Baidu macht bei Milliardenübernahme einen Rückzieher

Inhaltsverzeichnis

Auch im frischen Börsenjahr 2024 bleibt es bei Übernahmen und Fusionen spannend. Gestern lief eine Nachricht aus China über die Nachrichtenticker. Der Suchmaschinen-Riese Baidu tritt bei der geplanten Milliardenübernahme der chinesischen Live-Streaming-Plattform Joyy den Rückzug an. Damit erhält die Strategie, die Einnahmen künftig auf eine breitere Basis zu stellen, vorerst einen empfindlichen Dämpfer.

Baidu: Google von China…

Baidu ist ein chinesisches Technologieunternehmen und eine der größten Suchmaschinen des Landes. Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 2000 von Robin Li und Eric Xu. Gerne wird das Unternehmen auch als Google von China bezeichnet. Internetnutzer finden über die Webseite die relevantesten und aktuellsten Suchergebnissen zu ihrer jeweiligen Sucheingabe. Dazu gibt es spezielle Suchmöglichkeiten, etwa nach Karten, Bildern, Videos oder Nachrichten.

Zusätzlich bietet das Unternehmen Community-Seiten wie Baidu PostBar, eine abfragebasierte, durchsuchbare Online Community-Plattform oder Baidu Knows für interaktive Wissensvermittlung sowie eine usergenerierte Online-Enzyklopädie. Zum Angebot des Unternehmens gehört auch PC Client Software wie etwa ein Browser oder ein Media Player. Außerdem dient Baidu.com Online-Marketing-Kunden und Unternehmen als Media-Plattform, über die relevante Internetuser erreicht werden sollen.

Neben der Kernsparte der Suchmaschine hat Baidu in jüngster Zeit in mehrere neue Geschäftsbereiche investiert. Eine Sparte ist das autonome Fahren, in der Baidu in China eine führende Rolle spielt.

….bläst Milliardenübernahme ab

Mit der geplanten Übernahme von Joyy sollten die Geschäfte auf noch breitere Füße gestellt werden. Joyy, bekannt als YY Live, ist eine führende chinesische Plattform für soziales Live-Streaming und hat weltweit expandiert, mit weltweit 277 Millionen monatlich aktiven Nutzern. Der Kauf des Streaming-Anbieters dürfte jetzt aber an den chinesischen Regierungsbehörden gescheitert sein.

Entsprechend beerdigt Baidu nun seine Übernahmepläne. Bereits im November 2020 gab der chinesischer Technologie-Gigant den geplanten Zukauf bekannt. Für 3,6 Milliarden Dollar wollte Baidu den an der US-Börse gelisteten Streaming-Anbieters Joyy schlucken.

Kaufvertrag ist gekündigt

Joyy ist ein Veteran in der chinesischen Livestreaming-Branche und hat 2008 eine Sprachsoftware auf den Markt gebracht. Baidu schätzt das ausgereifte Live-Übertragungssystem von YY Live, sagte damals eine Führungskraft des Tech-Giganten. Baidu habe versucht, eine eigene Broadcasting-Plattform aufzubauen, sei aber auf einige Schwierigkeiten gestoßen. Der Rückschlag stellt eine weitere Herausforderung für Baidus Bemühungen dar, mit Emporkömmlingen wie ByteDance im Bereich der Online-Unterhaltung gleichzuziehen, nachdem das Unternehmen in neueren Bereichen wie Live-Streaming relativ spät gestartet ist. Joyy will sich nun rechtlich beraten lassen.

Chinesische Regulierungsbehörde zieht die Zügel an

Die gescheiterte Übernahme macht eines deutlich: Peking hat in den letzten Jahren die Zügel angezogen. Die Xi Jinping-Regierung versucht seit geraumer Zeit, die Spielsucht zu bekämpfen, unter anderem mit Kontrollen für Minderjährige bei der Online-Unterhaltung und dem Einfrieren von Genehmigungen für neue Spieltitel. Chinas oberste Regulierungsbehörde für Glücksspiele hat im vergangenen Monat einen Entwurf für Regeln vorgelegt, mit denen Zeit und Geld, die für Spiele ausgegeben werden, weiter eingeschränkt werden sollen.