Bilderdienst Pinterest wird von Anlegern abgestraft

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Die Erwartungen der Anleger waren hoch. Immerhin hat sich der Pinterest-Aktienkurs von seinen Tiefstkursen im letzten Sommer zwischenzeitlich wieder deutlich nach oben entwickelt. Doch mit der Vorlage der Geschäftszahlen legten die Anleger erst einmal den Rückwärtsgang ein und die Pinterest-Aktie rutschte drastisch in den Keller. Der Grund: Die Social Media und Marketing-Plattform zeigt kaum noch Wachstum und der Gewinn brach deutlich ein.

Wie waren die Zahlen im Detail? Was können Anleger in den kommenden Monaten erwarten und wie schätzen die Analysten das Kurspotenzial von Pinterest ein?

Fotoplattform mit Netzwerkeffekt

Pinterest ist ein sozialer Internetdienst im Bereich Foto-Hosting. Über die Plattform (online oder App) können Benutzer Bilder hochladen, diese in Kategorien und bestimmte Themen einteilen und mit anderen Benutzern teilen. Auf diese Weise haben User die Möglichkeit, Interessantes, Inspirierendes oder Nützliches auf ihrer virtuellen Pinnwand zu speichern und mit Kommentaren zu versehen oder auf Pinnwänden anderer Nutzer zu entdecken.

Derzeit nutzen weltweit 463 Millionen Nutzer monatlich Pinterest, um in über 175 Milliarden Inhalten aus diversen Themengebieten wie Kochen, Reisen, Hochzeit, Feste, Mode, Inneneinrichtung, Garten, Sport u.v.a. zu suchen.

Geld verdient Pinterest hauptsächlich über Werbeanzeigen auf der Plattform, insbesondere mit sogenannten Promoted Pins. Hierbei handelt es sich um Kreativbeiträge in dem sozialen Netzwerk, die von Werbetreibenden erstellt worden sind. Produkte oder Dienstleistungen stehen im Fokus, die gegen Geld erworben werden können. Als Plattformbetreiber erhält das soziale Netzwerk beim Verkauf verlinkter Produkte einen Umsatzanteil.

Wachstumsdynamik zieht wieder an

Im ersten Quartal zogen die Umsätze der Social Media-Plattform um 4,8% auf 602,58 Millionen Dollar in die Höhe. Damit wurden die Analystenschätzungen (Quelle: Seeking Alpha) um 9,07 Millionen Dollar verfehlt. Zum Vergleich: Im Vorquartal lag das Umsatzwachstum nur bei 3,6% (Q3 2022: 8%, Q2 2022: 9%).

Bei den Nutzerzahlen sah es wie folgt aus: In den USA lag die Zahl der monatlich aktiven Nutzer bei 95 Millionen und somit nur minimal über dem Vorjahresniveau (94 Mio.). International erhöhte sich die Nutzerzahl um 20 Millionen auf 240 Millionen, während in Europa monatlich 128 Millionen Kunden auf das Netzwerk zugriffen (Q1 2022: 120 Millionen). In Summe ergab sich damit im Jahresvergleich ein Plus bei den Nutzerzahlen von 30 Millionen auf nunmehr 463 Millionen.

Am Ende erzielte Pinterest ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 27 Millionen Dollar. Das wiederum lag deutlich um 65% unter dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Ein Grund sind neben deutlich höheren Betriebsausgaben auch die Ausgaben für Forschung & Entwicklung, die mittlerweile bei 28% der Gesamtumsätze liegen (vs. 25% in Q1 2022).

Lukrative Nutzer in den USA

Interessant ist auch ein Blick auf die Monetarisierung der einzelnen Nutzer: Obwohl nur gut ein Fünftel (20,5%) der Nutzer aus den USA stammen, war der Heimatmarkt für 80,5% der Gesamtumsätze verantwortlich. Je Nutzer erzielte Pinterest in Nordamerika & Canada einen Umsatz von 5,11 Dollar (vs. 4,98 Dollar im Vorjahresquartal). Zum Vergleich: In Europa waren Nutzer mit einem Umsatz von 0,74 Dollar (vs. 0,72 Dollar im Vorjahresquartal) deutlich weniger lukrativ. Im Rest der Welt erzielte das Unternehmen sogar nur 10 Cent je Nutzer, allerdings lag das deutlich um 25% über dem Vorjahresniveau.

Keine Prognose für Gesamtjahr

Für das laufende Quartal stellt das Pinterest-Management ein Umsatzwachstum auf dem Niveau der beiden Vorquartale in Aussicht. Die (Non-GAAP) Betriebskosten sollen zeitglich im Vergleich zum Vorquartal im „niedrigen zweistelligen Prozentbereich“ ansteigen. Einen Gesamtjahresausblick gab die Konzernführung allerdings nicht.

Analysten weiterhin zurückhaltend

Fest steht, dass Pinterest im aktuell herausfordernden Umfeld (Stichworte Bremseffekte bei Werbeausgaben) ordentlicher Gegenwind entgegenbläst. Das sehen zumindest die Analysten so: Von 33 Analysten, die sich mit der Aktie beschäftigen, raten immerhin 20 nur zum Halten der Aktie. Weitere 12 Wallstreet Banker votieren zum Kauf der Papiere, während ein Analyst in der Aktie einen Verkauf sieht.

Dabei ist die Aktie auf Basis klassischer Bewertungskennziffern alles andere als ein Schnäppchen. Auf Basis der Konsensschätzungen von 80 Cent Gewinn je Aktie in 2023 wird die Aktie mit dem 36-fachen Kurs-Gewinn-Verhältnis bewertet. Das scheint im momentan wackeligen Börsenumfeld nicht auszureichen, damit die Analysten einheitlich zum Einstieg blasen.