Auto Shanghai 2017 – Kommen Sie mit auf die Überholspur
Morgen öffnet die Automesse in Shanghai ihre Pforten für das Publikum. China ist als zweitgrößter Automarkt nach den USA wichtiger denn je.
Kein Wunder, dass auf der Auto Shanghai 2017 nicht nur die einheimischen Autobauer aufschlagen, sondern auch die europäischen Hersteller die eine oder andere Weltpremiere im Gepäck haben.
Ohnehin schlagen sich die Autobauer hierzulande derzeit ganz ausgezeichnet. Die Entwicklung des europäischen Automarkts hat sich im Vormonat März wieder beschleunigt.
Die Anzahl der Zulassungen stieg im Vergleich zum Vorjahresmonat um 11,2% auf 1,89 Mio. Pkw, wie der Branchenverband Acea heute Morgen mitteilte. Für das erste Quartal summierte sich der Absatz auf 4,14 Mio. Fahrzeuge.
Das waren 8,4% mehr als vor einem Jahr.
Die drei größten deutschen Autokonzerne Volkswagen, BMW und Daimler verkauften im März allesamt deutlich mehr Autos als vor einem Jahr.
Den stärksten Zuwachs erzielte Daimler mit einem Plus von 12,7%. BMW setzte 7,7% mehr Autos ab und Volkswagen 6,5%.
Volkswagen macht im Fernen Osten von sich reden
Auf der Auto Shanghai, eine der wichtigsten Ausstellungen in China, wenn es um die Automobilindustrie geht, werden die Autohersteller in den kommenden Tagen präsentieren, wie ihre Elektrozukunft aussieht.
Allen voran macht Volkswagen im Fernen Osten von sich reden. Die Wolfsburger präsentieren ihre neuen Elektromodelle und reagieren damit auf Forderungen der chinesischen Regierung.
Die Wolfsburger sind seit Jahren Marktführer in der Volksrepublik – 2016 haben alle Konzernmarken zusammen hier fast 4 Mio. Autos verkauft.
Kein anderes Land hat einen solch hohen Stellenwert für Volkswagen, denn das Reich der Mitte hat den deutschen Heimatmarkt schon lange überholt.
Diesen Stellenwert will man nicht verlieren.
„Wir werden alles tun, diese führende Position auszubauen und zu verteidigen“, bekräftigte Konzernchef Matthias Müller gestern in Shanghai.
Klar, dass man hier auf die Forcierung der Einführung von Elektroautos auf chinesischen Straßen reagieren muss.
Die Luft in den wichtigsten chinesischen Ballungsräumen ist teilweise bis zur Unerträglichkeit verpestet und soll viel sauberer werden – und das will Peking an erster Stelle mit neuen Elektroautos erreichen.
China will Quoten für Elektroautos
Schon vom kommenden Jahr an dürften in China Quoten für Elektrofahrzeuge gelten. Dann müssen die umweltfreundlichen Autos einen bestimmten Anteil bei den Neuzulassungen erreichen.
Von Jahr zu Jahr werden die Bestimmungen dann wahrscheinlich verschärft, der Anteil der Elektroautos soll immer größer werden. Bislang ist geplant, dass die Autohersteller 2018 einen Elektroanteil von 8% erreichen müssen.
Volkswagen muss auf diese Vorgaben aus Peking reagieren, ansonsten ginge der Spitzenplatz als größter Autokonzern in China verloren.
Auf der Automesse in Shanghai wollen die Wolfsburger unter Beweis stellen, dass sie von den Vorgaben der chinesischen Regierung nicht überrascht worden sind.
Auf der Autoschau präsentieren die Konzernmarken VW, Audi und Skoda gleich mehrere neue Elektrofahrzeuge, geplant sind erstmals auch eigene Elektro-Geländewagen für China („SUV“).
Unter anderem zeigt VW den vollelektrischen I.D. Crozz. Das SUV-Coupé soll laut Konzernaussagen in ähnlicher Form 2020 auf den Markt kommen.
