AvidXchange-Deal: Private-Equity schlägt bei FinTech zu
- Vom Papierchaos zur digitalen Effizienz – Das Geschäftsmodell von AvidXchange
- Marktposition: Führend im Mittelstandssegment
- Zahlen, bitte! Ein Blick auf die Finanzen
- Der Deal: 2,2 Milliarden Dollar Kaufpreis mit strategischem Weitblick
- Rückzug von der Börse für mehr Flexibilität
- Aktie nähert sich Angebotsniveau
Was 2000 in einem Café in Charlotte begann, endet nun in einem Milliarden-Deal: AvidXchange, der Spezialist für automatisierte Rechnungs- und Zahlungslösungen, wird für 2,2 Milliarden Dollar von TPG und Corpay übernommen. Das Unternehmen, das 2021 an die Börse ging, kehrt damit in den Schoß des Private Equity zurück.
Vom Papierchaos zur digitalen Effizienz – Das Geschäftsmodell von AvidXchange
AvidXchange ist ein führender Anbieter von cloudbasierter Automatisierungssoftware für die Kreditorenbuchhaltung (Accounts Payable, AP). Die Plattform digitalisiert und automatisiert den gesamten Rechnungseingangs- und Zahlungsprozess für mittelständische Unternehmen. Kunden profitieren von individuell anpassbaren Freigabeworkflows, automatischer Kontierung und mehrstufigen Zahlungsfreigaben. Mit über 8.500 Kunden und einer Zahlungsabwicklung von 83,8 Milliarden Dollar (2024) jährlich spart AvidXchange seinen Kunden erhebliche Zeit und Kosten.
Marktposition: Führend im Mittelstandssegment
Das Unternehmen bedient vor allem mittelständische Firmen mit Umsätzen zwischen 10 und 500 Millionen Dollar, die häufig noch papierbasierte Prozesse nutzen. AvidXchange ist in Nordamerika einer der Marktführer und konkurriert mit Anbietern wie Bill.com und Tipalti.
Zahlen, bitte! Ein Blick auf die Finanzen
AvidXchange verzeichnete im ersten Quartal 2025 ein moderates Wachstum: Der Umsatz stieg um 2,2% auf 107,9 Millionen Dollar, die Zahl der Transaktionen um 1,9% auf 19,7 Millionen und das Zahlungsvolumen um 3,7% auf 20,6 Milliarden Dollar. Das bereinigte Vorsteuerergebnis (EBITDA) verharrte mit 17,5 Millionen Dollar knapp unter dem Vorjahresniveau. Das Wachstum verlangsamte sich, belastet durch makroökonomische Unsicherheiten und geringere politische Einnahmen
Der Deal: 2,2 Milliarden Dollar Kaufpreis mit strategischem Weitblick
Nun wagen zwei Interessenten einen Vorstoß: TPG, eine globale Alternative-Asset-Management-Firma, und Corpay, ein führendes Unternehmen im Bereich Unternehmenszahlungen, wollen AvidXchange schlucken. Der Kaufpreis beträgt 10 Dollar pro Aktie, was einer Gesamtbewertung von 2,2 Milliarden Dollar entspricht.
Das ist ein Aufschlag von 22% auf den Schlusskurs vom 6. Mai und sogar 45% auf den Kurs vor Bekanntwerden der Transaktionsgespräche im März. TPG erwirbt eine Mehrheitsbeteiligung über seine Private-Equity-Plattform, Corpay steigt als Minderheitsgesellschafter ein. Die Übernahme soll im vierten Quartal 2025 abgeschlossen werden.
Rückzug von der Börse für mehr Flexibilität
Dieser Schritt macht AvidXchange zu einem privat geführten Unternehmen, was mehr Flexibilität für Investitionen in Wachstum und Innovationen bietet. TPG und Corpay sehen großes Potenzial, die Plattform weiter auszubauen, KI-Technologien zu integrieren und den Mittelstand bei der Digitalisierung seiner Finanzprozesse noch besser zu unterstützen.
Aktie nähert sich Angebotsniveau
Die Anleger reagierten prompt auf die Vorlage des Übernahmeangebots und trieben die Aktie deutlich nach oben. Gestern notierten die Papiere im Nachmittagshandel bei 9,75 Dollar und damit nur noch leicht unter dem Niveau des Kaufangebots (10 Dollar).
Eins scheint derzeit klar zu sein: Die Übernahme ist ein klares Signal, wie wichtig die Digitalisierung von Finanzprozessen geworden ist. Für Anleger und Marktbeobachter zeigt sich hier, wie FinTech-Unternehmen gezielt diesen Wandel vorantreiben.