Börsenparty geht weiter
Zur Wochenmitte scheint der deutsche Aktienmarkt in leichter Feierlaune – nicht überschwänglich, aber hoffnungsvoll. Der DAX wird am Morgen etwas fester taxiert. Damit steuert der Leitindex zielstrebig auf die Marke von 23.800 Zählern zu. Rückenwind kommt aus Übersee – genauer gesagt von der Wall Street, wo der Nasdaq 100 ein Rekordhoch fast geküsst hätte.
Die Ursache für die gute Stimmung: eine Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran, vermittelt von niemand Geringerem als US-Präsident Donald Trump. Auch wenn sich die zwei Parteien schon wieder gegenseitig Vertragsbruch vorwerfen – der Markt reagiert versöhnlich. Besonders Öl wurde billiger, was gleich doppelt gut ankommt: niedrigere Energiekosten und mehr Reiselust.
Asien schloss sich der guten Laune an: Der Hang Seng gewann 0,7 %, der südkoreanische Kospi 0,3 %, selbst der Nikkei trat stabil auf der Stelle – kein Selbstläufer, wenn man die Sorgen um US-Zölle und Japans geldpolitische Zwickmühle bedenkt. Australien überraschte mit einem niedrigeren Inflationswert, was der dortigen Notenbank Spielraum für Zinssenkungen eröffnet. Das könnte zum neuen Trendthema werden.
Unternehmensnachrichten & Einzelaktien: Reise, Reifen, Rendite
Highflyer des Tages: Die Techs!
Allen voran der Chipkonzern Broadcom, dessen Aktie um 3,9 % zulegte. Die HSBC hatte das Kursziel kräftig angehoben – Grund genug für Anleger, aufzuspringen. Auch Mastercard profitierte mit +2,8 % von einer neuen Partnerschaft mit Fiserv. Gemeinsam will man den Stablecoin-Zahlungsverkehr revolutionieren – Blockchain lässt grüßen.
Flughöhe gewonnen haben auch Airline-Aktien wie American Airlines (+4,3 %) und United (+2,7 %). Das Öl wird billiger, der Himmel erreichbarer – was will ein Fliegerherz mehr?
Und dann wäre da noch Continental, oder besser: Conti und bald auch Aumovio. Die Trennung vom Autogeschäft läuft, ebenso die Sorgen um Zölle. Produziert wird künftig noch stärker in den USA – teils sogar durch die Wiedereröffnung eines einst geschlossenen Werks. Trotz aller Betriebsamkeit: Die Aktie verlor über zwei Prozent, Analysten sehen mittelfristig eher Nebel statt Sonne. Das Renditeziel wurde ebenfalls leicht gesenkt.
Stratec kehrt zurück in den SDAX, nachdem Compugroup – nun in der Hand von CVC – von der Börse verschwunden ist. Ein kleiner Sieg für das Diagnostik-Unternehmen.
Fedex hingegen bremst sich selbst aus. Der Logistikriese gibt keinen Jahresausblick – die globale Nachfrage ist zu ungewiss. Anleger quittierten das mit einem Kursverlust von rund drei Prozent nachbörslich. Immerhin: Der Gewinn je Aktie stieg im Vorquartal um 12 % – man spart sich gesund.
Politischer Einfluss: Trump, Zölle und Zinssignale
Dass Donald Trump wieder einmal als Friedensstifter auftritt, mag überraschen – aber es wirkt. Der von ihm initiierte Waffenstillstand bringt Hoffnung auf Entspannung im Nahen Osten. Allerdings bleibt Skepsis: Schon kurz nach der Ankündigung warf Trump beiden Nationen Vertragsbrüche vor. Eine stabile Lösung sieht anders aus – aber die Märkte greifen nach jedem Hoffnungsschimmer.
In den USA lieferte auch Fed-Chef Jerome Powell frische Impulse. Vor dem Repräsentantenhaus sprach er von möglichen Zinssenkungen, falls die Inflation nachgibt oder der Arbeitsmarkt schwächelt. Das befeuert die Erwartungen: Zwei Zinssenkungen bis Jahresende scheinen plötzlich realistisch.
Auch in Japan diskutiert man über den nächsten Zinsschritt – dort eher in Richtung Anhebung. Und Australien? Dort könnten bald die Zinsen fallen – wegen niedrigerer Inflation. Der globale Zinszyklus kommt also in Bewegung – Anleger sollten das nicht unterschätzen.
Fazit: Zwischen Hoffnung und Vorsicht
Der Mittwoch startet freundlich – aber nicht sorglos. Die Märkte schätzen die Waffenruhe, doch ein nachhaltiger Aufwärtstrend braucht mehr als geopolitische Pausen: gute Unternehmenszahlen und belastbare Konjunkturdaten.
Bis dahin heißt es: auf Sicht fahren – aber mit Rückenwind. Bleiben Sie investiert – aber nicht blind!