BP-Aktie am Scheideweg: Die nächste Woche wird brandheiß
BP steht am Scheideweg: Am kommenden Mittwoch, dem 26. Februar, wird der Ölkonzern einen Kapitalmarkttag abhalten, auf dem CEO Murray Auchincloss höchstwahrscheinlich eine neue Strategie vorstellen wird. Im Vorfeld dieses wichtigen Events zeichnet sich nun ein möglicher Konflikt unter den Investoren ab.
Elliot steigt bei BP ein: Dekarbonisierung adé?
Doch zunächst: Wie Sie bestimmt in den Medien gelesen haben, ist kürzlich der aktivistische Investor Elliot Management bei BP eingestiegen. Dem Vernehmen nach beläuft sich der Anteil derzeit auf 5 %. Elliot ist bekannt dafür, Anteile an meistens unterbewerteten Unternehmen zu kaufen und deren Managements in der Folge unter Druck zu setzen, damit diese bestimmte Maßnahmen zur Steigerung der Aktionärsrenditen umsetzen.
So auch offenbar bei BP: Laut Medienberichten will Elliot BP-Chef Auchincloss dazu drängen, bei Erneuerbaren Energien aufs Bremspedal zu drücken. Etliche Ölkonzerne – darunter auch europäische Player wie Shell und Equinor – hatten bereits größere Investitionskürzungen rund um die ökologischen Technologien angekündigt. Diese gelten im Vergleich zum klassischen Geschäft mit fossilen Energieträgern wie Öl und Gas derzeit als wesentlich weniger profitabel.
BP selbst hatte sich unter dem ehemaligen CEO Bernard Looney 2020 dazu verpflichtet, seine Öl- und Gasproduktion bereits bis 2030 um 40 % zu senken. Damit war BP zumindest im Bereich Big Oil der ambitionierteste Dekarbonisierer. Doch das hielt nicht allzu lange an. Bereits 2023 schraubte das Management jenes Reduktionsziel auf -25 % nach unten. Bereits damals hatten Investoren vom Vorstand eine langsamere Abkehr von den Fossilen gefordert.
Nun könnte Elliot darauf hinwirken, dass selbst diese gesenkte Ziel bald komplett gestrichen wird. Tatsächlich ist BP aktuell der einzige verbliebene Player unter den großen Ölkonzernen mit einem harten und konkreten Reduktionsziel hinsichtlich der fossilen Energieträger.
BP-Aktie: Börse bejubelte Elliot-Einstieg
An der Börse jedenfalls sorgte der Einstieg von Elliot für Aufatmen, wie Sie im Chart anhand des Pfeils sehen können (Stand: 19.02.2025, 11:00 Uhr, Börse Stuttgart).

Der Kursschub der zuvor schwer strauchelnden Aktie ist zum einen dadurch bedingt, dass Elliot wohl eine höhere Profitabilität des Konzerns bewirken will und zum anderen dadurch, dass der aktivistische Investor eine grundlegende Unterbewertung der BP-Aktie sieht.
FT-Bericht: Investoren verlangen Abstimmung über neue Strategie
Nun aber zurück zum anstehenden Investorentag: Wie die „Financial Times“ (FT) kürzlich berichtete, wollen sich 48 institutionelle Investoren im Rahmen des Treffens dafür einsetzen, die Aktionäre über den Zukunftsplan des Ölkonzerns abstimmen zu lassen. Die zentrale Frage soll demnach lauten: Inwieweit wird BP bei seinen Klimazielen zurückrudern?
Die Investoren, darunter Royal London Asset Management und die Phoenix Group, konstatieren, dass das Management – ähnlich wie bei der Abstimmung zur Übergangsstrategie – gegenüber den Aktionären Rechenschaft ablegen müsse, gerade wenn es um wesentliche Strategieänderungen gehe.
Die institutionellen Anleger beziehen sich hierbei auf eine Abstimmung aus dem Jahr 2022. Damals hatten 88 % der BP-Aktionäre die Strategie des Managements abgesegnet, die unter anderem eine Reduzierung der Öl- und Gasproduktion vorsah. Seither hat der Vorstand keine Abstimmung rund um die Dekarbonisierung mehr durchführen lassen.
Fossile vs. Erneuerbare: Es wird eine klare Perspektive gefordert
Nach Angaben der FT sind einige Anleger nun besorgt, dass CEO Auchincloss und Verwaltungsratschef Helge Lund mit Blick auf den Einstieg von Elliot die Klimaverpflichtungen des Konzerns am kommenden Mittwoch verwässern werden. Die genannten Investoren fordern vom Management, dass es detaillierte Informationen zu seinen fossilen Projekten offenlegen soll. Dadurch solle sichergestellt werden, dass das Unternehmen entsprechend den Pariser Klimazielen seine Emissionen weiter reduziere – auch um später nicht auf überflüssigen Assets sitzenzubleiben, sobald die Ölnachfrage zurückgehe.
Mein Fazit für Sie
Es bleibt nun abzuwarten, wie das Management am kommenden Mittwoch auf das Ansinnen der 48 institutionellen Investoren reagieren wird. Sollte es zu einer Abstimmung kommen, wäre es jedoch längst nicht gesichert, dass die Aktionäre in ihrer Gesamtheit das vollständige Streichen der Reduktionsziele bei Öl und Gas ablehnen werden. Aus Erfahrung und mit Blick auf die anderen Ölkonzerne zeigt sich, dass sich die Aktionäre im Zweifelsfall für kurzfristige Renditen entscheiden dürften.
Ohnehin ist es nach wie vor unklar, wie genau sich Elliot eine Strategieänderung bei BP überhaupt vorstellt. Laut dem FT-Bericht, der sich auch Insiderangaben stützt, will Elliot vor allem eine starke Kapitalallokation, eine Verringerung der Kosten und einen Veräußerungsplan. Heißt: Elliot fordert Renditemaximierung und ein Losschlagen verschiedener Assets.
Das könnte zum Beispiel durch eine Ausgliederung des Offshore-Wind-Geschäfts oder durch eine Beteiligung eines externen Unternehmens an der Solar- und Batteriespeichersparte Lightsource BP geschehen. Im Gespräch ist derzeit laut einem Bericht von Bloomberg aber auch der Verkauf des Schmiermittelgeschäfts – also einer Sparte, die nicht unbedingt im Zusammenhang mit ökologischen Technologien steht.
Für die BP-Aktie sind es also turbulente Zeiten. Was Sie als Anleger als Erkenntnis mitnehmen können: Dass bei BP über grundlegende Strategieänderungen lautstark diskutiert wird, ist ein Signal dafür, dass sowohl Management als auch Investoren die in den letzten Jahren eher schwache Börsenentwicklung unbedingt überwinden wollen.
Der Titel hat somit meiner Meinung nach durchaus noch ordentlich Luft nach oben.