Daldrup & Söhne – Hoffen auf die Geothermie-Wärmewende

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Für den Bohrtechnik- und Geothermie-Spezialisten Daldrup & Söhne war es ein großer Tag, als Bundeskanzler Olaf Scholz Ende April in Schwerin ein neues Geothermie-Heizwerk in Betrieb nahm. Denn Daldrup war maßgeblich am Bau beteiligt. Heute war der Tag nicht ganz so groß, denn der Jahresabschluss für 2022 hat nicht alle Erwartungen erfüllt.

2022 ist der Umsatz gefallen

So ist  die Gesamtleistung  des Konzerns im vergangenen Geschäftsjahr von 44,9 Millionen Euro auf 36,5 Millionen Euro zurückgegangen. Prognostiziert hatte das Management rund 42 Millionen Euro. Das Unternehmen mit Sitz in Oberhaching bei München begründet die geringere Leistung vor allem damit, dass „umsatztreibende, aber margenschwache Leistungen von Subunternehmen“ entgegen den Planungen nicht anfielen. Das hat zwar den Umsatz gedrückt, aber die Ertragsstärke verbessert.

Der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) übertraf mit 1,8 Millionen Euro  das Vorjahresergebnis von 1,6 Millionen Euro. Allerdings hatte Daldrup Ende März in einer ad-hoc-Meldung noch von rund 2 Millionen Euro berichtet und ursprünglich ein EBIT zwischen 1,68 Millionen Euro und 2,52 Millionen Euro veranschlagt.

Die EBIT-Marge erreichte mit 5,0% die Mitte der Firmenprognose von 4% bis 6% und befindet sich am unteren Rand  des langfristigen Margenziels von 5% + x. Der Konzern-Jahresüberschuss kletterte um 8,5% auf 0,85 Millionen Euro.

Mehr Geschäft im Ausland als in Deutschland

Der Umsatz wurde 2022 nur zu 42% in Deutschland erwirtschaftet, im Jahr zuvor waren es noch 90% gewesen. Neben der Geothermie trugen zur Gesamtleistung vor allem Bohrungen für den Rohstoffsektor bei. Dabei ist zu berücksichtigen, dass bei den Bohrleistungen zum Teil sehr lange Vorlaufzeiten bestehen, in denen Kosten anfallen, aber Erträge in voller Höhe erst nach der Fertigstellung abgerechnet werden. So hatte Daldrup beim Heizwerk in Schwerin bereits 2019 mit ersten Probebohrungen begonnen, also vier Jahre vor der Einweihung durch den Kanzler.

Mittelfristig ist Daldrup& Söhne zuversichtlich, weiter profitabel zu wachsen. Denn die politischen Rahmenbedingungen haben sich verbessert, insbesondere mit dem im November 2022 vorgelegten Eckpunktepapier – Nachhaltigkeit in der Energieversorgung ist politisches Ziel – des Bundeswirtschaftsministerium „Geothermie für die Wärmewende“. Mit acht Maßnahmen soll die Branche künftig unterstützt werden. Auch in den  Ländern hat sich die Förderung verbessert.

Kursabsturz nach Höhenflug

Für das laufende Geschäftsjahr 2023 ist der Vorstand allerdings nur gebremst optimistisch. Die  Gesamtleistung soll 41 Millionen Euro erreichen. Das ist zwar mehr als 2022, aber weniger als 2021.  Die operative EBIT-Marge sieht er bei 3% bis 5% und damit eher niedriger als im vorigen Jahr.

Positiv stimmt jedoch der Auftragsbestand, der Mitte Mai mit 33,2 Millionen Euro um über 64% höher lag als ein Jahr zuvor. Die Produkt-Pipeline – also mögliche Aufträge, über die Verhandlungen noch laufen – ist mit 203 Millionen Euro sogar fast doppelt so gut gefüllt wie ein Jahr zuvor mit 104 Millionen Euro.

Die im Nebenwerteindex Scale 30 notierte Daldrup-Aktie setzte nach dem Jahresbericht seine Mitte Mai  begonnene Talfahrt in gebremstem Tempo fort. Im Mittagshandel schwankte der Kurs um 9,90 Euro und damit etwas unter dem Schlussniveau des Vortags von 10 Euro. Seit dem Hoch vor gut zwei Wochen hat der Anteilschein damit ziemlich genau 5 Euro oder ein Drittel eingebüßt. 2022 war die Aktie, ausgehend von einem Kurs von rund 5 Euro, noch mit einem Plus von über 45% der zweitbeste Wert im Scale-30-Index gewesen.