AMD schaltet einen Gang höher
Die Spannung war groß, AMD hat geliefert. Im ersten Quartal meldet der Chipentwickler einen Umsatzsprung von 36 %, die Sparte Data Center wächst sogar um 57 %. Besonders gefragt sind AMDs neue KI-Beschleuniger der Instinct-Serie, die inzwischen fast die Hälfte des Konzernumsatzes ausmachen. Dabei handelt es sich um spezialisierte Rechenchips, sogenannte GPUs, die große Datenmengen parallel verarbeiten und sich daher besonders für Künstliche Intelligenz (KI) eignen. Im Sommer bringt AMD mit der neuen Generation MI350 eine neue Chipfamilie auf den Markt, die deutlich mehr Leistung für KI-Anwendungen verspricht. In einem von Skepsis geprägten Umfeld wirkt dieser Vorstoß wie ein Befreiungsschlag.
Cash statt Hoffnung: AMDs Geschäft rechnet sich
Wer nur auf den Umsatz schaut, verpasst das Entscheidende. Denn bei AMD wächst der freie Cashflow 2,6-mal so schnell wie der Umsatz – ein Zeichen dafür, dass die neuen Chips nicht nur beliebt, sondern auch hochprofitabel sind. Im ersten Quartal blieben nach Investitionen 727 Millionen US-Dollar übrig, 92 % mehr als ein Jahr zuvor. Die operative Marge klettert auf 10 %. Auch die Bruttomarge steigt um drei Prozentpunkte auf 50 %. Damit nähert sich AMD dem Niveau von Nvidia, was sich mit der neuen Grafikprozessorgeneration fortsetzen dürfte.
Zölle bremsen leicht, doch die Bewertung lockt
Nicht alles läuft glatt. Neue Exportbeschränkungen nach China kosten AMD im laufenden Quartal rund 800 Millionen US-Dollar Umsatz. Trotzdem bleiben die Aussichten gut. Für das zweite Quartal rechnet das Management mit einem Umsatz von rund 7,4 Mrd. US-Dollar – ein Wachstum von 27 % gegenüber dem Vorjahr. Interessant ist auch die Bewertung: Trotz des KI-Booms wird AMD derzeit nur mit dem knapp 18-fachen des erwarteten Gewinns gehandelt. Gegenüber dem eigenen historischen Durchschnitt entspricht dies einem Abschlag von rund 45%.
Fazit
AMD befindet sich an einem Wendepunkt. Die KI-Welle trifft auf ein Unternehmen, das profitabler und technisch näher an Nvidia ist als je zuvor. Das Wachstum der Rechenzentrum-Sparte sorgt für Cash, die neue Chip-Serie für Tempo. Zwar bleiben die geopolitischen Risiken ein Unsicherheitsfaktor. Aber operativ läuft es rund. Wer sich für die zweite Reihe im KI-Rennen interessiert, findet hier einen spannenden Kandidaten mit Aufholpotenzial.