DAX mit Ambitionen, Wall Street mit Sorgenfalten
Der DAX zeigt sich am Freitagmorgen von seiner optimistischen Seite: Es dürfte zum Wochenschluss aufwärts gehen. Damit kratzt der DAX erneut an der runden Marke und könnte sein Wochenplus von aktuell etwa einem Prozent noch etwas ausbauen. Das Allzeithoch von 24.152 Punkten bleibt in Reichweite – zumindest optisch.
Weniger euphorisch die Lage an der Wall Street: Nach zwei durchwachsenen Tagen blieben nennenswerte Impulse am Donnerstag aus. Dow, S&P 500 und Nasdaq schlossen beinahe unverändert. Sorgen um das wachsende US-Staatsdefizit und eine zähe Nachfrage nach Anleihen lasten weiter schwer auf der Stimmung. Analyst Craig Johnson spricht von einer „abgekühlten Rally“, Louis Navellier ergänzt trocken: Ohne sinkende Renditen bleibt auch die Rally auf Eis.
Asien zeigte sich am Freitag etwas robuster: Japans Nikkei kletterte trotz starker Inflationsdaten. Die Verbraucherpreise zogen stärker an als erwartet – für Anleger eigentlich ein Grund zur Nervosität, doch steigende Löhne und robuste Konsumausgaben lassen auf stabile Konjunktur hoffen. In China wiederum feierten die Börsen vorsichtig weiter – beflügelt durch Hoffnung auf Entspannung im Zollstreit mit den USA und frische Konjunkturmaßnahmen aus Peking.
Unternehmensnachrichten & Einzelaktien – Von Tech-Frust bis Textil-Freude
In den USA standen Krankenversicherer unter Druck: Humana (-7,6 %) und UnitedHealth (-2,1 %) mussten Federn lassen, nachdem die Gesundheitsbehörde CMS intensivere Prüfungen ankündigte. Auch bei First Solar (-4,3 %) und Analog Devices (-4,6 %) regierte der Pessimismus – Trump’s neues Steuerpaket könnte grüne Förderungen kappen, zudem enttäuschte Analog mit seinem Ausblick.
Für Lichtblicke sorgten der Cloud-Spezialist Snowflake (+13 %, dank starker Umsatzprognose) und Urban Outfitters (+23 %), wo gute Quartalszahlen zu einem Rekordhoch führten. Nike (+2,2 %) konnte mit einem Comeback auf Amazon punkten – eine Rückkehr auf den Online-Marktplatz, den man 2019 verlassen hatte.
Auch Coinbase erfreute die Krypto-Fans mit einem Plus von 5 % – der Bitcoin kletterte erstmals über die 112.000-Dollar-Marke und zieht alles mit sich nach oben, was irgendwie mit Wallets, Blöcken oder Hashrates zu tun hat.
In Deutschland sorgte Lenovo für Gesprächsstoff. Trotz US-Zöllen will der Tech-Riese an der Fertigung in China festhalten – zumindest vorerst. Der Umsatz des Konzerns wuchs zuletzt um 23 %, der Gewinn fiel allerdings deutlich. In Deutschland hält Lenovo inzwischen ein Drittel des PC-Markts, KI-PCs und das Ende von Windows 10 treiben das Geschäft.
Die Salzgitter AG rückt ebenfalls in die Schlagzeilen: Medienberichten zufolge prüft der Stahlriese den Verkauf seiner Tochter KHS – ein Milliarden-Deal könnte winken.
Trumps Steuerpläne und asiatische Spannungspausen
Ein Comeback in alter Form? Donald Trump bringt sein Steuer- und Ausgabengesetz erneut auf den Weg – und das mit Erfolg im Repräsentantenhaus, wenn auch knapp. Dauerhafte Steuererleichterungen stehen auf dem Plan, Gegenfinanzierung durch Kürzungen bei Sozialleistungen inklusive. Die Demokraten sind erwartungsgemäß auf Abwehr eingestellt. Der Senat muss nun entscheiden – die Börsen bleiben angespannt.
In Fernost wirkt die Aussicht auf eine mögliche Deeskalation im Handelskonflikt mit den USA wie ein kleiner Beruhigungstee für die Märkte – auch wenn gleichzeitig Peking gegen neue Chip-Beschränkungen protestiert. Die chinesische Regierung setzt weiterhin auf Konjunkturpakete und Zinssenkungen – eine Taktik, die zumindest kurzfristig für gute Laune auf dem Parkett sorgt.