BioNTech im Deal-Fieber: Nach Corona fit für die Zukunft!

Inhaltsverzeichnis

BioNTech war bzw. ist der Corona-Profiteur schlechthin. Das Unternehmen hat es mit seinem Impfstoff praktisch über Nacht zu Weltruhm gebracht und sich selbst eine außerordentliche Geldgrube verschafft.

In der Grafik[1] sehen Sie die Entwicklung der wichtigsten Geschäftszahlen von BioNTech und vor allem den Boom in den Jahren 2021 und 2022:

Denn tatsächlich hat BioNTech auch im letzten Jahr mit 9,4 Milliarden Euro einen satten Gewinn eingefahren, obwohl die Corona-Pandemie ihren Schrecken mehr oder weniger verloren hat und die Impfquoten praktisch eingebrochen sind. Noch profitierte BioNTech in 2022 von den etlichen staatlichen Bestellungen.

Nach Corona: Wie geht es mit BioNTech weiter?

2023 aber dürfte der Boom wesentlich deutlicher abkühlen, wie die Mainzer kürzlich einräumen mussten. Demnach erwartet BioNTech für das laufende Jahr Umsätze mit Covid-19-Impfstoffen in Höhe von rund 5 Milliarden Euro. Klar: Das ist immer noch eine Hausnummer – allerdings nur etwa ein Drittel der Erlöse von 2022.

Die Corona-Sonderkonjunktur geht also allmählich zu Ende. Und BioNTech steht in diesem Jahr am Scheideweg: Ist die BioTech-Firma eine Eintagsfliege oder ist sie ein nachhaltig erfolgreicher Revolutionär der Medizinbranche? Diese Frage bewegt derzeit die Börse.

Innovative Therapien: Mainzer investieren in die Zukunft

Was beim Blick auf den neuen Geschäftsbericht direkt auffällt: BioNTech hat seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) in 2022 signifikant erhöht – um rund 60 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Gleichzeitig steigerte das Management die Mitarbeiterzahl im F&E-Bereich deutlich. Die Mainzer investieren Teile ihrer coronabedingten Mega-Gewinne also in die Zukunft.

Um den langfristigen Wert der Firma sicherzustellen, forcieren die Mainzer aber auch immer mehr Übernahmen und Kooperationen. Erst kürzlich hatte BioNTech den Zukauf der KI-Firma InstaDeep bekannt gegeben und eine Lizenzvereinbarung mit dem US-Krebsspezialisten OncoC4 geschlossen.

ADC-Krebsmittel von DualityBio: BioNTech greift auf Chinas Know-how zu

Nun hat der deutsche Wirkstoffforscher abermals nachgelegt. Nur zwei Wochen nach dem millionenschweren Deal mit OncoC4 fädelte BioNTech eine weitere Kooperation ein – diesmal im potenziellen Milliardenbereich. Konkret sichern sich die Mainzer von der chinesischen BioTech-Firma DualityBio die Lizenzen für zwei potenzielle Krebsmittel zur Behandlung solider Tumore.

Und das lässt sich BioNTech einiges kosten. Zunächst wird DualityBio von den Deutschen eine Vorauszahlung in Höhe von 170 Millionen US-Dollar erhalten. Zudem haben die Chinesen Anspruch unter anderem auf verschiedene Meilensteinzahlungen von potenziell über 1,5 Milliarden US-Dollar.

Bei den beiden Medikamentenkandidaten der Chinesen handelt es sich um sogenannte „ADCs“ (Antibody-Drug Conjugates). Diese Antikörper-Wirkstoff-Konjugate sollen gezielt Krebszellen zerstören und gleichzeitig eine Schädigung des gesunden Gewebes verhindern.

Entsprechend gelten die ADCs als mögliche Alternative zur schädlichen Chemotherapie. Kein Wunder also, dass die BioTech- und Pharmabranche hohes Potenzial in solchen Mitteln sieht. So haben zuletzt unter anderem AstraZeneca und Pfizer über Kooperationen und Zukäufe ebenfalls ihre Portfolios in Sachen ADCs verstärkt.