Die Eckdaten gehen runter wie Butter: zwei Elektromotoren mit einer Systemleistung von 225 kW (306 PS), 500 Kilometer Reichweite, Allradantrieb und vollautonome Funktionen.
Der I.D. Crozz soll in unter sechs Sekunden auf 100 km/h beschleunigen und die Batterien sollen innerhalb von nur 30 Minuten zu 80% wieder aufgeladen sein.
Daimler mit hervorragenden Q1-Zahlen im Osternest
Daimler wird in Shanghai unter anderem sein renoviertes Flaggschiff, die Mercedes S-Klasse, präsentieren.
Neben einigen Updates beim Innenraum und neuen Reihensechszylinder-Motoren macht die S-Klasse nun einen weiteren Schritt in Richtung autonomes Fahren.
Die aktive Abstandsregelung „Distronic“ greift beim automatisierten Fahren nun auf Kartenmaterial zurück, das Kreisverkehre, Mautstellen, Kurven und Kreuzungen berücksichtigt.
Voraussichtlich im Juli kommt die Luxuslimousine mit vier Motorisierungen ab ca. 94.000 Euro auf den Markt.
Noch vor den Osterfeiertagen konnte Daimler hervorragende Zahlen zum abgelaufenen ersten Quartal präsentieren.
Starke Mercedes-Verkäufe und Immobiliendeals haben dem Autokonzern zu einem starken Start ins Jahr verholfen.
Konzernweit lag der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) im ersten Quartal mit 4,01 Mrd. Euro annähernd doppelt so hoch wie im Vorjahreszeitraum. Damit landete man deutlich über den Markterwartungen.
Die Stammmarke Mercedes-Benz hatte in den ersten drei Monaten des Jahres 560.625 Autos verkauft – ein Plus von 16%. Insbesondere in China punktete das Unternehmen mit einem Absatzwachstum von mehr als einem Drittel überdurchschnittlich stark.
Das operative Ergebnis der Sparte kletterte um 60% auf 2,23 Mrd. Euro. Die Umsatzrendite stieg um fast 3 Prozentpunkte auf 9,8%.
BMW lässt M4 CS vorfahren
Auch BMW kann punkten: Der bayerische Automobilhersteller hat seine Fahrzeug-Auslieferungen für das Auftaktquartal 2017 veröffentlicht und kann weiteres Wachstum vorweisen.
Um 5,9% gegenüber dem Vorjahr auf 254.862 verkaufte Fahrzeuge sind die Auslieferungen bei der BMW Group allein im Monat März gestiegen. Wachstumstreiber waren insbesondere die Modelle BMW X und BMW 7er.
Damit wuchs BMW schneller als der Mitbewerber Volkswagen, der im Monat März seine Auslieferungen um 2,5% steigern konnte.
In den ersten drei Monaten des Jahres erhöhten sich unterdessen die Auslieferungen der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5,3% auf 587.237 Einheiten.
Von den Fahrzeugen der Marke BMW wurden im ersten Quartal insgesamt 503.445 Einheiten abgesetzt, ein Wachstum von 5,2% zum Vorjahreszeitraum.
Der Absatz der Elektro-Modelle (BMW i) verdoppelte sich im ersten Quartal 2017 zum Vorjahr auf knapp 20.000 Units. Auf der Shanghai Auto Show wird BMW unter anderem den 460 PS starken M4 CS debütieren lassen.
Autobauer stehen vor epochalem Schritt
Für den Duisburger Automobilprofessor Ferdinand Dudenhöffer stehen damit alle Autobauer vor einem „epochalen Schritt“.
Seiner Einschätzung nach müssen alle über den „modularen Elektrobaukasten“ nachdenken, mit dem die einheitliche Architektur für alle künftigen Elektromodelle eines Autokonzerns über sämtliche Marken ausgerollt werden könne.
Der einheitliche Baukasten senke die Produktionskosten und sorge dafür, dass die Elektromodelle künftig nicht viel teurer als gängige Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor werden.