AMD steht vor dem Sprung – große KI-Aufholjagd?
Der Rückstand auf Nvidia war groß. Doch jetzt, zur Jahresmitte 2025, schaltet AMD in den Angriffsmodus – ausgerechnet in dem Moment, in dem sich der KI-Markt dramatisch verändert. Während sich Nvidia bisher auf das Training großer KI-Modelle spezialisiert hat, setzt AMD nun alles auf den nächsten Schritt: Inferenz, also die praktische Anwendung künstlicher Intelligenz im Alltag.
Warum der Shift zu Inferenz jetzt entscheidend ist
AMD positioniert sich für eine Wachstumsphase, die laut Analysten enorme Dimensionen annehmen könnte. Der Markt für KI-Beschleuniger (AI Accelerators) soll von 45 Milliarden Dollar im Jahr 2023 auf über 500 Milliarden Dollar im Jahr 2028 steigen – ein Zuwachs um das Elffache. Der Großteil dieses Wachstums entfällt nicht mehr auf das Training, sondern auf die tägliche Nutzung von KI, also Inferenz. Genau hier setzt AMD mit der neuen GPU-Generation MI355x an.
Diese Chips wurden speziell dafür entwickelt, möglichst schnell auf möglichst viele Fragen zu antworten – genau das, was generative KI-Tools wie ChatGPT täglich leisten. AMD verspricht gegenüber Nvidia 40 % mehr Leistung pro Dollar und eine deutlich effizientere Energienutzung. Die kommende Generation MI400 soll diesen Vorsprung weiter ausbauen. Sie wird laut AMD in großen, vorkonfigurierten Rechenzentrums-Systemen angeboten und zielt damit direkt auf Nvidias Oberon-Plattform ab.
Was das für Umsatz und Gewinn bedeutet
Noch hinkt AMD deutlich hinterher: Während Nvidia zuletzt Quartalsumsätze von rund 40 Milliarden Dollar allein im Rechenzentrumsbereich meldete, waren es bei AMD im Jahr 2024 gerade einmal 5 Milliarden Dollar in diesem Segment. Doch genau darin sehen Analysten die Chance. Schon bei einem Marktanteil von 10 % könnte AMD den Umsatz in diesem Bereich auf 50 Milliarden Dollar steigern, bei 20 % wären es sogar 100 Milliarden – also eine Verfünffachung bzw. Verzwanzigfachung der aktuellen Werte.
Im optimistischsten Szenario rechnen einige Experten mit einem Gewinn je Aktie (EPS) von über 40 Dollar bis 2028, während die aktuelle Konsensschätzung für 2028 lediglich bei 8,17 Dollar liegt. Das zeigt, wie viel Fantasie im Kurs steckt, aber auch, wie viel Vertrauen AMD noch gewinnen muss, um dieses Potenzial auszuschöpfen.
Fazit
AMD steht vor einer historischen Chance: Nach Jahren im Schatten von Nvidia könnte sich das Blatt wenden – ausgerechnet jetzt, da sich der Fokus auf dem KI-Markt vom Aufbau großer Modelle hin zur effizienten Nutzung verlagert. Inference ist das neue Schlachtfeld. Und AMD ist mit voller Wucht dabei.
Ob der Angriff gelingt? Noch ist es offen. Doch die Voraussetzungen waren lange nicht mehr so gut wie jetzt.