Boeing – Überraschender Verlust im Schlussquartal

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Es ist eine Serie, die sich niemand wünscht. Seit dem zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2021 blieb das US-amerikanische Luft- und Raumfahrtunternehmen Boeing mit jeder Quartalsbilanz hinter den Erwartungen der Analysten zurück. So auch zum Abschluss des Jahres 2022.

Kräftiges Wachstum dank Verkehrsflugzeug-Sparte

Im am 31. Dezember 2022 beendeten vierten Quartal des Geschäftsjahres 2022 konnte Boeing seinen Umsatz im Vorjahresvergleich um mehr als ein Drittel auf 19,98 Milliarden US-Dollar steigern. Branchenexperten hatten allerdings im Schnitt mit mindestens 20,3 Milliarden Dollar gerechnet. Im Gesamtjahr wurde ein Umsatzanstieg in Höhe von 7 Prozent auf 66,61 Milliarden Dollar verzeichnet.

Im vierten Quartal tat sich das Segment Commercial Airplanes (Verkehrsflugzeuge) hervor, das seinen Umsatz vor allem wegen höherer Auslieferungszahlen der Modelle 737 und 787 beinahe verdoppelte auf 9,22 Milliarden Dollar. Im gesamten Geschäftsjahr 2022 erhöhte sich der Umsatz um ein Drittel auf 25,87 Milliarden Dollar.

Im Bereich Defense, Space & Security (Verteidigung, Raumfahrt und Sicherheit) fiel das Wachstum im Schlussquartal mit 5 Prozent auf 6,18 Milliarden Dollar erheblich geringer aus, im Gesamtjahr sank der Umsatz sogar um 13 Prozent auf 23,16 Milliarden Dollar.

Das Segment Global Services (v.a. Instandhaltung und Upgrades) schließlich steigerte den Umsatz im vierten Quartal um 6 Prozent auf 4,57 Milliarden Dollar und im Gesamtjahr um 8 Prozent auf 17,61 Milliarden Dollar.

Noch höherer Verlust als im Vorjahr

Bereits im Geschäftsjahr 2021 hatte Boeing nach der US-amerikanischen GAAP-Bilanzierung einen hohen Nettoverlust von 4,29 Milliarden Dollar vermeldet. 2022 stieg der Verlust auf 5,05 Milliarden Dollar, der bereinigte Verlust je Aktie (Non-GAAP) erhöhte sich von 9,44 auf 11,06 Dollar. Es war das vierte Verlustjahr von Boeing in Folge.

Auch im vierten Quartal lief es viel schlechter als gedacht. Waren Branchenanalysten im Schnitt von einem kleinen Gewinn von 0,27 Dollar je Aktie ausgegangen, fiel in Wirklichkeit ein Verlust von 1,75 Dollar an. Immerhin konnte der Nettoverlust gegenüber dem sehr schwachen Vorjahresquartal von 4,16 auf 0,66 Milliarden Dollar reduziert werden.

Für Zuversicht sorgt bei Unternehmenschef Dave Calhoun derweil, dass der sowohl im Dow Jones als auch im S&P 500 notierte Konzern erstmals seit 2018 auf Jahressicht einen positiven Free Cash Flow verbucht. Dieser lag im vierten Quartal primär wegen verbesserter Flugzeug-Auslieferungen bei 3,13 Milliarden Dollar (Gesamtjahr: 2,29 Milliarden Dollar) und damit noch einmal um 600 Millionen Dollar über dem von Boeing selbst vorhergesagten Wert.

Hoher Auftragseingang, Ausblick bekräftigt

Positiv entwickelte sich zudem der Auftragseingang. Alleine im vierten Quartal wurden 376 neue Verkehrsflugzeuge bei Boeing bestellt und damit weit mehr als doppelt so viele wie ausgeliefert wurden (152). Im gesamten Geschäftsjahr 2022 wurden 480 Verkehrsflugzeuge ausgeliefert und 808 neu geordert.

Angesichts dieser Zahlen bekräftigt das Management von Boeing die bisherige Prognose für das Geschäftsjahr 2023 eines Operating Cash Flows zwischen 4,5 und 6,5 Milliarden Dollar sowie eines Free Cash Flow in Höhe von 3 bis 5 Milliarden Dollar (jeweils Non-GAAP).

Die Kombination aus unerwartetem Verlust im Schlussquartal mit hoffnungsvollen Auftragseingängen und positivem Free Cash Flow sorgt bei der Boeing-Aktie für hohe Volalitilität. Der Kurs stürzte zunächst um über 4 Prozent von 196 auf 188 Euro ab, fing sich dann aber wieder etwas und liegt kurz vor US-Börsenstart bei etwa 190 Euro.