China: Kommunistische Partei nimmt Gaming-Branche ins Visier!
Das chinesische Wirtschaftssystem ist auf dieser Welt beispiellos. Auf der einen Seite treibt die Regierung in Peking ohne große Umschweife das Land durchaus effektiv voran – auf der anderen bekommen unliebsame Wirtschaftsakteure gerne auch mal die schmerzhafte Seite der Peitsche zu spüren.
Bestimmt haben Sie entsprechende Berichte zuletzt in den Medien gelesen. Vor allem die in China beheimatete Tech-Branche gerät derzeit in das Fadenkreuz der Kommunistischen Partei. Der Grund: Peking bewertet den wachsenden Einfluss der dortigen Technologieriesen als Gefahr für die eigene Vormachtstellung.
Gaming-Branche gerät ins Visier der chinesischen Regierung
Jetzt hat die Wirtschaftsdiktatur erneut zum Schlag ausgeholt. Diesmal gegen die chinesische Gaming-Branche. So hatte eine staatliche Zeitung das Computerspielen wortwörtlich als „geistiges Opium“ bezeichnet. Zocken sei schädlich für die Entwicklung von Kindern.
Klar: Sie werden sich erinnern. Auch hier im Westen wird diese Debatte immer mal wieder geführt. Doch ob die chinesische Regierung tatsächlich das Wohl der Kinder im Blick hat, bleibt durchaus anzuzweifeln. Beobachter sehen hier eher die wachsende Macht der Gaming-Konzerne als Motiv.
So werden in dem Bericht der chinesischen Zeitung prompt Experten zitiert, die eine schärfere Regulierung der Branche fordern. Dabei ist die Spieleindustrie in China bereits jetzt an der kurzen Leine. Viele Spiele aus dem Westen sind dort gar nicht verfügbar oder nur in einer der Regime-Ideologie angepassten Version.
Tencent-Aktie schmierte ab
Gut möglich, dass die staatliche Zeitung mit dem kritischen Bericht bewusst negative Börseneffekte erzielen wollte. Frei nach dem Motto: Der chinesische Staat kontrolliert die Kurse chinesischer Unternehmen. Tatsächlich sind die Aktien der großen chinesischen Gamingfirmen kurz nach Veröffentlichung deutlich gefallen. Allen voran: Tencent. Der größte Computerspiele-Konzern der Volksrepublik bzw. dessen Dauerbrennerspiel „Honor of Kings“ (mehr als 100 Mio. Nutzer) wurde in dem Bericht gar explizit genannt und verlor letzte Woche teils mehr als 10 Prozent.
Allein im letzten Jahr setzte Tencent mit Online- und Mobile-Games umgerechnet knapp 25 Milliarden Euro um. Zum Vergleich: Große westliche Branchenvertreter wie Electronic Arts oder Activision Blizzard erreichten 2020 beim Umsatz nicht einmal die Zweistelligkeit – trotz Corona-Boost.
Konzern lenkt brav ein
Wie zuletzt Alibaba hat nun auch Tencent schnell eingelenkt. Sie merken: Die Angst der chinesischen Wirtschaft vor der Regierung ist immens. So will Tencent künftig durchsetzen, dass Personen unter 18 Jahren nur noch eine Stunde pro Werktag zocken dürfen – an Wochenenden immerhin zwei Stunden je Tag. In Deutschland wäre das freilich nur schwer umzusetzen. In China allerdings müssen sich alle Smartphone-Spieler mit den Personalausweisdaten anmelden.
Fazit für Sie: Chinas Regierung greift mit Tencent erneut einen führenden Tech-Konzern des eigenen Landes an. Als Anleger sollten Sie momentan äußerste Vorsicht walten lassen, wenn es um Investments in chinesische Tech-Aktien geht. Jederzeit, und das hat Peking jetzt wieder einmal deutlich gemacht, kann der Kurs von außen angegriffen werden.
Aber was ist mit den ausländischen Firmen?
Gleichzeitig ist das Vorgehen der Kommunistischen Partei auch ein Warnsignal für ausländische Firmen – auch für die Gaming-Wettbewerber. Activision Blizzard etwa ist in China mit einem Kooperationspartner aktiv. Dabei ist das Geschäft in der Volksrepublik längst auch für die ausländische Spielehersteller zum Zünglein an der Waage geworden, obwohl die Games dort oftmals in abgeänderter Version erscheinen.