediglich rund 1.000 Euro ausgezahlt. Zugleich wurde die Dividende zusammengestrichen: Von zuvor üppigen 3,25 Euro je Aktie bleiben in dieser Ausschüttungsrunde gerade einmal 90 Cent stehen. Damit zahlt Daimler seinen Aktionären noch deutlich weniger aus als von Analysten vermutet. Ihre Schätzungen hatten sich vorab im Schnitt um 1,50 Euro je Aktie bewegt.

Källenius kämpft derzeit an allen Fronten, und das bekommen alle Beteiligten zu spüren. Angekündigt ist seit dem Herbst ein umfassendes Sparprogramm. Unter anderem sollen etwa 10.000 bis 15.000 Arbeitsplätze wegfallen – und es steht die Frage im Raum, ob das überhaupt ausreicht.

Anleger jedenfalls gingen nach der Vorstellung der Zahlen am Dienstag zunächst einmal auf Tauchstation, inzwischen hat die Daimler Aktie aber wieder auf Erholungskurs umgeschwenkt und liegt auf Wochensicht sogar leicht im Plus.