Bei den Gewinnen drohen 2023 herbe Rückschläge

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In den Nach-Corona-Jahren 2021 und 2022 haben kräftige Zuwächse bei den Unternehmensgewinnen die Börsenentwicklung  maßgeblich bestimmt. 2023 werden die Erträge den Analystenprognosen zufolge jedoch deutlich weniger stark klettern oder sogar fallen – und den Aktien damit keine große Stütze mehr sein.

Ertragserholung nach der Corona-Rezession geht zu Ende

Nach dem Corona-Schock im Jahr 2020, als die Unternehmensgewinne beim breiten europäischen Aktienindex Stoxx 600 allein im zweiten Quartal um über 50 % abgestürzt sind, erfolgte 2021 die große Erholung.

Im zweiten Vierteljahr 2021 schnellten die Erträge von 600 europäischen Aktiengesellschaften im Durchschnitt um sagenhafte 152 % nach oben. Massive Staatshilfen und weiter sinkende Kapitalmarktzinsen hatten die Konjunktur aus dem tiefen Keller in lichtere Höhen geführt und ließen die Gewinne vieler Unternehmen 2021 geradezu explodieren – im Gesamtjahr 2021  beim Stoxx 600 um durchschnittlich gut 76 % und beim amerikanischen S&P 500, der 2020 weniger stark in die Knie gegangen war, um knapp 50 %.

Europas AGs 2022 mit stärkeren Ertragszuwächsen als amerikanische

Im vorigen Jahr war zwar der Gewinnschub längst nicht mehr so ausgeprägt wie 2021, aber er fiel vor allem im zweiten Halbjahr 2022 wesentlich stärker aus, als es die Analystenzunft zunächst erwartet hatte. Das hat wesentlich dazu beigetragen, dass sich die Börsen nach dem steilen Absturz vom Frühjahr in der zweiten Jahreshälfte trotz steigender Zinsen unter heftigen Schwankungen einigermaßen stabilisieren konnten.

Beim Stoxx 600 rechnen die Analysten im Gesamtjahr 2022 im Durchschnitt immerhin noch  mit einem Gewinnplus von 19,9 %. Beim S&P 500 lauten die Schätzungen auf plus 5,6 %. Anders als beim Stoxx 600 haben die Experten ihre Gewinnprognosen für das Jahr 2022 in den letzten Monaten merklich nach unten revidiert. Anfang Juli hatten die Erwartungen noch bei plus 9,9 % gelegen. 

Investmentbanken rechnen mit deutlichen Gewinneinbußen

Für 2023 sehen viele Analysten aber dunklere Gewinnwolken heraufziehen. Für die Welt-Leitbörse in New York liegen die Konsensprognosen zwar mit plus 4,4 % noch im schwarzen Bereich, aber immer mehr US-Investmentbanken sehen das als zu positiv an und  haben ihre Schätzungen zurückgenommen. Dazu zählen drei der einflussreichsten Institute: Goldman Sachs, JPMorgan und Morgan Stanley.

Morgan Stanley kalkuliert jetzt ein Minus von rund 12% und JPMorgan von 7% ein, während Goldman Sachs ein Nullwachstum erwartet. Höhere Zinsen und eine sich abschwächende Konjunktur werden hauptsächlich  dafür verantwortlich gemacht.

Analysten fürs vierte Quartal 2022 schon skeptisch

Auch für den Stoxx 600 Europe sind die Prognosen zurückgestuft worden. Das beginnt bereits für das vierte Quartal 2022, für das die Berichtssaison in Kürze beginnt. Anfang Oktober hatte der Analystenkonsens noch plus 22,3 % betragen, Ende Dezember waren es nur noch plus 14,5%

2023 soll es dann weiter bergab gehen – von plus 4,8% im ersten bis auf minus 6,5% im dritten Quartal. Beim S&P 500 sind die Schätzungen für das vierte Vierteljahr 2022 ebenfalls deutlich gesenkt worden – von noch plus 5,8% Anfang Oktober auf minus 1,6% Ende Dezember.

Von den Unternehmensgewinnen dürfte also auf die Aktienanleger im neuen Jahr so manche Enttäuschung zukommen. Man kann es jedoch auch ins Positive wenden: Je schlechter die Durchschnittserwartungen, desto größer die Chance, dass sie übertroffen werden.  Zumal selbst die gesenkten Gewinnprognosen immer noch deutlich über Erträgen des Vor-Coronajahres 2019 liegen. Zumindest jetzt noch.