Amazon und Alibaba: Zwei einmalige Erfolgsgeschichten, die noch lange nicht zu Ende geschrieben sind

Inhaltsverzeichnis

Die meisten von Ihnen dürften Amazon kennen – Alibaba hingegen kennen hierzulande nur wenige. Dabei ähneln sich die Erfolgsgeschichten der beiden E-Commerce-Konzerne durchaus. 1994 gründet der Unternehmer Jeff Bezos, überzeugt vom Wachstumspotenzial des Online-Handels, eine Handelsplattform für Bücher – heute ist Amazon der größte E-Commerce-Händler der Welt und das drittschwerste börsennotierte Unternehmen überhaupt. 1999 gründete der ehemalige Englischlehrer Jack Ma im chinesischen Hangzhou Alibaba. Keine 20 Jahre später beschäftigt das Unternehmen rund 66.500 Mitarbeiter.

Beide: Amazon und Alibaba sind heute die größten Online-Händler der Welt. Ma ist der reichste Mann Chinas, Bezos der reichste Mensch überhaupt. Doch die Geschäftsmodelle unterscheiden sich: Amazon kauft im Wesentlichen selbst eine breite Palette von Produkten und gibt diese an seine Kunden weiter, stellt seine Plattform mittlerweile aber auch für Drittanbieter bereit, die dafür eine Gebühr zahlen.

Alibaba setzt weniger um, verdient aber mehr

Alibaba hingegen verkauft keine eigenen Waren, sondern beschränkt sich überwiegend auf den Job des Vermittlers. Alibaba braucht dafür jedoch keine teuren Logistikzentren wie Konkurrent Amazon. Durch das andersartige Geschäftsmodell ist Alibaba jedoch wesentlich rentabler.

Das macht das Unternehmen wesentlich profitabler. Amazon verdiente 2017 unterm Strich 3 Mrd. Dollar bei einem Umsatz von 178 Mrd. Dollar, der chinesische Konkurrent schaffte einem Umsatz von knapp 40 Mrd. Dollar ein operatives Ergebnis von 2,68 Mrd. Dollar.

Beide Unternehmen bauen ihr Geschäftsfeld sukzessive weiter aus. Amazon und Alibaba sind mittlerweile auch führende Anbieter im Megatrendgeschäft mit Cloud-Services – Alibaba in China, Amazon im Rest der Welt.

Bisher gab es wenige Berührungspunkte – das könnte sich bald ändern

Bisher sind sich die beiden Unternehmen kaum in die Quere gekommen. Alibaba dominiert China und Asien, Amazon Europa und Amerika. In China konnte Amazon nicht Fuß fassen, kam 2018 gerade mal auf einen Marktanteil von 0,7%. Deshalb beschloss Amazon kürzlich sich vom chinesischen Markt zurückzuziehen – Alibaba hingegen hat klare Expansionspläne in Richtung Europa.

Durch Investitionen in Höhe von etwa 15 Mrd. Dollar will der Konzern eine globale Online-Handelsplattform (“electronic World Trade Platform”, kurz eWTP) errichten. Ende 2018 gab das “chinesische Amazon” bekannt, dass in Belgien ein Logistikdrehkreuz errichtet werden soll.

Vom in Lüttich geplanten Logistikzentrum aus will Alibaba in den kommenden fünf Jahren Produkte im Wert von 200 Milliarden Euro nach China liefern. Andersherum sollen chinesische Hersteller einen stark vereinfachten Zugang zum europäischen Markt erhalten. Das langfristige Ziel: Bestellungen aus China sollen innerhalb von 24 Stunden und in der restlichen Welt innerhalb von drei Tagen vollständig abgewickelt sein.

Doch auch der Heimatmarkt China birgt weiterhin enormes Wachstumspotenzial. Laut des China Internet Networks sind seit 2018 über 800 Millionen User beim Online-Shopping dabei. Das birgt ein riesiges Potenzial für Alibaba. Nach eigenen Angaben erreicht das Unternehmen bereits jetzt mit 636 Millionen aktiven Nutzern deutlich mehr als eine halbe Milliarde Menschen.

Amazon hat für 2018 bereits Rekorde präsentiert – Alibabas Zahlen kommen heute

Im gesamten Geschäftsjahr 2018 legte Amazon kräftig zu. Der Überschuss stieg von 3,0 Milliarden auf 10,1 Milliarden Dollar. Und auch der Umsatz kletterte noch einmal um 31 Prozent auf 232,9 Milliarden Dollar. Kann Alibaba weiter mit diesem Rekordgewinn mithalten? Die Chinesen erwarten für das Gesamtjahr bis März 2019 trotz einer Senkung der Prognose ein Umsatzwachstum von über 35%.

Im traditionell wichtigen Weihnachtsquartal ist Alibaba wegen des Handelskonflikts zwischen China und der USA nicht so stark gewachsen wie in den vergangenen drei Jahren.

Heute wird Alibaba seine Ergebnisse gebrochenen Geschäftsjahr 2018/2019 (per Ende März) präsentieren. Die Geschäftszahlen dürften überzeugen aber nicht berauschen. Dennoch liegt in diesen Ergebnissen und der Perspektive von Alibaba eine indirekte Konjunkturprognose für den Asienraum. Es dürfte sich also lohnen, diese näher zu betrachten.

Mehr zu den anstehenden Zahlen von Alibaba sowie News zu E.ON, RWE und der Commerzbank erhalten Sie in meinem heutigen Video „Mick Knauff Daily zur Wochenmitte“.