Süss MicroTec mit zweiter Gewinnwarnung

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Schlechte Nachrichten sind an Aktienmärkten nicht immer schlecht. Bestimmt ist Ihnen schon aufgefallen, dass manche Aktien nach Gewinnwarnungen zulegen. Der Grund hierfür liegt daran, dass die Investoren die Gewinnwarnung längst erwartet hatten und die gesunkene Gewinnerwartung bereits im Kurs eingepreist haben.

Wenn dann die Gewinnwarnung kommt, sind Investoren sogar erleichtert, dass sie, also die Gewinnwarnung, nicht ganz so heftig ausgefallen ist, wie anfangs erwartet.

Eine zweite Gewinnwarnung kommt selten gut an

Manchmal aber kommt es genau andersherum. Dann kann selbst eine auf den ersten Blick milde Gewinnwarnung massive Kursverluste nach sich ziehen. So geschehen Ende der vergangenen Woche mit den Aktien von Süss Microtec.

Da hat der Vorstand des im SDAX enthaltenen Technologieunternehmens bekannt gegeben, dass er nach Analyse der Geschäftsentwicklung im dritten Quartal 2023 und aufgrund von Unsicherheiten in Bezug auf die Umsatzrealisierung im vierten Quartal 2023 zur Erkenntnis gekommen ist, dass die zuletzt im Juli 2023 nach unten genommene Prognose für das Gesamtjahr nicht mehr erreichen kann.

Höhere Gewalt?

Zwei Gewinnwarnungen hintereinander kommen an der Börse selten gut an, Da spielt es auch keine Rolle, dass die zweite Gewinnwarnung eigentlich auf höhere Gewalt zurückzuführen ist. Denn dass der Gesamtumsatz im dritten Quartal 2023 nur rund 75 Millionen Euro betrug, ist nach Unternehmensangaben darauf zurückzuführen, dass die deutschen Zoll- und Ausfuhrkontrollbehörden den Dokumentations- und Prüfungsaufwand für Auslieferungen nach China seit August 2023 deutlich intensiviert haben.

So konnten fertige Anlagen im Wert von rund 23,5 Millionen Euro zum Ende des dritten Quartals nicht ausgeliefert werden, weil sie von den Zollbehörden nicht freigegeben worden waren. Weil der Vorstand momentan nicht absehen kann, wie viele Anlagen bis zum Jahresende nach China ausgeliefert und im Umsatz realisiert werden können, muss er nun eben die Umsatzprognose auf eine erweiterte Bandbreite von 300 bis 340 Millionen Euro anpassen. Bislang lag die für das Gesamtjahr erwartete Bandbreite zwischen 320 und 340 Millionen Euro.

Aktie schmiert ab

Eigentlich gar nicht so dramatisch, finden Sie nicht auch? Doch die Börse reagierte ausgesprochen aggressiv auf die neuerliche Gewinnwarnung. Mehr als 21 Prozent schmierte der Aktienkurs nach der Ad-hoc-Meldung ab, in der die Gewinnwarnung verpackt wurde.

Was vielleicht auch darauf zurückzuführen ist, dass auch die Rohertragsmarge im dritten Quartal mit 27 Prozent hinter den eigenen Erwartungen zurückblieb. Die Abweichungen sind Angabe gemäß auf einen unvorteilhaften Produktmix und eine von Haus aus negative Rohertragsmarge im Segment MicroOptics zurückzuführen.

Weil die Misere damit eine breitere Dimension anzunehmen scheint, als wenn die Gewinnwarnung „nur“ auf ein verändertes Ausfuhrverhalten der Zollbehörden zurückzuführen ist, reagierten die Anleger so verärgert.

Bewertung der Aktie dürfte teurer werden

Die Aktie von Süss MicroTec ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11,5, basierend auf den Konsensusschätzungen der Analysten für das kommende Geschäftsjahr, nicht gerade teuer bewertet. Doch werden die Analysten ihre Gewinnschätzungen in den kommenden Tagen überarbeiten – das heißt zurücknehmen. Dann erhöht sich auch der Multiplikator. In Verbindung mit der vorhandenen Unsicherheit ist die Aktie von Süss MicroTec aktuell keine Empfehlung.