Börsenparty vs. Zollfrust
Am Freitag endete die Rekordjagd an der Wall Street jäh, als Sorgen über eine Eskalation im US-China-Handelskonflikt die Kurse unter Druck setzten. Der Dow Jones verlor 1,90 % auf 45.479,6 Punkte, wöchentlich summiert sich das Minus auf 2,7 %. Der S&P 500 büßte 2,71 % ein, beim Nasdaq 100 ging es gar um 3,49 % bergab, und der breitere Nasdaq Composite fiel um 3,56 %.
Technologie-Werte litten besonders, da sie am stärksten von globalem Wachstum und Lieferkettenabhängigkeiten betroffen sind – und genau dort drohen durch Zölle und Restriktionen neue Gefahren.
Auch in Asien folgte am Montag ein Abverkauf: Der Hang Seng Index fiel um etwa 2,3 %, der technologieorientierte Hang Seng TECH verlor über 2 %. Auf dem chinesischen Festland schlossen der CSI 300 und der Shanghai Composite jeweils rund 1 % schwächer.
Ein Hoffnungsschimmer: US-Aktien-Futures reagierten früh mit Aufwärtsbewegungen, nachdem Donald Trump über das Wochenende wieder versöhnlichere Töne angeschlagen hatte: „Don’t worry about China, everything will be fine“ lautete seine Botschaft.
Gold hält sich weiter als sicherer Hafen: Die Notierung für eine Unze erreichte im frühen Handel ein neues Rekordhoch von etwa 4.060 US-Dollar – das siebte Rekordhoch in 11 Handelstagen. Im laufenden Jahr liegt das Edelmetall damit rund 55 % im Plus.
Kryptos? Der Bitcoin hatte kürzlich ein Zwischenhoch über 126.000 USD gesehen, zog dann aber wieder auf knapp 115.000 USD zurück. Im Jahresvergleich liegt er seit Ende 2024 mit etwa +25 % im Plus – deutlich weniger spektakulär als Gold in diesem Jahr
Unternehmensnachrichten & Einzelaktien
Ein paar Schlaglichter aus dem wilden Börsentreiben:
- „Magnificent 7“ (die sieben großen Tech-Werte) gerieten unter Druck: Alphabet verlor etwa 2 %, Tesla sogar über 5 %.
- Freeport-McMoRan fiel um rund 5,6 %, da die Aussicht auf geringere Kupfernachfrage (bei Eskalation des Handelskriegs) die Investoren abschreckte.
- Mosaic – ein Düngemittelproduzent, insbesondere in der Phosphatproduktion – enttäuschte im 3. Quartal hinsichtlich Produktionszahlen und brach um über 9 % ein.
- Levi Strauss stürzte fast 13 % ab: Zwar stieg der Umsatz, doch das Gewinnwachstum blieb hinter den Erwartungen zurück, insbesondere belastet durch US-Zölle.
- Protagonist Therapeutics hingegen sorgte für Lichtblick: Die Aktie legte fast 30 % zu, nachdem bekannt wurde, dass Johnson & Johnson Kaufgespräche über das Biotech-Unternehmen führt. Währenddessen gaben J&J-Anteile leicht nach – sie gehörten dennoch zu den stabileren Titeln im Dow.
Politischer Einfluss & Handelsdruck
Hier wird’s spannend – und volatil:
US-China: Zölle, seltene Erden & Drohkulissen
Der Auslöser für die Kursstürze war die Musik aus Washington: Trump stellte ein geplantes Treffen mit Xi Jinping in Südkorea infrage und drohte mit 100 % Zöllen auf chinesische Exporte, als Antwort auf Chinas Exportbeschränkungen bei seltenen Erden – wichtigen Rohstoffen für Hightech-Industrien.
China reagierte diplomatisch und warnte, keinen Handelskrieg zu wollen, aber angemessene Gegenmaßnahmen zu prüfen. Gleichzeitig wies das Land dem Vorwurf zurück, die USA nach unterschiedlichen Maßstäben zu behandeln.
Trump selbst ließ über das Wochenende beruhigendere Signale hören – doch Analysten warnen, dies könne Teil einer Strategie sein: Theater vor Verhandlungen. Der tatsächliche Spielraum für Zollerhöhungen oder Zugeständnisse bleibt unklar.
US-Konjunktur & Inflation
Neue Einschätzungen deuten darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum in den USA stabil bleiben könnte – trotz der Belastungen durch Zölle. So prognostizieren Volkswirte für 2025 ein Wachstum von etwa 1,8 %.
Gleichzeitig wird aber auch auf schwache Arbeitsmarktdaten und anhaltenden Inflationsdruck hingewiesen. Die Tariflast könne das Wachstum um bis zu 0,5 Prozentpunkte dämpfen, so eine Umfrage der National Association for Business Economics.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor: Der anhaltende Stopp der US-Bundesregierung könnte wichtige Konjunkturdaten verzögern (Inflation, Einzelhandel etc.), was die Ausrichtung der Märkte zusätzlich erschwert.
Was heißt das für uns Anleger heute?
- Der DAX könnte heute einen kleinen Erholungsversuch starten -was angesichts des Rücksetzers am Freitag – der fast bis zum Rekordhoch geführt hatte – nicht verwundert.
- Dennoch: Der Markt bleibt fragil. Jede neue aggressive Ansage auf US- oder chinesischer Seite kann den Stimmungskuchen zum Einstürzen bringen.
- Technologie- und exportabhängige Werte sind besonders gefährdet. Wer dort investiert ist, sollte Stop-Loss-Disziplin walten lassen oder zumindest Teilgewinne realisieren.
- Gold bleibt ein wichtiger Outperformer im Umfeld geopolitischer Unsicherheit – und könnte weiter als sicherer Hafen gesucht werden.
- Für Investoren mit längerem Horizont: Sollte sich eine Deeskalation abzeichnen, könnten marktstarke Rücksetzer attraktive Einstiegschancen bieten – insbesondere im Tech- oder Rohstoffsektor.