China: Was Sie jetzt zur Baidu-Aktie wissen müssen!

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Das zweite Quartal war für Chinas Tech-Branche nicht gerade ein Zuckerschlecken. So musste etwa Alibaba stagnierende Umsätze vermelden und Tencent gar einen Rückgang der Erlöse. Vor wenigen Tagen war nun auch Baidu an der Reihe. Und ähnlich wie bei der Konkurrenz war das Zahlenwerk eher durchwachsen.Baidu: Suchmaschine, KI und Cloud

Bevor wir uns die Zahlen genauer anschauen, für Sie zunächst ein paar Hintergrundinfos: Baidu ist im Prinzip das chinesische Google. Das Kernprodukt ist also eine Online-Suchmaschine. Und hier ist der Konzern Marktführer in China.

Gleichzeitig ist Baidu ähnlich wie Google ein Spezialist in Sachen Künstlicher Intelligenz (KI) und Cloud. Zum Beispiel hilft der Tech-Gigant der chinesischen Industrie bei der Vernetzung von Fertigungsprozessen. Aber auch in der Energiebranche und der Landwirtschaft werden die KI-Lösungen von Baidu genutzt, um Prozesse effizienter zu machen, den Ertrag zu steigern und überflüssige Rohstoffe einzusparen. Baidu ist also ein Wegbereiter der modernen chinesischen Wirtschaft.

Q2 2022: Baidu meldet Umsatzrückgang

Jetzt zu den neuen Zahlen: Der Konzern erzielte im zweiten Quartal 2022 einen Umsatz von umgerechnet 4,42 Milliarden Dollar. Damit musste auch Baidu im Vergleich zum Vorjahresquartal einen Rückgang hinnehmen – und zwar um etwa 5 Prozent.

Der größte Belastungsfaktor in Q2 war das Werbegeschäft. Vor allem wegen der Corona-Lockdowns waren die chinesischen Verbraucher zuletzt deutlich zurückhaltender. Entsprechend haben Firmen ihre Werbeausgaben reduziert, was Baidu deutlich zu spüren bekommen hat.

Trotzdem:  Baidu konnte durchaus auch wachsen – und zwar im Bereich Cloud. Hier profitiert das Unternehmen von der rasanten Digitalisierung der chinesischen Wirtschaft. So stiegen die Erlöse im Cloud-Geschäft in Q2 um satte 31 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Baidu gilt in der Volksrepublik als Nummer 4 im Cloud-Sektor – nach Tencent, Huawei und Alibaba.

Mega-Potenzial dank Robotaxis

Das größte Wachstumspotenzial sieht der Konzern indes in der Mobilität. Ähnlich wie Google hat Baidu in den letzten Jahren viel Geld in Technologien investiert, um das autonome Fahren zu ermöglichen. Und tatsächlich sind die Chinesen hier schon relativ weit.

In den beiden Metropolen Chongqing und Wuhan können sich Kunden seit einigen Wochen von Robo-Taxis durch die Gegend kutschieren lassen – und das komplett ohne menschliches Sicherheitspersonal auf dem Fahrersitz. Baidu ist damit das erste Unternehmen, das in China solche Fahrten anbieten darf. Und in den nächsten Wochen und Monaten sollen weitere Städte folgen

Allein im zweiten Quartal habe man Hunderttausende Fahrten ohne menschliches Personal abgewickelt, so Baidu. Kunden können die Robo-Taxis über eine entsprechende App anfordern und müssen für die Fahrt Gebühren entrichten. Baidu sieht hier freilich ein lukratives Geschäftspotenzial.

Baidu kann hohe Kosten nun besser weitergeben

Ebenfalls positiv: Die Profitabilität des Konzerns war im zweiten Quartal relativ gut. So erzielte man ein operatives Ergebnis von umgerechnet 508 Millionen Dollar. Das war zwar ein Minus von 2 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Im Vergleich zu Q1 2022 legte das Ergebnis aber um 37 Prozent zu.

Im ersten Jahresviertel hatte Baidu massiv unter den höheren Kosten in Sachen Material und Energie gelitten. Diese waren zwar auch in Q2 noch sehr hoch. Doch nun konnte man die Aufwendungen wesentlich besser an die Kunden weitergeben. Da die Umsätze gleichzeitig zurückgingen, verbesserte Baidu seine EBITDA-Marge um 5 Prozentpunkte auf 24 Prozent.

Zwischen Furcht und Hoffnung

Eine große Euphorie löste das neue Zahlenwerk freilich nicht aus. Zwar hatten Analysten beim Umsatz noch höhere Einbußen erwartet. Wirklich stark ist Baidu derzeit aber nicht, was auch damit zu tun hat, dass die chinesischen Behörden nun erneut scharfe Corona-Lockdowns in die Wege leiten. Das könnte die chinesische Konjunktur abermals belasten und die Werbeumsätze des Tech-Konzerns wieder einmal mit nach unten reißen.

Eine gute Perspektive bietet die Aktie hingegen bei der Cloud und vor allem beim autonomen Fahren. China will bei den Robotaxis früher als andere Länder durchstarten und künftig Weltmarktführer werden. Dass die Behörden hier als erstes auf Baidu setzen, dürfte dem Konzern erhebliche Umsatzimpulse verschaffen.

Delisting-Desaster droht: Baidu-Aktie bleibt unter Druck

Auf absehbare Zeit bleibt die Baidu-Aktie trotzdem ein Spiel mit dem Feuer. Das hat nicht nur mit Chinas Konjunkturproblemen zu tun. Vor allem der Handelskonflikt zwischen Peking und Washington könnte Baidu schwer in Mitleidenschaft ziehen.

So steht auch der Suchmaschinenkonzern auf der „Schwarzen Liste“ der US-Börsenaufsicht SEC. Demnach könnte Baidu ein Delisting in den USA drohen, was den Zugang westlicher Investoren erheblich einschränken und den Konzern von wichtigen Geldmitteln abschneiden könnte.

Unterm Strich heißt das: Erwarten Sie erst einmal keine signifikanten Kurssprünge bei der Baidu-Aktie. Das Papier dürfte es weiterhin sehr schwer haben, nachhaltige Akzente zu setzen.