EZB: Das Gelddrucken geht weiter

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Wirtschaft und Gesellschaft ächzen unter der hohen Inflation, die durch übertriebene Pandemiemaßnahmen (Lahmlegen der Wirtschaft führte zur aktuellen Knappheit und Preisexplosion) und hemmungsloses Gelddrucken ausgelöst wurde. Gestern tagte die Europäische Zentralbank (EZB), die für die letztgennannte Maßnahme verantwortlich ist. Hat hier ein Umdenken eingesetzt?

EZB-Präsidentin: Keine Zinserhöhungen Ende 2022

Nicht die Bohne! Zuletzt wurde von den Finanzmärkten erwartet, dass die EZB in naher Zukunft gegensteuert und wenigstens in einem Jahr die Zinsen erhöht (was ohnehin viel zu spät wäre). Immerhin hätte die Aussicht auf eine Zinserhöhung in überschaubarer Zukunft ein gewisses Signal an die Märkte senden und somit zur Beruhigung der Lage beitragen können.

Aber ach, das Kompetenzwunder EZB-Präsidentin Lagarde erteilte einem solchen Ansinnen auf der gestrigen Pressekonferenz nach dem üblichen Zins-Nicht-Entscheid erneut eine Absage.

Wenn Sie so wollen gab es zumindest einen winzigen Lichtblick. Denn das Pandemie-Kaufprogramm PEPP dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach Ende März 2022 beendet werden. Es ist allerdings nur eines von zwei Anleihenkaufprogramme. Das andere Programm (PEPP im Umfang von 1,85 Billionen Euro) bleibt weiter bestehen „bis die Krisenphase der Corona-Pandemie überwunden ist“. Also bis Sankt Nimmerlein.

Gelddrucken geht weiter – mit minimal verringerter Geschwindigkeit

Das Gelddrucken geht damit weiter, wenn auch mit etwas verringertem Ausmaß. Über Anleihenkaufprogramme versucht die EZB, die Anleihenzinsen zu drücken.

Die EZB ließ auf ihrer gestrigen Sitzung den Leitzins (Hauptrefinanzierungssatz) wie gehabt bei 0,0 Prozent. Der Einlagesatz für die Banken bleibt ebenfalls bei minus 0,5 Prozent, was garantiert, dass die Banken weiterhin verstärkt ihre Minuszinsen auf ihre Kunden abwälzen werden, die gleichzeitig durch die steigenden Preise geschröpft werden.

EZB gesteht Fehleinschätzung bei Inflation, bleibt aber dennoch dabei

Interessant waren die Aussagen Lagardes zur Inflation auf der Pressekonferenz. Die Inflationsrate dürfte zunächst weiter ansteigen, der Inflationsdruck dürfte sich dann aber laut Lagarde im kommenden Jahr abschwächen.

Die erhöhte Inflation führt die EZB weiter vor allem auf die temporären Faktoren Lieferengpässe, höhere Rohstoffpreise und Basiseffekte wie die Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland am Jahresbeginn zurück. Diese Effekte hielten zwar länger an als zunächst erwartet, seien aber weiter temporär und dürften sich im kommenden Jahr verringern oder vollständig verschwinden. Auf mittlere Sicht sehe man die Inflationsrate weiter unter dem EZB-Ziel von zwei Prozent.

Ich übersetze das mal: Die EZB hat endlich gemerkt, dass sie mit ihrer Inflationseinschätzung („temporär“, „2 Prozent“) meilenweit daneben lag, hofft aber, dass sich die Realität endlich ihrer Fehleinschätzung anpasst – und wird weiterhin nichts an ihrer Geldpolitik ändern, was man unter dem Begriff „Inflationsbekämpfung“ verstehen könnte.

EZB: Das Gelddrucken geht weiter

Andere wichtige Notenbanken hingegen nähern sich angesichts der erhöhten Inflation bereits mit großen Schritten einer Straffung ihrer Geldpolitik. Die US-Notenbank Fed dürfte in den kommenden Wochen ein Tapering (also eine Reduzierung bzw. ein Auslaufen der Anleihenkäufe) ankündigen. Die Bank of England könnte ebenfalls nächste Woche bereits eine Leitzinserhöhung verkünden.

Marktreaktionen: Die Finanzmärkte winken ab und reagierten kaum auf die EZB-Entscheidungen. Sie haben die anhaltende Untätigkeit der Zentralbank längts eingepreist. Für Unternehmen und Verbraucher heißt das aber, dass der Inflationsdruck in den kommenden Monaten weiter zunehmen wird. Bestimmte Sachwerte bieten einen Schutz gegen diese Inflation.