Wirkstoffkandidaten auf der Beschleunigungsspur

Die beiden Wirkstoffkandidaten von DualityBio sind:

  • „DB-1311“
  • und „DB-1303“

BioNTech wird im Rahmen des Deals die kommerziellen Rechte dieser beiden Kandidaten erhalten – mit Ausnahme von Hongkong, Macau und Festlandchina. Dort wollen die Chinesen offenbar das Zepter in der eigenen Hand behalten. Zudem umfasst die Vereinbarung eine Option, wonach einer der beiden Wirkstoffkandidaten (DB-1311) auf dem US-Markt gemeinsam vermarktet werden könnte.

Der andere Produktkandidat DB-1303 ist laut BioNTech indes weiter fortgeschritten und befindet sich bereits in der zweiten von drei klinischen Phasen. Auch hat DB-1303 von der US-Behörde FDA einen sogenannten „Fast-Track-Status“ erhalten. Dieser soll Entwicklung und Genehmigung neuer Arzneimittel beschleunigen.

Das staatliche Interesse an solchen Krebstherapien scheint also sehr hoch zu sein – vom Bedarf ganz zu schweigen.

Mein Fazit für Sie

Dass BioNTech seine Gewinne reinvestiert, um sich selbst zukunftsfähig zu machen, ist nur logisch. Ohnehin ist die Entwicklung und Etablierung von Therapien zur Krebsbekämpfung das ursprüngliche Forschungsfeld der Mainzer Firma. Nun hat das Unternehmen das nötige „Kleingeld“, um das Ganze erheblich zu beschleunigen. Dass BioNTech hierfür auch auf die Expertise von aussichtsreichen Wettbewerbern setzt und sich dieses lukrative Potenzial ins Haus holt, stärkt die Perspektive der Mainzer meiner Meinung nach exorbitant.

Hinzu kommen freilich die eigenen Engagements, die sich ebenfalls sehen lassen können. Im Folgenden ein aktueller Überblick zu den BioNTech-Pipelines:

  • Herpes-Simplex-Virus-2-Impfstoff: Phase-1-Studie seit Dezember 2022
  • Malaria-Impfstoff: Phase-1-Studie seit Dezember 2022
  • Gürtelrose-Impfstoff: Phase-1/2-Dosisfindungsstudie seit Februar 2023
  • mehrere Krebsimpfstoffe zur Behandlung unterschiedlicher Karzinome: diverse Phase-1/2-Studien.

Vor allem die mRNA-Krebsimpfstoffe gelten als extrem aussichtsreich und könnten Millionen Betroffenen helfen. BioNTech jedenfalls ist zuversichtlich, dass diese medizinische Revolution gelingen kann. Noch in diesem Jahr sollen weitere klinische Studien mit Tausenden Probanden beginnen. Und noch vor 2030 sollen Krebsimpfstoffe zum Behandlungsalltag gehören, so Firmenchef Uğur Şahin.

Für die BioNTech-Aktie, die im bisherigen Jahresverlauf eher schlecht als recht lief, ist das durchaus ein starker Lichtblick, der neues Renditepotenzial freisetzt. BioNTech könnte nach Corona auch bei der Bekämpfung von Krebs zu einem Global Player aufsteigen.

Als Anleger sollten Sie trotzdem berücksichtigen, dass dies alles Zukunftsmusik ist. Noch immer ist es möglich, dass BioNTech mit seinen neuen Wirkstoffen scheitern könnte. Das würde die Aktie wohl gen Boden rauschen lassen – auch weil der Fokus der Börse jetzt nicht mehr so sehr auf Corona liegt, sondern eben auf diesen neuen Hoffnungsträgern.

Viele unabhängige Wissenschaftler aber schreiben BioNTech durchaus gute Chancen zu. Die „Geldgrube“, so der Name der Mainzer Straße, an der sich die BioNTech-Zentrale passenderweise befindet, dürfte also noch längst nicht versiegt sein.


[1] Quelle: www.aktienscreener.com