Biontech-Impfstoff bald auch in China verfügbar?
Anleger glaubten zuletzt nicht daran, doch möglicherweise kommt sie nun doch noch: eine größer angelegte Impfkampagne in China, basierend auf mRNA-Impfstoffen wie jenem des Mainzer Pharmaunternehmens Biontech.
China gibt Null-Covid-Politik auf
China, das als eines von wenigen Ländern weltweit bis zuletzt eine strikte Null-Covid-Politik verfolgte und dabei auch vor radikalen Lockdown-Maßnahmen nicht zurückschreckte, läutete kürzlich eine 180-Grad-Wende ein. Die Proteste in der Bevölkerung wurden immer deutlicher vernehmbar, sehr zum Missfallen der Zentralregierung in Peking.
Nun fielen quasi über Nacht nahezu sämtliche Beschränkungen, ohne dass die Bürger oder die Krankenhäuser sich darauf hätten angemessen vorbereiten können. Die Folge ist eine massive Infektionswelle, wobei es seit dem Auslaufen der Maßnahmen auch keine täglichen Aktualisierungen der Fallzahlen mehr gibt. Schätzungen zufolge könnten rund 250 Millionen Menschen seit Ende November infiziert worden sein, das wäre etwa ein Fünftel der chinesischen Gesamtbevölkerung.
Chinesische Impfstoffe weitgehend wirkungslos
Ein Problem der Volksrepublik: Die eigenen Impfstoffe sind gegen die derzeit grassierenden Omikron-Varianten des Virus weitgehend wirkungslos, das Infektionsgeschehen kann sich fast ungebremst ausbreiten. Bislang hat China darauf bestanden, die eigenen Bürger ausschließlich mit chinesischen Totimpfstoffen zu immunisieren. Nun aber könnte ein Umdenken einsetzen.
Waren mRNA-Impfstoffe, die in Europa, den USA und weiten Teilen der Welt für einen erfolgreichen Schutz sorgen konnten, in China bis dato nur für deutsche Staatsbürger zugelassen, sind sie inzwischen offenbar auch in Hongkong verfügbar. Wer mindestens 18 Jahre alt ist und zuvor bereits eine Impfung abgeschlossen hat, kann sich dort nun mit mRNA-Vakzinen von Biontech boostern lassen, die speziell auf die Omikron-Varianten angepasst wurden und seit dem Herbst auch in Deutschland verfügbar sind.
Öffnet sich China für mRNA-Impfstoffe?
Sollte das auf ganz China ausgeweitet werden, würde das noch einmal ganz neue Einnahmequellen mit sich bringen. Für die Mainzer Forscher brachte die Pandemie den wirtschaftlichen Durchbruch, das jahrelang defizitär arbeitende Labor schreibt inzwischen Milliardengewinne und verhalf nebenbei auch der sonst klammen Kommune Mainz zu neuem Wohlstand.
Dabei war der Impfstoff nur ein Nebenprodukt der Forschung: Eigentlich versucht sich das Unternehmen an der Entwicklung neuer Therapiemaßnahmen für bestimmte Krebsarten und andere Erkrankungen, die bislang als schwer heilbar gelten oder deren Therapien mit gravierenden Nebenwirkungen einhergehen.
Gewinneinbruch erwartet – China könnte das Schlimmste abfedern
Hierfür liefert der Impfstoff-Durchbruch nun eine wichtige Einnahmequelle, wenngleich Anleger hier mit einer rückläufigen Dynamik rechnen. So wird für den US-Pharmakonzern Pfizer, der das Vakzin gemeinsam mit Biontech auf den Weg gebracht hat, ein Umsatz- und Gewinneinbruch erwartet: Das Niveau des Vorjahres, das geprägt war vom Erfolg des Impfstoffes, der weltweit benötigt wurde, wird sich dauerhaft kaum halten lassen. Ähnliche Erwartungen gelten auch mit Blick auf Biontech.
Sollte sich aber China mit gut einer Milliarde Einwohner nun doch noch öffnen für ausländische Impfstoffe auf mRNA-Basis, könnten die Mainzer weich fallen. Die Biontech Aktie hat seit Beginn des Jahres rund ein Drittel an Wert verloren, gilt aber langfristig als aussichtsreich.