Banken: Nationwide will Virgin Money übernehmen

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Die Konsolidierung auf dem britischen Banken- und Hypothekenmarkt setzt sich fort. Nachdem die britische Bank Barclays im letzten Monat 600 Mio. britische Pfund (GBP – 705 Mio. Euro) für die Bankensparte der Supermarktkette Tesco geboten hat, wurde am vergangenen Donnerstag (07.03.2024) die nächste mögliche Übernahme bekannt.

In einer gemeinsamen Presseerklärung gaben die Vorstände der Bausparkasse Nationwide Building Society und der Bank Virgin Money UK PLC bekannt, dass sie eine vorläufige

Einigung über die wichtigsten Bedingungen einer möglichen Barübernahme von Virgin Money durch Nationwide erzielt haben.

Bevor ich jedoch näher auf die Details dieser vorläufigen Einigung eingehe, möchte ich Ihnen die in Deutschland relativ unbekannten Finanzinstitute kurz vorstellen.

Nationwide und Virgin Money im Kurzporträt

Die im englischen Swindon (130 km westlich von London) ansässige Nationwide Building Society ist mit über 17 Mio. Kunden die größte Bausparkasse in Großbritannien. Nationwide ist genossenschaftlich organisiert und konzentriert sich auf die Bereitstellung von Bankprodukten und Dienstleistungen für ihre Kunden.

Die Bausparkasse hat mehr als 18.000 Mitarbeiter und ein Netz von über 600 Zweigstellen in Großbritannien. Das Unternehmen wurde 1884 als Southern Co-operative Permanent Building Society gegründet und wurde 1970 in Nationwide Building Society umbenannt.

Nationwide hatte in 2022/23 eine Bilanzsumme von 272 Mrd. GBP, Einlagen in Höhe von 191 Mrd. GBP und Erträge vor Steuern (EBT) von 2,2 Mrd. GBP.

Virgin Money UK PLC hat seinen Hauptsitz im schottischen Glasgow und bietet unter den Marken Clydesdale Bank, Yorkshire Bank und Virgin Money Bankprodukte und -dienstleistungen im Vereinigten Königreich an. Das Unternehmen hat etwa 6,6 Mio. Kunden.

Virgin Money wurde 1995 von Richard Bransons Virgin Group Holdings gegründet. Das Unternehmen in seiner heutigen Form entstand durch eine Übernahme von Virgin Money durch die Clydesdale & Yorkshire Banking Group in 2018 und firmiert seit 2019 als Virgin Money UK PLC.

Virgin Money UK PLC beschäftigt etwa 7.300 Mitarbeiter und hat aktuell 91 Niederlassungen. Die Vermögenswerte bzw. Bilanzsumme der Bank belaufen sich aktuell auf 92 Mrd. GBP, die Höhe der Einlagen liegt bei 66 Mrd. GBP und die Erträge vor Steuern (EBT) liegen bei 345 Mio. GBP.

Über diese Punkte wurde bereits Einigkeit erzielt

Die mögliche Übernahme soll im Rahmen eines Bargeschäfts abgewickelt werden. Dabei bietet Nationwide 220 britischen Pence (GBp) für jede Virgin Money-Aktie. Bei 1,3 Mrd. ausstehender Aktie bewertet das Angebot Virgin Money UK mit knapp 2,9 Mrd. GBP (3,4 Mrd. Euro).

Dies entspricht einer Prämie von 38% auf den Aktienkurs von Virgin Money vom 06.03.24, dem letzten Börsentag vor Bekanntgabe der Übernahmeabsichten, und einem 40%igen Aufschlag auf den volumengewichteten dreimonatigen Durchschnittskurs vor dem 06.03.24. Finanzieren will Nationwide den Deal aus seinen Barreserven.

Durch die potenzielle Übernahme würde mit einer Bilanzsumme von ca. 366,3 Mrd. GB und einem Kreditvolumen von etwa 283,5 Mrd. GBP der zweitgrößte Anbieter von Hypotheken und Sparguthaben in Großbritannien entstehen.

Nationwide teilte mit, dass es in naher Zukunft keine wesentlichen Änderungen an der Größe der Belegschaft von Virgin Money vornehmen wird. Auch die Integration von Virgin Money in das kombinierte Unternehmen soll sukzessive ablaufen. So soll die Marke Virgin Money noch über sechs Jahre fortgeführt werden.

Der Vorstand der Virgin Money UK PLC hat angekündigt, seinen Aktionären die Annahme eines bindenden Übernahmeangebots unter den vereinbarten Bedingungen zu empfehlen. Auch die Virgin Group, die etwa 14,5% der Virgin Money-Aktien hält, hat angekündigt, das mögliche Übernahmeangebot zu unterstützen.

So reagierte die Börse

Die Londoner Börse reagierte prompt auf die Bekanntgabe der vorläufigen Einigung zwischen Nationwide und Virgin Money UK. So stieg der Kurs der Virgin Money-Aktie am 07.03.24 um 35% auf 214,70 britische Pence. Die Anleger glauben offensichtlich, dass Nationwide ein bindendes Übernahmeangebot für Virgin Money unterbreiten wird.

So kann es weitergehen

Nationwide hat laut britischem Recht nun bis zum 04.04.2024 um 17 Uhr Zeit, ein verbindliches Übernahmeangebot abzugeben oder zu erklären, dass es hierauf verzichten will. Ob Nationwide ein verbindliches Angebot einreichen wird, hängt jetzt vor allem vom Ergebnis der laufenden Due-Diligence-Prüfung ab.