Allianz Aktie trotz starker Zahlen kaum verändert

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Die Wirtschaft wurde hart getroffen von den Auswirkungen der Corona-Pandemie in diesem Frühjahr. Das wiederum schlägt sich nun auch in der Versicherungsbranche nieder, wie die aktuelle Quartalsbilanz der Allianz verdeutlicht.

Europas größter Versicherungskonzern meldet für den Zeitraum von April bis Ende Juni einen Gewinnrückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, unterm Strich bleibt aber immerhin ein Gewinn von 2,6 Milliarden Euro stehen.

Mit Blick auf das erste Halbjahr 2020 verzeichnet die Allianz einen Rückgang des operativen Gewinns um etwa 20 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro – Analysten hatten Schlimmeres erwartet, zumal etliche andere Versicherungen und auch Rückversicherer zuletzt erheblich schwerere Einbußen gemeldet hatten.

Jahresausblick: 10 Milliarden Euro Gewinn?

Den ursprünglich angepeilten Jahresausblick von 11,5 bis 12,5 Milliarden Euro Gewinn hatte die Allianz bereits im Frühjahr kassiert, als sich die verheerenden Auswirkungen der Pandemie abzuzeichnen begannen. Dennoch gibt man sich zuversichtlich: Für das Gesamtjahr strebt der Versicherungskonzern weiterhin einen Gewinn von etwa 10 Milliarden Euro an. Auch Analysten trauen der Allianz ein Jahresergebnis in dieser Größenordnung zu.

Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass die Lage in Sachen Corona stabil bleibt und kein neuer, weitreichender Lockdown mit Schließungen von Ladengeschäften und Gastronomiebetrieben erforderlich wird. Dies jedoch ist alles andere als sicher, gerade im Hinblick auf den wieder anlaufenden Schul- und Kita-Betrieb sowie die vielfältigen internationalen Reiseaktivitäten der Deutschen in den vergangenen Wochen.

Einnahmeausfälle wegen geringem Versicherungsbedarf

Da die Reiselust vieler Menschen in diesem Jahr jedoch schwächer ausgeprägt ist und sich vor allem auf nicht ganz so weit entfernte und damit günstiger zu erreichende Destinationen beschränkt, besteht ein deutlich geringerer Bedarf an Reiserücktrittsversicherungen – hier verzeichnet auch die Allianz im ersten Halbjahr Einnahmeeinbußen.

Ebenso gab es in Deutschland wie auch den USA kaum Neuabschlüsse in den Bereichen Lebens- und Krankenversicherung. Auch die zahlreichen abgesagten Großveranstaltungen wurden größtenteils gar nicht erst versichert, weil sie eben nicht stattgefunden haben.

Streit um versicherte Betriebsschließungen

Den dadurch entstandenen Einnahmerückgängen stehen gestiegene Ausgaben gegenüber, denn etliche Restaurants, Bars und sonstige Gastronomiebetriebe, aber beispielsweise auch Kinderbetreuungseinrichtungen haben sich gegen staatlich angeordnete Betriebsschließungen versichert.

Diese Policen werden nun fällig. Ob sie allerdings auch immer ausgezahlt werden, ist noch nicht sicher, diesbezüglich laufen derzeit mehrere Gerichtsverfahren, an denen auch die Allianz beteiligt ist. Zwar haben sich die Kunden gegen die angeordneten Schließungen auch nach dem Infektionsschutzgesetz versichern lassen, allerdings enthalten die Verträge zum Teil abgeschlossene Auflistungen von Krankheiten. Covid-19 als noch sehr neues Krankheitsbild ist darin oft nicht berücksichtigt. Die Allianz versucht auf dieser Basis, Auszahlungen von Versicherungsbeträgen zu vermeiden.

Mischmodell für die Zukunft?

Die Justiz gibt dabei mal den Konzernen, mal den Versicherungsnehmern recht, im Zuge der Corona-Pandemie stehen hier noch mehrere Urteile aus und könnten zu weiteren Zahlungen führen. Ein substanzieller Teil der Allianz-Kunden hat sich mit dem Unternehmen jedoch auf ein Mischmodell verständigt, bei dem die Versicherung für einen prozentualen Anteil der vereinbarten Tageseinnahmen aufkommt und weitere Hilfen von staatlicher Seite übernommen werden, etwa in Form von Soforthilfe oder Kurzarbeit.

Ein solches Mischmodell aus privatwirtschaftlicher und öffentlicher Vorsorge wird nun innerhalb der Branche auch für den Fall weiterer Covid-19-Wellen oder künftiger Pandemiegeschehen diskutiert. Im Gespräch ist beispielsweise ein Hilfsfonds, der in entsprechenden Ausnahmesituationen angezapft werden kann und einerseits die Versicherer entlasten, andererseits aber die von Schließungen betroffenen Betriebe besser absichern soll.

Anleger reagierten am Mittwoch zunächst kaum auf die insgesamt soliden Zahlen des Versicherungskonzerns, die Allianz Aktie bewegte sich wenig – und das, obwohl das Unternehmen noch einmal betonte, dass die Dividende mindestens auf dem Vorjahresniveau von 9,60 Euro je Aktie stabil gehalten werden soll.