Daimler Aktie unter Druck: Verbraucherschützer ziehen vor Gericht

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Erst Volkswagen, jetzt auch Daimler: Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat gegen den Stuttgarter Autobauer eine Musterfeststellungsklage eingereicht. Es geht – wieder einmal – um den Dieselskandal.

Skandal von 2015 dauert weiter an

Systematisch manipulierte Abgaswerte, die auf dem Prüfstand Messwerte im Zielbereich erfüllten, im normalen Straßenverkehr aber deutlich mehr Schadstoffe in die Umwelt pusteten, haben den Ruf der gesamten Branche schwer beschädigt.

Im September 2015 war der Skandal ans Licht gekommen, betroffen war damals zunächst der Volkswagen-Konzern, erst später weitete sich das Geschehen auch auf Modelle anderer Hersteller aus.

Daimler bestreitet Manipulationsvorwürfe

Im Falle von Daimler gilt es nun, die Lage differenziert zu betrachten – denn nicht in allen Fällen ist juristisch relevantes, tatsächlich „sittenwidriges“ Handeln erkennbar. Einzelne Klagen verschiedener Kunden hatten daher zu unterschiedlichen Urteilen geführt: Mal bekamen die Kunden recht, mal der Konzern.

Daimler selbst hat sich gegen die Vorwürfe stets zur Wehr gesetzt und hält an dieser Linie auch mit Blick auf die Musterfeststellungsklage fest. Sowohl der Autobauer als auch die Verbraucherschützer hoffen jedoch darauf, dass über diesen Weg mehr rechtliche Klarheit erlangt werden kann.

Verbraucherschützer reichen Musterfeststellungsklage ein

Die Besitzer von rund 50.000 Daimler-Fahrzeugen können sich der Musterfeststellungsklage nun anschließen und dadurch verhindern, dass etwaige Schadensersatzansprüche zum Jahresende hin durch Verjährung hinfällig werden. Die betroffenen Autos waren 2018 vom Hersteller zurückgerufen worden.

Trotz des Rückrufs hält Daimler an der Auffassung fest, die fraglichen Abschalteinrichtungen seien zulässig gewesen. Der vzbv ist anderer Meinung und wirft dem Autobauer die gezielte Täuschung seiner Kunden vor.

Musterfeststellungsklage: Ein Rechtsmittel, geschaffen für den VW-Skandal

Sollten die Verbraucherschützer recht bekommen, müssten sich auf Basis des dann ergangenen Urteils die Kunden noch einmal selbst mit dem Konzern einigen. Im Falle von Volkswagen hatten zahlreiche Kunden sich mit den Wolfsburgern auf eine Einmalzahlung verständigt und ihr Fahrzeug behalten, das sie andernfalls – unter Anrechnung der vorherigen Nutzung – auch hätten zurückgeben können.

Die rechtliche Möglichkeit einer Musterfeststellungsklage als solche war in Deutschland gezielt für den Dieselskandal erst auf den Weg gebracht worden: Sie soll es Kunden erleichtern, gegen Konzerne rechtlich vorzugehen und Schadenersatzansprüche geltend zu machen. Sie können sich zu einer gemeinsamen „Sammelklage“ zusammenfinden und sich später in ihren Einzelverfahren auf das Ergebnis der Musterfeststellungsklage berufen.

Daimler Aktie weiterhin im Minus

Anleger schickten die Daimler Aktie am Mittwoch weiter auf Talfahrt: Bis zum Mittag sackte der Kurs um fast 3 Prozentpunkte ab, konnte die Verluste am Nachmittag aber wieder eingrenzen. Auf Monatssicht liegt das Papier damit rund 9 Prozent im Minus.

Analysten bescheinigen der Daimler Aktie dennoch Potenzial: Aktuelle Studien sehen das Kursziel in einem Bereich zwischen 95 Euro (Jefferies) und 115 Euro (Barclays). Zuletzt war das Papier für etwa 72 Euro zu haben.