Ausgeträumt: Warum diese Raumfahrt-Aktie gecrasht ist!

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Liebe Leserinnen und Leser,

eigentlich sollte der 9. Januar 2023 einen weiteren Meilenstein in der Geschichte von Virgin Orbit darstellen. Doch der Tag geriet zum Debakel.

Was war passiert?

Virgin Orbit hat am 9. Januar über britischem Boden eine Rakete gestartet, um Satelliten in die Umlaufbahn zu bringen. Das Besondere: Das Unternehmen startet seine Trägerraketen nicht von einer konventionellen Startrampe aus, sondern von einem Jumbo-Jet, genauer gesagt: von einer modifizierten Boeing 747.

Diese warf die Rakete „Launcher One“ ordnungsgemäß ab, woraufhin der Flugkörper seine erste Beschleunigungsstufe zündete und gen Orbit aufbrach. Doch als die zweite Raketenstufe zünden sollte, kam es zu einem technischen Fehler, woraufhin die Rakete nicht genügend Auftrieb hatte, um es in die Umlaufbahn zu schaffen. Der Flugkörper inklusive der darin transportierten Nutzlast fiel anschließend zur Erde zurück.

Im Bild[1] sehen Sie ein solches Flugzeug, das gerade eine Trägerrakete von seiner Unterseite abgeworfen hat:

Virgin Orbit: Die Börse traute dem Braten einfach nicht

Klar: Fehlschläge in der Raumfahrtbranche sind nicht unüblich. Doch für Virgin Orbit markiert der Absturz das (vorläufige) Ende. Das Unternehmen ist eine Abspaltung des Raumfahrtkonzerns Virgin Galactic, hinter dem der US-Milliardär Richard Branson steckt. Während sich Galactic vor allem auf touristische Flüge ins All konzentriert, sollte Orbit das Satellitengeschäft übernehmen.

Um Geld einzustreichen, brachte Branson Virgin Orbit 2021 mithilfe einer Mantelfirma (SPAC) an die Börse. Doch der IPO erwies sich größtenteils als Fehlschlag. Aber auch in den Monaten und Jahren danach konnte die Aktie keinen wirklichen Halt finden und rauschte sukzessive gen Boden.

Virgin Orbit konnte sich deshalb kaum neue Liquidität verschaffen, weshalb dem Unternehmen  schlicht und ergreifend das Geld ausging. Zwar hatte die Branson-Firma versucht, einen rettenden Käufer zu finden. Doch offenbar wollte niemand das Risiko eingehen.

Pleite: Raumfahrtfirma muss Insolvenz anmelden

Als dann 2022 die Leitzinsen deutlich anstiegen, der Kapitalmarkt vorsichtiger wurde und Anfang 2023 der Absturz der Trägerrakete erfolgte, waren die Tage der Firma im Prinzip gezählt. Inzwischen hat Virgin Orbit einen Insolvenzantrag eingereicht, Hunderte Mitarbeiter entlassen und den Betrieb eingestellt.

Laut den Konkursunterlagen hat Orbit allein im letzten Jahr einen Verlust von rund 191 Millionen Dollar geschrieben – bei einem Umsatz von nur 33 Millionen Dollar. Zwar hat Branson demnach aus seinem Privatvermögen eine hohe zweistellige Millionensumme zugeschossen. Aber das reichte offenbar bei weitem nicht aus.

Erbarmt sich doch noch ein Retter?

Die Hoffnung ist jedenfalls noch nicht ganz verloren. Denn: Ziel des Insolvenzverfahrens ist es, einen Käufer für die Pleite-Firma zu finden. Hierfür muss Bransons Investment-Vehikel Virgin Investments weiteres Geld zuschießen, um zumindest einen reduzierten Betrieb der Firma sicherzustellen. Der mögliche Käufer könnte sich also die Technologie des Unternehmens einverleiben und das Unternehmen dann eventuell abwickeln.

Prinzipiell ist die Technologie durchaus vielversprechend. Durch den Start von Trägerraketen von Flugzeugen aus sind Satellitenanbieter nicht auf statische Startrampen angewiesen, was gerade in Zeiten boomender Raketenstarts mehr Flexibilität ermöglicht. Und tatsächlich hat Virgin Orbit in seiner Firmengeschichte immerhin vier erfolgreiche Starts durchgeführt und damit 33 Satelliten in die Umlaufbahn gebracht.

Milliardärs-Wettkampf: Musks SpaceX übertrumpft Branson deutlich

Im Vergleich zu Elon Musks Unternehmen SpaceX ist das allerdings kaum der Rede wert. Allein in den sieben Monaten bis Juli 2022 ließ SpaceX 33 Raketen starten. Und allein im Februar 2023 führte Musks Space-Tech-Firma, die eng mit der US-Raumfahrtbehörde NASA kooperiert, innerhalb von fünf Tagen zwei Starts durch – übrigens mit derselben „Falcon 9“-Rakete.

Für das Gesamtjahr 2023 forciert SpaceX insgesamt 100 Starts mit der wiederverwendbaren Trägerrakete, um das hauseigene Satellitennetzwerk „Starlink“ weiter auszubauen. „Starlink“ verfügte Ende März über rund 3.700 Satelliten und soll einen umfassenden Internetzugang rund um den Globus ermöglichen.

Mein Fazit für Sie

Virgin Orbit war 2017 mit einer vielversprechenden Vision gestartet. Doch das Unternehmen schaffte im Unterschied zum Konkurrenten SpaceX nie wirklich den Durchbruch. Als dann Anfang 2023 die Trägerrakete abstürzte, war das Vertrauen dahin.

Es bleibt nun abzuwarten, ob sich doch ein Käufer breitschlagen lässt, die Firma bzw. deren Technologie für einen überschaubaren Preis zu übernehmen. Die Aktie jedenfalls ist längst ein Pennystock und der Börsenwert des Unternehmens fast vollständig dahin.


[1] Bildquelle: Virgin Orbit (The Launch Process | Virgin Orbit)