Bei ProSiebenSat.1 Media braut sich etwas zusammen
Gestern veröffentlichte ProSiebenSat.1 Media SE eine Gewinnwarnung, die markante Abwärtskorrekturen sowohl bei Umsatz als auch bei Ergebnis für das Geschäftsjahr 2025 enthält.
Weil diese Gewinnwarnung auch Auswirkungen auf andere konjunktursensible Teile Ihres Depots haben können, möchte ich meinen heutigen Newsletter dazu verwenden, Ihnen die Hintergründe dieser Unternehmensmeldung vorzustellen und Chancen und Risiken aus Ihrer Sicht zu diskutieren.
Gewinnwarnung: Ein echter Warnschuss
Zunächst zu den Fakten: ProSiebenSat.1 senkt seinen Ausblick für das Geschäftsjahr 2025 spürbar. Konkret wird nun ein Jahresumsatz zwischen 3,65 und 3,80 Milliarden Euro erwartet. Zuvor lag die Prognose bei einem Umsatz von 3,85 Milliarden Euro.
Beim um Einmaleffekte bereinigen EBITDA rechnet der Vorstand nunmehr mit einer Bandbreite zwischen 420 und 470 Millionen Euro, wo vorher mit einem operativen Gewinn von etwa 520 Millionen Euro gerechnet worden war.
Die Aktie reagiert
Hauptgrund für die Herabstufung ist eine anhaltend schwierige makroökonomische Situation in den deutschsprachigen Märkten, insbesondere eine Abschwächung bei den Werbeerlösen im Entertainment-Segment.
Dementsprechend wird für das dritte Quartal ein mittlerer einstelliger Rückgang der Werbeerlöse erwartet, im vierten Quartal ein weiterer „leichter“ Rückgang.
Wenig verwunderlich hat die Aktie bereits kurz nach der Prognoseanpassung reagiert: Heute früh waren die Kurse der ProSiebenSat.1-Aktie um über 6 Prozent im Minus.
Geschäftsmodell im Überblick – was macht ProSiebenSat.1?
Damit Sie die Warnung richtig einordnen können, hier eine strukturierte Übersicht über das Geschäftsmodell des Unternehmens. Kernbereich der Gesellschaft ist bekanntermaßen das Entertainment, also die klassischen Free-TV-Sender (darunter ProSieben, Sat.1 und Kabel Eins) sowie die Streamingplattform Joyn.
Dieses Segment bildet das Rückgrat des Unternehmens, sowohl in Bezug auf Reichweite als auch auf Werbeeinnahmen. Die weiteren – eher fernsehfremden – Aktivitäten wie Plattformen (Parship, ElitePartner, Lovoo, The Meet Group) oder Beteiligungen an digitalen Marken, Startups, E-Commerce sowie Ventures bieten Wachstumsoptionen außerhalb des klassischen Fernsehens, sind aber umsatzanteilig wenig relevant.
Warum der Werbemarkt zuletzt nur noch mühsam Tritt fand
Die Warnung spiegelt wider, dass mehrere fundamentale Motoren, die das Geschäftsmodell stützen, aktuell schwächer laufen: So schrumpfen die Werbeumsätze insbesondere im linearen TV wie auch in digitalen Kanälen.
Hintergrund ist, dass die aktuelle ökonomische Unsicherheit zu Zurückhaltung bei Werbebudgets führt. Anders gesagt: Wenn werbetreibende Unternehmen nicht wissen, wie es bei ihnen weitergeht, ist das Erste, was sie kappen, die Bereitschaft, Geld für Werbung auszugeben.
Gleichzeitig kommt das Geschäftsmodell von traditionellen Fernsehsendern immer stärker unter Druck. So steigen seit Jahren die Lizenzkosten, Eigenproduktionen und auch technische Investitionen – etwa für Streaming, Plattformen, Infrastruktur – massiv an. Sinkende Erträge belasten hier die Marge stark.
Perspektiven für Anleger
Nüchtern betrachtet sieht es nicht gut aus: Margendruck und sinkende Cashflows treffen auf steigende Investitionszwänge aufgrund einer höheren Nachfrage nach Streaming, Plattformtechnologie und Contentproduktion. Diese Kernbereiche werden aber von neuen Anbietern wie Netflix oder Disney+ angegriffen, die dem Nutzer ein werbefreies Programm versprechen.
Für meine Begriffe sind dies schon Gründe genug, um Vorsicht walten zu lassen. Erste Kursverluste sind bereits Realität, und die Wahrscheinlichkeit, dass weitere Korrekturen folgen, erscheint hoch, wenn sich der Werbemarkt nicht – wie erwartet – kurzfristig stabilisiert.