Volkswagen Aktie im Plus trotz Prozessauftakt

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In Braunschweig hat in dieser Woche das erste große Gerichtsverfahren in Deutschland in der Causa Volkswagen und die Dieselaffäre begonnen. Im Namen von geprellten Kunden treten der ADAC und die Verbraucherzentrale als Kläger auf. Rund 470.000 VW-Kunden haben sich der Klage angeschlossen.

Bei dem Prozess handelt es sich um eine sogenannte Musterfeststellungsklage – ein in Deutschland noch recht neues Prozedere, das gewissermaßen speziell für den Volkswagen-Fall auf den Weg gebracht wurde, kurz bevor etwaige Ansprüche verjährt gewesen wären.

Bewährungsprobe für Musterfeststellungsklage

Das Verfahren soll einerseits Verbraucher bei Klagen gegen große Konzerne unterstützen und andererseits die Justiz entlasten, die sonst in zahlreichen ähnlich gelagerten Einzelfällen entscheiden müsste. Das muss sie zwar immer noch, denn bei der Musterfeststellungsklage wird lediglich grundsätzlich darüber entschieden, ob Volkswagen seine Kunden betrogen hat und diese Schadenersatzansprüche geltend machen können oder nicht. Sollte das Gericht im Sinne der Kunden urteilen, müssten diese im Anschluss dennoch individuell den Klageweg beschreiten, um ihre Ansprüche durchzusetzen. Das Verfahren wäre durch die vorangegangene Musterfeststellungsklage jedoch vereinfacht und beschleunigt.

Im Gegensatz zu den USA, wo Sammelklagen durch Verbraucher gegen Unternehmen nicht unüblich sind und oftmals hohe Strafzahlungen für die Konzerne nach sich ziehen, ist ein solches Verfahren im deutschen Recht bislang nicht vorgesehen. Die Musterfeststellungsklage wird nun im VW-Prozess zeigen, was sie taugt.

Entschädigungen auch für deutsche Dieselfahrer?

Volkswagen hatte in den USA bereits hohe Entschädigungen an Kunden ausgezahlt, nicht zuletzt um die teuren Prozesse zu vermeiden. In Deutschland hingegen gingen die Kunden bislang leer aus. Der Wolfsburger Autobauer argumentiert, die Fahrzeuge seien für den Straßenverkehr zugelassen, Fahrtauglichkeit und Sicherheit seien nicht gefährdet und die Kunden würden sich schließlich auch weiterhin oftmals in den beanstandeten Dieselfahrzeugen bewegen.

Verbraucherschützer und empörte Dieselfahrer halten dem entgegen, dass der Wert der Fahrzeuge in Folge des Skandals um manipulierte Abgaswerte massiv gesunken sei. Tatsächlich hatte der Fall, der im Herbst 2015 bekannt wurde und in den darauffolgenden Monaten und Jahren immer weitere Kreise zog, eine breite gesellschaftliche Debatte ausgelöst, die letztlich zu Fahrverboten älterer Dieselfahrzeuge in zahlreichen deutschen Innenstädten führte. Dadurch wird es schwerer, gebrauchte Dieselautos zu verkaufen.

Trotz Prozessauftakt: VW Aktie legt zu

Das soeben begonnene Verfahren dürfte sich in die Länge ziehen. Auch bei Gericht ist man sich der Tragweite des Prozesses bewusst, sowohl was die Dimension des VW-Skandals betrifft als auch hinsichtlich der Musterfeststellungsklage als juristischem Instrument.

Die VW Aktie, die ein sehr volatiles, von Höhen und Rückschlägen geprägtes Jahr hinter sich hat, konnte zum Wochenauftakt um gut 1 Prozent zulegen und bewegt sich mit knapp 156 Euro in etwa auf Vorjahresniveau.

Analysten zeigten sich zuletzt mehrheitlich zuversichtlich mit Blick auf die VW Aktie, Kursziele jenseits der 200 Euro sind keine Seltenheit mehr. Die meisten Experten raten derzeit zum Kauf der Aktie.