Auto1 Aktie: Auf Wachstumskurs – aber die Marge ist unter Druck!

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Es war einer der meistbeachteten Börsengänge des laufenden Jahres: Im Februar 2021 betrat der Online-Autohändler Auto1 das Börsenparkett. Nun, anlässlich der neuen Zahlen, wollen wir für Sie heute ein kleines Zwischenfazit ziehen.

Zunächst aber ein paar Fakten zum Unternehmen

Auto1 mit Sitz in München wurde 2012 gegründet. Nach eigenen Angaben ist man Europas größter digitaler Gebrauchtwagenhändler – mit mehr als 3.000 gehandelten Fahrzeugen pro Tag und mehr als 2 Millionen Privatkunden.

Verbrauchern dürfte die Firma dank der offensiven Fernsehwerbung vor allem durch die Marke „Wirkaufendeinauto.de“ bekannt sein. Darüber können Autos unkompliziert geprüft und ebenso simpel verkauft werden. Zudem betreibt das Unternehmen die namensgebende Plattform „Auto.1.com“, die aber eher auf das B2B-Geschäft ausgerichtet ist, sowie den Dienst „Autohero“. Dazu aber gleich mehr.

Umsatz stark – Marge leidet unter hohen Investitionen

Nun die neuen Quartalszahlen: Sie werden schnell merken, dass Auto1 hier ein recht solides Zahlenwerk vorgelegt hat, das aber an einer entscheidenden Stelle enttäuscht, zumindest an der Börse. Im ersten Quartal erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 1,065 Milliarden Euro. Das ist eine Steigerung von gigantischen 164 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal, das allerdings stark im Zeichen der Corona-Krise stand.

Nichtsdestotrotz: Der Umsatzwert ist auch gegenüber dem Vorkrisenniveau ein deutlicher Schritt in die richtige Richtung. Zum erstem gelang Auto1 der Sprung über die Schwelle von einer Milliarde Euro Quartalsumsatz. Gleichzeitig erwirtschaftete man den höchsten Bruttogewinn in der Unternehmensgeschichte. Dieser lag bei 99 Millionen Euro und verbesserte sich somit um 266 Prozent. Operativ schrieb der Börsenneuling allerdings einen Verlust von 23 Millionen Euro.

Anleger wollen operative Gewinne sehen

Das ist ein Grund, warum viele Anleger mit dem Zahlenwerk nicht zufrieden waren und den Aktienkurs letzte Woche gen Boden schickten. Denn: Der operative Verlust resultiert vor allem aus den erheblichen Investitionen, die Auto1 derzeit anstrengt. Und das dürfte erst einmal so weitergehen.

Für das Gesamtjahr erwartet Auto1 eine bereinigte EBITDA-Marge von -2,5 bis -3 Prozent. Man wolle noch mehr, noch schneller investieren, so Firmenchef Christian Bertermann. Sie als Anleger müssen sich also noch eine Weile gedulden, bis das Unternehmen tatsächlich profitabel ist.

„Autohero“ soll groß gemacht werden

Große Teile der hohen Investitionen sollen übrigens in die oben erwähnte Plattform „Autohero“ fließen. Diese ist hierzulande noch weit weniger bekannt als „Wirkaufendeinauto.de“, konnte aber den Absatz im letzten Quartal bereits um das 7-fache steigern. Die Geldmittel seien vor allem für den Ausbau der „„Autohero“-Werkstätten gedacht, die die gebrauchten Autos herrichten und dann weiterverkaufen.

Um den Dienst zusätzlich zu pushen, hat sich Bertermann etwas ganz Besonderes ausgedacht. So sollen künftig immer häufiger LKWs eingesetzt werden, um die verkauften Gebrauchtwagen bis zur Haustür des Kunden zu liefern. Der Clou: Die Anhänger haben durchsichtige Scheiben, was die Auslieferung zu einer Art Event machen soll – inklusive hohem PR-Faktor.

Langfristiges Potenzial

Fazit für Sie: Auto1 kann nach den Querelen der Corona-Krise endlich wieder Fuß fassen. Gleichzeitig forciert das Unternehmen hohe Investitionen, die das operative Ergebnis wohl noch einige Zeit belasten werden. Anleger müssen also Geduld haben. Auf langfristige Sicht hat das Unternehmen durchaus die Chance, sein schnelles Wachstum und seine Vorreiterstellung zu einem lukrativen Geschäft zu machen.

Nicht zuletzt gilt der Gebrauchtwagenmarkt, vor allem der Online-Bereich, als äußerst zukunftsfähig. Denn immer mehr vor allem junge und digitalaffine Menschen setzen infolge der Corona-Krise auf den praktischen Individualverkehr, wollen sich aber keinen teuren Neuwagen leisten.