Globale Rohölvorräte auf dem niedrigsten Niveau seit 5 Jahren

Erdöl
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Der Ölmarkt bekam im vergangenen Jahr gehörig einen auf den Deckel aus Angst vor einem Überangebot. Daran schuld war der Anstieg der US-Produktion eingedenk höherer Ölpreise, sowie das Misstrauen gegenüber der OPEC betreffend die Aufrechterhaltung der Förderkürzungen. Doch nun wird wieder einmal deutlich, dass die Rechnung des Marktes nicht ganz aufgeht. Denn die globalen Ölbestände sind extrem niedrig. Und die glorifizierte US-Ölproduktion liefert nicht ganz wie erhofft.

Ölpreise zeigen Erholungstendenzen

Quelle: stockcharts.com

Weltweite Rohölvorräte auf dem niedrigsten Niveau seit 5 Jahren

Die Fundamentaldaten für Rohöl sprechen eine eindeutige Sprache: der Ölmarkt ist deutlich knapper, als von vielen erwartet.

Das zeigen ganz eindeutig die weltweiten Rohölvorräte. Wie Sie anhand der folgenden Grafik erkennen können, sind die beobachtbaren Rohölvorräte an Land, auf See und im Transit zu Beginn des Jahres 2024 auf das niedrigste Niveau seit 5 Jahren gesunken:

Globale Rohölbestände auf dem niedrigsten Niveau seit 5 Jahren

Quelle: Morgan Stanley

Die globale Entwicklung spricht Bände. Die weltweiten Rohölvorräte sind knapp und das nicht allein aufgrund der Transportprobleme im Roten Meer, aufgrund der zunehmenden Konflikte im Nahen Osten.

Und das obwohl kurzfristig ein leichter Aufbau der unter dem 5-Jahres-Durchschnitt liegenden US-Rohölbestände, bei einem gleichzeitigen Abbau der ebenfalls unter dem Durchschnitt liegenden Benzin- und Destillatsbestände in den USA zu beobachten ist. Dies ist allerdings saisonal bedingt und liegt an der aktuellen Wartungsphase der Raffinerien in den USA. Zudem war es zuvor aufgrund der enormen Kälte in den USA zu einer geringeren Raffinerieauslastung gekommen. Die Tatsache, dass trotzdem die US-Rohölbestände unter dem 5-Jahres-Durchschnitt liegen, macht die tatsächliche Knappheit im globalen Rohölmarkt deutlich.

Darüber hinaus haben wir es aktuell mit einer Backwardation im Ölmarkt zu tun. Das bedeutet, dass der nächstfällige Kontrakt teurer ist, als später entfernt liegende Kontrakte. Dies verdeutlicht die aktuelle Knappheit im Ölmarkt.

Vieles spricht für höhere Ölpreise

Nun stellt sich natürlich die Frage, wie geht es an dieser Stelle weiter? Viele Marktbeobachter glauben, dass das Wachstum der US-Ölproduktion die Ölpreise gedämpft halten wird. Doch Tatsache ist, dass neben einem – trotz schwächeren Konjunkturwachstums – robusten globalen Nachfragewachstum und den OPEC-Kürzungen, das Jahr 2024 mit deutlich niedrigerem Angebot gestartet ist. Vor allem auch im Vergleich zu 2023, wo der Januar noch ein Überangebot von 3,5 Mio. Barrel brachte.

Das hat auch damit zu tun, dass die US-Ölproduktion keine Wunder vollbringen kann. Mag sie sich im letzten Jahr auch noch mit einem Wachstum von über 8 % aufgerappelt haben, so ist ab diesem Jahr die Luft schon wieder raus. Selbst das US-Energieministerium erwartet für 2024 nur noch ein Wachstum von 1,5 %. US-Schieferöl ist eben endlich, genauso wie schnell hochgefahrene Produktion, deren Breakeven im letzten Jahr bei vielen Unternehmen um 30 bis 50 % gestiegen ist und damit die weitere Ausweitung bei aktuellen Preisen nicht mehr rechtfertigt.

Fazit: Ölpreiserholung voraus  

Öl ist aktuell knapper als gedacht, die weltweiten Rohölvorräte auf dem niedrigsten Niveau seit 5 Jahren und der Jahresstart 2024 sogar bullischer als vor einem Jahr. Das US-Produktionswachstum schwächelt, die OPEC wird an ihren Kürzungen festhalten und die Welt braucht – trotz Rezession hier und da – immer noch Öl um zu funktionieren und sogar dafür um die Energiewende zu vollbringen. Auf Öl lässt sich mittels Derivaten direkt spekulieren, aber mein Tipp ist hier eher: Viele Ölkonzerne sind nach wie vor überaus günstig bewertet. Hier lässt sich so manche Perle auflesen.