Comeback bei CTS Eventim: Warum es trotzdem Risiken gibt!

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Na also – es geht doch: Nach Jahren der Entbehrungen aufgrund der Corona-Pandemie hat der deutsche Ticketverkäufer und Eventveranstalter CTS Eventim endlich wieder auf die Spur zurückgefunden.

In der folgenden Grafik sehen Sie den Geschäftseinbruch der Münchner Firma in den Jahren 2020 und 2021:

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Kein Wunder, waren Konzerte, Musicals, Festivals, Tourneen und andere Großevents wegen des Virus und behördlicher Anweisungen doch lange Zeit ein No-Go. Doch nun hat Corona seinen Schrecken verloren und die Menschen strömten 2022 geradezu zu solchen Veranstaltungen.

Corona-Erholung: So lief es 2022 für CTS Eventim

CTS Eventim steigerte 2022 seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahr um satte 372 Prozent auf 1,93 Milliarden Euro. Interessant ist aber der Vergleich zum Vor-Corona-Niveau, der ebenfalls positiv ausfällt. So verbesserten sich die Erlöse gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2019 um 33 Prozent  – auch infolge von inflationsbedingten Preissteigerungen.

Im Segment „Ticketing“, das Verkauf, Vermittlung, Vertrieb und Vermarktung von Eintrittskarten etwa für Konzerte umfasst, lagen die Umsätze (541 Mio. €) um 12 Prozent höher als in 2019. CTS Eventim profitierte nach eigenen Angaben vor allem vom stärker werdenden Digitalgeschäft – also von Ticketverkäufen über das Internet. Der Konzern hatte während der Corona-Pandemie in dieses Asset investiert und zum Beispiel den sogenannten „Eventim-Pass“ eingeführt, mit dem Nutzer ihre sämtlichen Tickets verwalten, aber auch bequem weiterverkaufen können.

Im Segment „Live Entertainment“ (Durchführung von Tourneen, Veranstaltungen und Festivals) stiegen die Erlöse gegenüber 2019 indes um 43 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro – ebenfalls ein Rekordwert.

Endlich wieder mehr Profit

Klar: Auch Eventim wurde 2022 mit wesentlich höheren Kosten konfrontiert. Vor allem die Personalaufwendungen stiegen im letzten Jahr deutlich an – wegen der Inflation, aber auch wegen Neueinstellungen als Reaktion auf die Corona-Erholung.

Trotzdem erzielten die Münchner in 2022 einen beachtlichen Profit. Bereinigt um Sondereffekte sowie vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verdiente der Konzern 383 Millionen Euro. Das entspricht einem Plus von 34 Prozent gegenüber 2019.

Eventim konnte zum Beispiel die Ticketpreise wegen der beachtlichen Nachfrage ohne größere Probleme erhöhen, was einen Einbruch der Profitabilität verhinderte. So lag die EBITDA-Marge 2022 bei 19,7 Prozent und damit exakt auf dem Vor-Corona-Niveau.

2023: Wie geht es weiter?

Die Prognose für 2023 ist indes nicht ganz so herausragend. Denn: Die Münchner erwarten für das laufende Jahr Umsätze und Ergebniskennzahlen auf dem Niveau von 2022. Das Management begründet das mit den starken Sondereffekten im letzten Jahr.

Erstens: Viele Veranstaltungen wurden wegen des Virus auf 2022 verschoben. Entsprechend schwierig wird es für Eventim nun, dieses Niveau in 2023 zu übertrumpfen. Zweitens: Der Konzern hatte auch im letzten Jahr Corona-Hilfen von der Bundesregierung erhalten. Würde man diese ausklammern, würde das Ergebnis im Vergleich zu 2022 wohl deutlich wachsen.

Analysten hatten trotzdem mit einer besseren Prognose gerechnet, weshalb der Aktienkurs nach Veröffentlichung des Jahresberichts am 23. März signifikant nachgab (Stand: 23.03.2023, 10:00 Uhr).

Mein Fazit für Sie

Wie erwartet hat CTS Eventim seine Corona-Erholung fortgesetzt. Doch 2023 dürfte dem enormen Wachstum die Puste ausgehen. Das ist meiner Meinung nach aber noch kein Grund zur Panik.

Denn die mittelfristige Perspektive stimmt. Schauen Sie: Laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC werden die digitalen Umsätze der deutschen Entertainment- und Medienindustrie zwischen 2021 und 2026 im Schnitt um jährlich 6,4 Prozent zulegen. Das spricht dafür, dass auch Eventim dank seines ausgebauten und margenstarken Digitalgeschäfts auf dem richtigen Weg ist.

Zusätzliches Potenzial hat sich der Konzern erst kürzlich in den USA gesichert. Demnach kooperiert Eventim im Rahmen eines Joint-Ventures mit zwei US-amerikanischen Eventveranstaltern, um diesen Zugang zum Produkt- und Dienstleistungsportfolio rund um Tickets und Live-Events zu ermöglichen. Dadurch stärken die Münchner ihre Präsenz auf dem verheißungsvollen US-Markt.

Der Analyst Henrik Paganetty von Jefferies lobte ausdrücklich diese Kooperation und sieht hierfür einen günstigen Zeitpunkt. Das Kursziel des Experten zur CTS Eventim-Aktie liegt indes bei 77 Euro. Das entspricht im Vergleich zum Kursniveau vom 23. März einer möglichen Rendite von immerhin 40 Prozent.

Auf der anderen Seite muss das deutsche Unternehmen immer noch die Altlasten aus der Corona-Pandemie verdauen – auch juristisch. Erst Anfang März wurde bekannt, dass sich in Deutschland mehr als 1.500 Menschen einer Musterklage gegen den Konzern angeschlossen haben. Die Kläger monieren, dass Eventim bei abgesagten Veranstaltungen einzelne Komponenten des Ticketpreises einbehalten habe, woraufhin die Käufer etwa auf der Buchungsgebühr sitzen geblieben seien.

Hier könnte es für den Konzern und die Aktie noch zu negativen Überraschungen kommen. Immerhin: Eventim will nach Jahren der Pause endlich wieder eine Dividende ausschütten – in Höhe von 1,06 Euro pro Aktie. Das entspricht kumuliert in etwa der Hälfte des Konzernüberschusses und einer Dividendenrendite von 1,8 Prozent (Stand: 23.03.2023, 10:00 Uhr).

Sie sehen also: Es gibt auch einige Negativfaktoren rund um Deutschlands größten Ticketverkäufer. Als Anleger können Sie meiner Meinung nach aber trotzdem auf die mittel- bis langfristigen Wachstumschancen setzen. Mit ausreichend Geduld kann die Aktie durchaus neues Renditepotenzial freisetzen.