Alphabet trotzt den Wettbewerbshütern

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Die großen US-Tech-Werte setzen heute ein deutliches Ausrufezeichen. Vor allem Alphabet zieht die Aufmerksamkeit auf sich, nachdem ein lange erwartetes Urteil im laufenden Antitrust-Verfahren bekannt wurde. Anleger reagieren erleichtert, die Aktie sprang im nachbörslichen Handel um fast sechs Prozent nach oben. Auch Apple legte kräftig zu, weil das Urteil unmittelbare Folgen für die Geschäftsbeziehung der beiden Konzerne hat.

Gericht nimmt Alphabet die größte Sorge

Kern der Diskussion war die Frage, ob Google seinen Chrome-Browser abgeben muss. Chrome ist nicht nur der weltweit am häufigsten genutzte Browser, sondern auch ein entscheidender Bestandteil des Suchmaschinen-Ökosystems. Der zuständige Richter entschied jedoch, dass ein Verkauf nicht notwendig ist. Stattdessen soll Alphabet mehr Daten mit Wettbewerbern teilen und auf exklusive Suchverträge verzichten. Damit bleibt die wichtigste Plattform im Konzern, während die Auflagen für den Wettbewerb zwar schmerzhaft, aber verkraftbar erscheinen.

Für Apple ist die Entscheidung ebenfalls relevant. Google zahlt nämlich jedes Jahr rund 20 Milliarden US-Dollar dafür, dass die eigene Suchmaschine auf iPhones als Standard voreingestellt ist. Wäre Chrome ausgegliedert worden, hätte dieses lukrative Geschäft auf der Kippe gestanden. Da es bestehen bleibt, kletterte die Apple-Aktie im nachbörslichen Handel um rund 3 %.

Verfahren laufen weiter – aber Zeitgewinn für Alphabet

Das Urteil ist kein Freispruch. Google muss sich in weiteren Verfahren mit scharfen Vorwürfen auseinandersetzen, beispielsweise in Bezug auf sein Anzeigengeschäft oder den App-Store. Zudem kündigte der Konzern an, gegen die jetzige Entscheidung Berufung einzulegen. Bis endgültige Rechtsklarheit besteht, werden noch Jahre vergehen. Für den Moment zählt jedoch vor allem, dass die schlimmste Sorge vom Tisch ist: eine Zerschlagung des Konzerns durch den Verkauf von Chrome.

Anleger können daraus zwei Dinge ableiten: Einerseits, wie stark rechtliche Unsicherheiten die Kurse bewegen. Andererseits zeigt sich, dass Alphabet trotz regulatorischer Angriffe seinen Kern – die Suche, den Browser und die Daten – zunächst behält. Diese Verschnaufpause verschafft dem Konzern Zeit, sein Geschäft in den Bereichen Cloud und künstliche Intelligenz weiter auszubauen.

Fazit: Das Urteil nimmt Alphabet kurzfristig den größten Druck und stärkt gleichzeitig Apple. Langfristig bleibt der juristische Streit ein Unsicherheitsfaktor, doch im Hier und Jetzt wirkt die Entscheidung wie ein Befreiungsschlag. Für Sie als Anleger bedeutet das: Der Konzern bleibt vorerst Herr über sein wichtigstes Tor zum Internet.