Deutsche Rohstoff-Aktie nach den Rekordzahlen: Und jetzt?
Für viele deutsche Unternehmen war das erste Halbjahr 2024 nicht gerade ein Zuckerschlecken. Doch es gibt auch Ausnahmen. Einer dieser Lichtblick ist die Deutsche Rohstoff AG. Bevor wir uns das neuste Zahlenwerk genauer anschauen, zunächst ein paar Hintergrundinfos für Sie.
Deutsche Rohstoff AG: Das steckt dahinter
Die Deutsche Rohstoff AG mit Sitz in Mannheim ist eine Holding-Gesellschaft vor allem für Erdöl und Erdgas mit Schwerpunkt auf den USA. Heißt: Das Unternehmen investiert in interessante fossile Projekte in den Vereinigten Staaten, hilft bei deren Entwicklung, beschafft Finanzierungspartner, übernimmt bisweilen den Betrieb und verdient an Wertsteigerungen und steigenden Marktpreisen. Derzeit ist die Deutsche Rohstoff mit vier Tochtergesellschaften in den USA aktiv. In der Infografik sehen Sie die Konzernstruktur:
Quelle: Deutsche Rohstoff AG (https://rohstoff.de/de/unternehmen/konzernstruktur)
Der Schwerpunkt der Mannheimer liegt auf der Rocky Mountain Region mit Fokus auf Wyoming und Colorado. Die Deutsche Rohstoff agiert dort sowohl als Betriebsführer (Durchführung eigener Bohrungen) als auch als reiner Investor (finanzielle Beteiligung an Bohrungen). Mit ihren vier Tochterfirmen ist der Konzern an mehr als 170 Bohrungen in den USA beteiligt. Das auf den Konzern entfallende Produktionsvolumen lag im letzten Jahr bei rund 4,7 Millionen Barell Öläquivalent (boe).
Zum Vergleich: Der größte US-Ölkonzern, Exxon Mobil, will im laufenden Jahr rund 3,8 Mio. boe hervorbringen – pro Tag. Die Deutsche Rohstoff AG ist also gegenüber den Branchenschwergewichten eher ein kleines Licht.
Zweites Standbein: Metalle Wolfram und Lithium
Neben Öl und Gas engagiert sich das Unternehmen auch bei den Metallen, wenngleich das entsprechende Geschäft bis dato nur einen Bruchteil des Gesamtumsatzes ausmacht. Aktuell hält die Deutsche Rohstoff eine Beteiligung an der kanadischen Wolfram-Firma Almonty. In der portugiesischen Panasqueira-Mine fördern die Kanadier das Metall. Zudem befindet sich ein Projekt in Südkorea in der Entwicklungsphase. Dieses soll Wolfram zu sehr günstigen Produktionskosten liefern. Wolfram ist ein wichtiger Rohstoff für die Leuchtmittel-Industrie, wird unter anderem aber auch zum Strahlenschutz eingesetzt.
Zusätzlich zum Wolfram-Engagement ist der Konzern auch an der Prime Lithium AG beteiligt, die in Deutschland innovative chemische Verfahren für die Produktion von hochreinem, batteriefähigem Lithiumhydroxid entwickelt. Derzeit laufen Gespräche mit Investoren über die mögliche Finanzierung einer Pilotanlage. Zudem hatten die Mannheimer Ende 2023 ihren Anteil an dem australischen Lithium-Explorateur EXAI in die neue Börsenfirma Premier1 Lithium eingebracht und dadurch eine Beteiligung an dieser erhalten.
Deutsche Rohstoff meldet Rekordumsatz und -produktion
Schauen wir uns jetzt die neuen Zahlen an: Tatsächlich hat die Rohstoff AG vor wenigen Tagen neue Rekorde gemeldet. So schoss der Umsatz im ersten Halbjahr 2024 um knapp 50 % auf 112,2 Mio. EUR nach oben. Die Produktion erreichte mit 14.764 Barrel Öläquivalent pro Tag (boepd) ebenfalls einen neuen Rekordwert. Das Betriebsergebnis (EBITDA) stieg derweil auf 83,8 Mio. EUR (+49,6 %). Das Konzernergebnis verbesserte sich um knapp 16 % auf 21,4 Mio. EUR.
Bedingt sind die guten Wachstumszahlen vor allem durch die höhere Produktion. Allein in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres haben 15 Bohrungen ihren Betrieb aufgenommen. Hinzu kam die erfreuliche Entwicklung des Ölpreises. So lag der WTI-Preis im ersten Halbjahr im Schnitt bei 79,70 USD pro Barrel. Im Vorjahr waren es nur 74,73 USD gewesen. Damit entwickelte sich der Ölpreis positiver als vom Management ursprünglich erwartet worden war.
Dass der Nettogewinn deutlich schwächer wuchs als das Betriebsergebnis, ist indes auf die höheren Abschreibungen zurückzuführen. Die Deutsche Rohstoff AG verlagert aktuell ihre Aktivitäten stärker nach Wyoming. Durch die damit verbundenen, kapitalintensiven Bohrungen entstehenden hohe Kosten. Trotzdem zeigte sich der Konzern nach wie vor solide finanziert. Die Eigenkapitalquote lag zum Ende des ersten Halbjahrs bei 41,5 % (Ende 2023: 38 %). Das Eigenkapital pendelte sich bei 212,5 Mio. EUR ein (Ende 2023: 187,5 Mio. EUR).
Prognose für 2024 bestätigt
Bezüglich der Prognose zeigte sich das Management weiterhin zuversichtlich. Im Gesamtjahr soll der Umsatz bei 210 bis 230 Mio. EUR liegen und das EBITDA bei 160 bis 180 Mio. EUR. Das Unternehmen erwartet einen durchschnittlichen Ölpreis von 75 USD (WTI) und einen Gaspreis von 2 USD/mcf. Zum Vergleich: Derzeit notiert der WTI-Preis bei 76,27 USD pro Barrel und der Gaspreis am US-Verteilknoten Henry Hub bei 2,19 USD/mcf (Stand: 19.08.2024, 10:00 Uhr).
Das Management der Mannheimer Holding hat also eine eher konservative Schätzung zur Entwicklung der Marktpreise der fossilen Energieträger abgegeben.
Mein Fazit für Sie
Das Zahlenwerk der Deutschen Rohstoff AG ist meiner Meinung nach grundsolide. Die Öl- und Gas-Holding zeigt ein starkes Wachstum und konnte trotz höher Investitionen ihren Nettogewinn verbessern.
Nun gilt es abzuwarten, wie sich die Marktpreise in den nächsten Monaten entwickeln werden. Einige Experten haben inzwischen etwas pessimistischere Signale gesendet. So hat die Commerzbank ihre Ölpreisprognose sowohl beim europäischen Brent als auch beim amerikanischen WTI um 5 USD gesenkt. Bei der für die Rohstoff AG wichtigen Sorte WTI liegt die Prognose nun bei 80 USD je Barrel.
Die Commerzbank betonte die schwachen Nachfragedaten aus China. Unterstützend für den Marktpreis dürften sich hingegen die politischen Spannungen im Nahen Osten erweisen. Zudem erwarten die Experten, dass die mächtige OPEC+ ihre Produktion entgegen den bisherigen Ankündigungen doch nicht in vollem Umfang erhöhen wird.
Das Umfeld für die Rohstoff AG ist also durchaus von einigen Unsicherheiten geprägt – wenngleich der Titel mit einem niedrigen KGV von 2,87 und einer Dividendenrendite von 4,8 % meiner Meinung nach eine gewisse Attraktivität bietet.