Adler Insolvenz: Auftakt einer Pleitewelle?

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Der nächste Schock für die Innenstädte: Die Modekette Adler meldet Insolvenz an. Das börsennotierte Unternehmen mit deutschlandweit 171 Filialen will sich in Eigenverantwortung und bei weitergeführtem Geschäftsbetrieb sanieren unter Aufsicht eines bevollmächtigten Sachwalters.

Die Adler Aktie stürzte daraufhin ab von knapp 2,50 Euro auf zeitweise 35 Cent. Zuletzt erholte sich das Papier wieder auf knapp 70 Cent.

Ausschlaggebend für die Pleite war nach Angaben des Unternehmens der zweite Lockdown, der den Filialbetrieb ab Anfang Dezember praktisch auf Null herunterzwang. Hatte Adler die Beschränkungen im Frühjahr noch recht gut überstanden durch Kurzarbeitergeld und staatlich verbürgte Kredite, war es diesmal nicht gelungen, frisches Kapital bei Investoren aufzutreiben, sodass man sich nun zum Schritt in die Insolvenz gezwungen sah.

Experten rechnen mit Pleitewelle 2021

Mit dieser Entscheidung befindet sich Adler in guter Gesellschaft. Etliche Modeketten haben in den vergangenen Monaten ihre Zahlungsunfähigkeit angemeldet, der bekannteste Fall dürfte Galeria Karstadt Kaufhof sein. Die Kaufhausketten Kaufhof und Karstadt, die jahrzehntelang die deutschen Innenstädte geprägt haben und erst vor wenigen Jahren zusammengingen, dampfen ihr Filialnetz nun erheblich ein. Die häufig in fußläufigem Abstand nebeneinander existierenden Filialen der einstigen Konkurrenten werden je nach Standort zusammengelegt oder verschwinden komplett.

Beobachter gehen davon aus, dass 2021 eine Vielzahl an Firmenpleiten folgen wird. Zwar stehen Kurzarbeitergeld und staatliche Hilfen auch weiterhin zur Verfügung, doch ohne Perspektive, wann ein normaler Geschäftsbetrieb wieder möglich sein wird, in Kombination mit fortlaufenden Fixkosten werden wohl etliche Betriebe von der Zahlungsunfähigkeit betroffen sein.

Die gesetzliche Pflicht zur Insolvenzanmeldung hatte die Bundesregierung zeitweise ausgesetzt mit dem Wissen um die drastischen wirtschaftlichen Folgen der pandemiebedingten Beschränkungen. Seit dem Jahreswechsel besteht die Insolvenzpflicht nun aber wieder, es droht eine gigantische Pleitewelle.

Wirtschaftseinbruch 2020 geringer als befürchtet

Ökonomen warnen davor, „Zombieunternehmen“ allein durch staatliche Hilfen am Laufen zu halten, die eigentlich längst zahlungsunfähig sind. Dies würde einer konjunkturellen Erholung und vor allem dem Staatshaushalt nachhaltig schaden. Dass so großzügige Hilfspakete aktuell möglich sind, hat mit sprudelnden Steuereinnahmen und der „schwarzen Null“ zu tun, die die Jahre vor Corona geprägt haben. Damit ist es nun absehbar erst einmal vorbei.

Immerhin haben die staatlichen Hilfsmaßnahmen im vergangenen Jahr dazu beigetragen, den konjunkturellen Einbruch abzufedern: Mit 5,0 Prozent fiel der Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts wohl geringer aus als viele zunächst befürchtet hatten. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier betonte, dass der Staat die Betriebe auch 2021 weiterhin unterstützen werde, um einen „irreversiblen Substanzverlust“ zu verhindern.

Der Minister rechnet für das neue Jahr mit einem Wachstum von gut 4 Prozent. Das allerdings dürfte noch etwas auf sich warten lassen. Aktuell gelten strenge Beschränkungen, die womöglich bis ins Frühjahr hinein verlängert werden. Im laufenden ersten Quartal ist daher mit einem weiteren Wirtschaftseinbruch zu rechnen, eine Erholung ist demnach frühestens ab dem zweiten Quartal zu erwarten.