Covid-19-Impfstoff: Curevac gibt auf – Aktie bricht ein

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Curevac zieht die Reißleine: Wie die Biotech-Firma aus dem baden-württembergischen Tübingen in dieser Woche bekanntgab, wird der erste Curevac-Impfstoff gegen Covid-19 komplett aufgegeben.

mRNA-Impfstoff aus Tübingen: Der Konkurrenz unterlegen

Das Vakzin basiert auf der noch recht neuen mRNA-Technologie, genau wie die Wirkstoffe der Wettbewerber Biontech/Pfizer und Moderna, die bereits seit Anfang des Jahres massenhaft verabreicht werden.

Während die Konkurrenzprodukte allerdings eine Wirksamkeit von über 90 Prozent aufweisen, musste Curevac nach monatelangen Verzögerungen im Sommer einräumen, dass das eigene Präparat in klinischen Studien lediglich einen 48-prozentigen Schutz vor einer Infektion mit dem grassierenden Coronavirus biete.

Zweites Präparat in der Pipeline

Dennoch hatte man eine Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA angestrebt. Dieser Prozess wird nun gestoppt. Curevac hätte nach eigenen Angaben erst im Frühjahr 2022 mit einer Zulassung rechnen können, geht aber davon aus, bis dahin bereits den Nachfolgeimpfstoff in klinischen Studien zu testen.

Dieses zweite Präparat, das in Zusammenarbeit mit dem Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline (GSK) entwickelt wird, soll demnach besser zugeschnitten sein auf die Situation einer Endemie, die die bisherige Pandemie zunehmend ablösen dürfte. Eine Endemie bezeichnet ein dauerhaft zirkulierendes Virus, das immer wieder zu lokalen Ausbrüchen führt, aber insgesamt besser zu kontrollieren ist als Covid-19 in der Anfangsphase.

Regierung hatte Curevac-Vakzin schon länger aufgegeben

Im vergangenen Jahr hatte die Bundesregierung in zahlreiche Impfstoffhersteller investiert, um deren Forschung voranzutreiben sowie Übernahmen aus dem Ausland zu verhindern. Auch bei Curevac ist der Staat eingestiegen, bis heute hält der Bund über die staatliche KfW-Bank rund 16 Prozent der Anteile. Auch als Abnehmer hatten sich Deutschland und die EU positioniert: In Vorverträgen hatten sie sich Impfstofflieferungen der Hersteller zusichern lassen, lange bevor klar war, wer überhaupt in der Lage sein würde, marktreife Präparate zu entwickeln.

Während die Konkurrenz aus Mainz mit ihrem als sicher und besonders wirksam geltenden Impfstoff mittlerweile Milliarden verdient und durch Zulassungen für immer jüngere Altersgruppen auch nach wie vor neue Zielgruppen erschließt, war die Entwicklung bei Curevac immer wieder durch Rückschläge gekennzeichnet. Hatte das Bundesgesundheitsministerium das Vakzin ursprünglich in die bundesweite Impfkampagne eingeplant, wurde das Curevac-Präparat bereits im Frühjahr gänzlich aus dem Plan gestrichen.

Curevac Aktie markiert neues Jahrestief

Dass Curevac seinen Impfstoff nun komplett einstampft, kam an der Börse gar nicht gut an: Um rund 15 Prozent rauschten die Papiere in den Keller, der ohnehin schon turbulente Kursverlauf der vergangenen Monate hat damit eine Talfahrt mehr zu verzeichnen. Zuletzt war die Curevac Aktie, die unter anderem an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq gehandelt wird und nach der Meldung am Dienstag ein neues Jahrestief unterhalb von 38 US-Dollar markierte, knapp 44 Dollar wert. Damit hat sich der Kurs seit Beginn des Jahres nahezu halbiert.

Während Curevac aber weiter an einem mRNA-basierten Impfstoff gegen Covid-19 arbeitet, hat sich mit dem französischen Pharmaunternehmen Sanofi ein anderer Kooperationspartner von GSK inzwischen vollständig aus diesem Projekt zurückgezogen. Ein neuer mRNA-Impfstoff gegen Covid-19 werde nicht mehr benötigt, ein solcher käme schlichtweg zu spät angesichts der bestehenden Dominanz der Präparate von Biontech/Pfizer und Moderna, ließen die Franzosen verlauten.

Auch Sanofi stampft mRNA-Vakzin gegen Covid-19 ein

Komplett heraushalten aus dem Geschehen will man sich dennoch nicht: Stattdessen fokussiert man sich nun stärker auf ein proteinbasiertes Vakzin. Auch die mRNA-Technologie soll weiterhin zum Einsatz kommen, beispielsweise für künftige Impfstoffe gegen andere Viren oder auch im Bereich der Krebstherapie.

Sanofi-Anleger begrüßten die Entscheidung, die Ende September verkündet wurde, weil dadurch Kapazitäten für andere Forschungsbereiche frei werden. Seit Jahresbeginn liegt die Sanofi Aktie gut 5 Prozent im Plus.