Proto Labs-Aktie nach den Zahlen wachgeküsst

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Starke Nerven brauchten Anleger in den letzten Monaten mit der Aktie des Auftragsfertigers Proto Labs. Seit die Aktie am 27. Januar 2021 ihr Allzeithoch bei 251 Dollar markierte, ging es rasant bergab. Zwischenzeitlich notierten die Papiere im vergangenen November nur noch bei 22 Dollar.

Doch inzwischen scheint sich das Blatt zu wenden. Zuletzt zogen die Titel kräftig an. Vor allem die jüngst präsentierten Geschäftszahlen hauchten der Aktie wieder Leben ein und beförderten die Papiere am vergangenen Freitag um 12% auf 31,44 Dollar nach oben.

Proto Labs – längst kein Start up mehr

Proto Labs wurde 1999 von Larry Lukis, einem erfolgreichen Unternehmer und Computerfreak, gegründet. Sein Ziel war es, die Herstellung von Prototypen im Spritzguss aus Kunststoff zu revolutionieren. Seine Lösung bestand in der Automation des traditionellen Herstellungsverfahrens durch die Entwicklung komplexer Software, die mit einem Netz aus Fräsmaschinen und Spritzguss-Pressen kommunizierte.

Er vernetzte also die Maschinen so, dass sie Daten austauschen konnte. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Kunststoff- und Metallteile konnten in einem Bruchteil der zuvor erforderlichen Zeit produziert werden.

In den darauffolgenden zehn Jahren entwickelte das Unternehmen seine Spritzgussmöglichkeiten weiter, führte ein Express-Verfahren für CNC-Bearbeitung ein und eröffneten Produktionsanlagen in Europa und in Japan. 2014 brachten Proto Labs industriegeeignete 3D-Druckdienste auf den Markt, um Produktentwicklern, Designern, Ingenieuren und Konstrukteuren den Weg von ersten Prototypen bis zur Kleinserienherstellung zu erleichtern.

Spezialist für Kleinserienherstellung

Heute hat sich der US-Konzern komplett auf die Annahme von Aufträgen für Prototypen und Kleinserien spezialisiert. Die Aufträge kommen digital rein und werden extrem schnell bearbeitet. Der Kunde erhält automatisiert innerhalb von Minuten einen Kostenvoranschlag für die Fertigung.

Nach Auftragsvergabe werden beispielsweise Kunststoff- und Metall-Prototypen innerhalb weniger Tage, zum Teil sogar innerhalb von nur 24 Stunden fertiggestellt. Anstatt dass Kunden Wochen auf einen Prototyp warten müssen, geht es bei Proto Labs blitzschnell.

Quer durch die Branchen genutzt

Entscheidend für den Unternehmenserfolg ist dabei die Software zur Auftragsverarbeitung und die Schnelligkeit der Lieferung. Proto Labs selbst beschäftigt rund 2.700 Mitarbeiter. Dabei bedient das Unternehmen komplett unterschiedliche Industrien. Den adressierbaren Gesamtmarkt schätzt Proto Labs auf über 100 Milliarden Dollar.

Proto Labs im ersten Quartal wieder auf dem Wachstumspfad

Im ersten Quartal konnte Proto Labs die Wachstumsdelle des Vorquartals wieder ausbügeln: Die Umsätze stiegen leicht um1,4% auf 125,9 Millionen Dollar. Ohne Währungseffekte lag das Umsatzplus sogar bei 7%. Damit wurden die Erwartungen der Analysten um 7,68 Millionen Dollar (Quelle: Seeking Alpha) übertroffen.

Dabei wurden rund 78% der Umsätze in den USA erzielt und der Rest in Europa. Das überschaubare Japan-Geschäft wurde indes bereits im zurückliegenden Quartal eingestellt. Die Entwicklung in den einzelnen Regionen war stark unterschiedlich: Während die Umsätze in den USA um 2% anstiegen, legten die Erlöse in Europa um 14% (währungsbereinigt sogar 24%) zu.

Ein Blick hinter die Kulissen

Proto Labs berichtet über Einnahmen in vier Marktsegmenten: Spritzguss, CNC-Bearbeitung, 3D-Druck und Blech: Der Spritzguss machte 41% des Gesamtumsatzes des Unternehmens (51,9 Mio. Dollar) aus, sank aber im Jahresvergleich um 1%.

Im Segment CNC-Machining wuchs das Unternehmen unterdessen beim Umsatz währungsbereinigt um 6% auf 48,1 Mio. Dollar, während das Segment Blech um 9% auf 4,2 Mio. Dollar zusammenschmolz. Im Zukunftsmarkt mit 3D-Druck kletterten die Erlöse um 11% auf 21,3 Millionen Dollar. Damit stand der 3D-Druck für rund 17% der Gesamtumsätze.

Gewinn übertrifft Erwartungen

Der Nettogewinn für das erste Quartal 2023 betrug 2,7 Millionen Dollar oder 0,10 Dollar pro Aktie. Der um Einmaleffekte bereinigte Nettogewinn betrug hingegen 7,9 Millionen Dollar bzw. 0,30 Dollar pro Aktie. Das lag 7 Cent je Aktie über den Prognosen der Wallstreet-Analysten.

Fazit: Der gesamte Börsenwert liegt bei rund 850 Millionen Dollar, das Kurs-Gewinn-Verhältnis für dieses Jahr beträgt auf Basis der aktuellen Analystenschätzungen (Quelle: seekingalpha) 28. Vor dem Hintergrund des überschaubaren Wachstums erscheint der Titel damit nicht ausgesprochen günstig. Positiv ist hingegen die Bilanz: Der Konzern ist schuldenfrei und sitzt auf einem Cash-Berg von 104,7 Millionen Dollar.