Auto1 Group – Wir machen Verlust

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Europas größter Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 Group hat im dritten Quartal 2022 zwar mehr Umsatz erzielt als vor einem Jahr – aber die Profitabilität lässt weiterhin stark zu wünschen übrig. Die Aktie verliert deutlich.

Umsatzanstieg dank höherer Verkaufspreise

Der Auto1 Konzern, zu dem die dank massiver Werbung bekannten Marken  „wirkaufendeinauto.de“  und „Autohero“  gehören, konnte den Umsatz im Dreimonatszeitraum bis Ende September 2002 um 35,8 % auf gut 1,71 Milliarden Euro steigern, obwohl die Zahl der verkauften Fahrzeuge „nur“ um 4,5 % auf gut 163 000 zunahm. Wegen der Knappheit an Neuwagen haben sich auch die Preise für Gebrauchte im Durchschnitt deutlich nach oben bewegt. Der Umsatzerlös je verkauftes Fahrzeug stieg um 30 % auf durchschnittlich 10.465 Euro.

Der Gewinn von Auto1 Group konnte mit diesem Umsatzsprung allerdings bei weitem nicht Schritt halten. Das durchschnittliche Rohergebnis je Einheit (Verkaufspreis minus Kaufpreis)  legte lediglich um 1,5 % auf 755 Euro zu. Für schwarze Zahlen benötigt der Konzern nach früheren Angaben  im Durchschnitt über 1.000 Euro. Das bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) fiel um gut 42 % auf minus 35,2 Millionen Euro. Im Vergleich zum zweiten Quartal 2022 bedeutet das aber immerhin eine Verbesserung um rund 12 Millionen Euro.

Geschäft mit Privatkunden floriert

Dabei entwickelten sich die beiden Segmente Retail, in dem das Geschäft mit privaten Käufern zusammengefasst ist, und Merchant mit den gewerblichen Kunden, höchst unterschiedlich. Bei Retail nahm die Zahl der verkauften Fahrzeuge um 52,5 % auf 17 189 zu. Sie erreichte damit allerdings nur einen Anteil von rund 10 % am Gesamtabsatz von Auto1. Besonders erfreulich entwickelte sich bei Retail das durchschnittliche Rohergebnis je Einheit. Es verdreifachte sich in etwa von 365 Euro auf 1 106 Euro und trug so maßgeblich dazu bei, dass das Rohergebnis im Konzern wenigstens noch ein kleines Plus von 1,5 % erzielte.

Rohertrag im Geschäft mit Autohändlern geht zurück

Denn im Geschäft mit gewerblichen Händlern, also im Merchant-Bereich, sackte der durchschnittliche Rohertrag um 7,7 % auf 713 Euro ab. Und das, obwohl die Anzahl der verkauften Einheiten leicht (um 0,8 %) auf 146.372  Fahrzeuge kletterte und der Umsatz um über 30 % auf 1,43 Milliarden zunahm. Im gewerblichen Handel (Merchant) sind die Durchschnittspreise mit 9800 Euro deutlich niedriger als im Privatkunden-Geschäft mit 16 162 Euro.

Aktienkurs fällt, aber Analysten sind optimistisch

Für das Gesamtjahr 2022  hat der Vorstand seine Prognosen nach den Zahlen konkretisiert. Die Zahl der verkauften Fahrzeuge soll mit 655.000 nun den unteren Rand der bisherigen Zielspanne erreichen und der Umsatz in der Mitte der Prognosespanne von 6,5 Milliarden Euro bis 6,7 Milliarden Euro landen. Das bereinigte operative Ergebnis soll unverändert zwischen minus 2 % und minus 3 % des Umsatzes betragen, also minus 155 Millionen bis minus 175 Millionen Euro. Mittelfristig bleibt das Management zuversichtlich, gegen Ende des Jahres 2023 ein positives bereinigtes operatives Ergebnis (EBITDA) zu erzielen. Die Auto1-Aktie gibt im Vormittagshandel um über 5 % auf Kurse knapp unter 7 Euro nach. Das ist zwar deutlich über dem Allzeittief von 5,55 Euro, das Mitte Oktober erreicht worden war, aber meilenweit unter dem Emissionspreis von 38 Euro Anfang 2021. Vor den Zahlen waren die Analysten mehrheitlich positiv für Auto1 Group gestimmt. Die Kursziele weisen allerdings riesige Unterschiede auf und liegen zwischen 9 Euro und 30 Euro.