DAX tritt auf der Stelle, Asien auf der Überholspur

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Der DAX schickt sich an, den Freitag mit wenig Elan zu beginnen– und damit weiterhin knapp unter der magischen Marke von 24.500 Punkten, an der sich der Index diese Woche bereits mehrmals die Zähne ausgebissen hat. Trotz positiver Signale im Zollstreit mit den USA kam gestern der nächste Anlauf nicht über die Hürde hinaus. Statt Euphorie dominierte eher Ernüchterung – vor allem, weil die Hoffnung auf eine EZB-Zinssenkung im September bröckelt.

Ein ganz anderes Bild zeigt sich in Asien: Zwar gingen am Freitag viele Märkte leicht zurück – aber insgesamt steuern sie auf eine der besten Handelswochen seit Monaten zu. Besonders Japan glänzte mit mehr als 4 % Wochenplus, beflügelt von einem Handelsabkommen mit den USA. Allerdings trübten Inflationsdaten am Freitag ein wenig die Stimmung.

Auch in Hongkong sorgten KI-Fantasien und Chip-Hoffnungen (Stichwort: Nvidia!) für Kauflaune – der Hang Seng legte in dieser Woche um 3,3 % zu. In China richten sich die Blicke nun auf die Politbürositzung, die neue Impulse für die Wirtschaft liefern soll.

An der Wall Street dagegen ging es uneinheitlich zu: Während der S&P 500 und der Nasdaq neue Rekorde erklommen, verlor der Dow Jones 0,7 %. Grund dafür war vor allem die überraschend stabile Lage am US-Arbeitsmarkt – schlechte Nachrichten für alle, die auf baldige Zinssenkungen hoffen.

Unternehmensnachrichten / Einzelaktien – Zwischen Alphabet-Glanz und Puma-Pech

Die Berichtssaison ist in den USA in vollem Gange – und sie liefert eine bunte Mischung aus Freud und Leid: Ähnlich sieht es auch in Deutschland aus.

Alphabet konnte überzeugen: Die Google-Mutter punktete mit starker Werbenachfrage und einem rasanten Umbau ihrer Suche mit Hilfe von KI. Ergebnis: Die Aktie stieg um 1 %. Analysten lobten ein „sehr starkes Quartal“.

Tesla hingegen fährt momentan eher im Rückwärtsgang. Nach einem enttäuschenden Quartal stürzte die Aktie um 8,2 % ab. Der Gewinn sank erneut, die Konkurrenz wird stärker – und Elon Musk dürfte heute keinen guten Tag haben.

Auch HoneywellIBMDow Inc. und American Airlines sorgten für Stirnrunzeln: Trotz teilweiser guter Zahlen ging es mit den Kursen abwärts – teilweise zweistellig. Offenbar reicht „solide“ nicht mehr, wenn die Erwartungen astronomisch hoch sind.

Ganz anders bei T-Mobile US: Die Tochter der Deutschen Telekom überraschte mit glänzenden Zahlen und kräftigem Kundenwachstum. Die Aktie legte fast 6 % zu – ein echtes Highlight im gestrigen Handel.

Für Puma dagegen war es ein rabenschwarzer Tag: Das Unternehmen kapituliert vor der Realität und verabschiedet sich vom Umsatzwachstum für 2025. Stattdessen droht nun sogar ein Verlust. Besonders enttäuschend fiel das zweite Quartal in den Kernmärkten Europa, Nordamerika und China aus. Die Aktie könnte heute kräftig unter Druck geraten.

Etwas erfreulicher lief es bei der Deutschen Börse: Das Unternehmen profitiert von geopolitischen Unsicherheiten, die europäische Werte für viele Investoren attraktiv machen. Die Nettoerlöse stiegen, die EBITDA-Erwartungen wurden leicht übertroffen – Grund genug für vorsichtigen Optimismus.

Und Traton? Die VW-Nutzfahrzeugsparte musste ihre Jahresprognose deutlich nach unten anpassen. Absatz, Umsatz, Rendite – alles schwächer als erhofft. Die Aktie dürfte entsprechend unter Druck stehen.

Politischer Einfluss – Handelszölle, EZB-Zinsen und das große Pokern

Politisch bleibt der Fokus weiterhin auf den Zollstreit zwischen EU und USA. Sollte bis zum 1. August keine Einigung gefunden werden, könnten US-Zölle in Höhe von 30 % auf EU-Importe verhängt werden – ein herber Rückschlag für Exporteure und besonders die deutsche Industrie.

Die Europäische Zentralbank sendet derweil uneindeutige Signale: Eine Zinssenkung im September ist weniger wahrscheinlich geworden, was gestern bereits für Gewinnmitnahmen sorgte. Gleichzeitig kämpfen die Märkte mit der anhaltenden Unsicherheit über die künftige Geldpolitik in Japan, Australien und den USA.

In China blickt man gespannt auf die Politbürositzung: Die Erwartungen an Konjunkturmaßnahmen sind hoch, doch konkrete Ergebnisse lassen (noch) auf sich warten. Der Zeitpunkt der Sitzung ist zudem unklar – was in chinesischer Politik fast schon ein Statement ist.

Fazit – Abwarten und Tee trinken

Während der DAX mühsam an der 24.500-Punkte-Marke kratzt, liefert die Berichtssaison der Unternehmen reichlich Gesprächsstoff. Von KI-befeuertem Höhenflug (Alphabet) bis zur Bauchlandung (Puma) ist alles dabei. Politisch stehen die Zeichen eher auf Vorsicht – Zölle, Zinsen und Zentralbank-Poker machen eine klare Prognose schwer. Kurz: Es bleibt spannend an den Märkten – aber wer auf Impulse hofft, braucht heute Geduld.