Steico – Bauzulieferer hofft auf Zinswende

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Hohe Zinsen und Flaute in der Baubranche haben dem Zulieferer Steico in den vergangenen Jahren arg zu schaffen gemacht. Seit Jahresmitte 2021 hat die Aktie (WKN: A0LR93) rund drei Viertel ihres Werts verloren. Lohnt nunmehr die Spekulation auf eine Zinswende und das Anziehen der Baukonjunktur?

Was macht Steico?

Das im Jahr 1986 unter dem Namen „Steinmann & Co.“ (Kurz: Steico) gegründete Unternehmen ist nach eigenen Angaben Systemanbieter für ökologische Baustoffe mit Fokus auf die Bereiche Dämmung und Konstruktion. Zum Kerngeschäft gehören die Produktion und der Vertrieb von Faserprodukten auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Das Angebot unterteilt sich in die drei Produktkategorien Holzfaser-Dämmstoffe, Hartfaserplatten (NFB – Natural Fibre Boards) und Stegträger.

Überdies ist Steico im Holzhandel aktiv und hat ergänzende Dienstleistungen im Angebot. Historisch bedingt ist die Firma im Großhandel unter anderem mit Schnitthölzern und Leimholzplatten unterwegs. Die Produkte werden beim Neubau sowie bei der Sanierung von Dächern, Wänden, Decken, Böden und Fassaden verwendet.

Das war lange ein florierendes Geschäft. Die Wende kam mit den wiederholten Zinsanhebungen und den stark steigenden Kosten bei Neubauten und bei der Sanierung von Altbauten. Die Nachfrage nach den Blockbuster-Produkten von Steico, dazu zählen insbesondere Holzfaser-Dämmstoffe, ging spürbar zurück. Wie gravierend das war, zeigen die Zahlen für das Geschäftsjahr 2023.

Zahlen Geschäftsjahr 2023 – ziemlich schlimm

Im Geschäftsjahr 2023 fiel der Umsatz um 17,9 Prozent auf 365,3 Millionen Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBID) wurde geradezu rasiert mit einem Minus von 53,4 Prozent auf 30,4 Millionen Euro. Um 34,9 Prozent sank der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) auf 57,7 Millionen Euro. Um zwei Drittel droppte der Jahresüberschuss auf 16,9 Millionen Euro. Um ebenfalls mehr als 60 Prozent rauschte der Gewinn je Aktie in den Keller – auf 1,20 Euro nach 3,40 Euro im vorangegangenen Geschäftsjahr.

Schlimmer gehts nimmer? Manchmal ja, doch wohl nicht bei Steico – hoffentlich. Darauf zumindest deuten die Ergebnisse für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres hin. Der Vorstand konstatiert eine Fortsetzung des Stabilisierungstrends. So lagen die Umsatzerlöse mit 95,9 Millionen Euro nur noch 0,7 Prozent unter denen im ersten Quartal des Vorjahres.

Deutlich gestiegen das EBIT und das EBITDA wegen sinkender Einkaufspreise und des im vergangenen Jahr aufgelegten Kostensenkungsprogramms. Da die EZB kürzlich den aktuellen Zinssenkungszyklus eingeläutet hat, dürfte sich die Lage bei Steico weiter stabilisieren, so die Erwartung des Vorstands.

Steico Aktie – Spekulation auf Turnaround

Die Steico Aktie ist eine Spekulation auf (weiter) sinkende Zinsen und der daraus wohl resultierenden Erholung der Baubranche. Im Rückblick ist die Performance erstklassig. Ergab sich doch in den vergangenen zehn Jahren ein Gesamtgewinn von 370 Prozent.

Allerdings könnte der Blick über die Schulter nach hinten schnell in die Irre führen. Denn wir hatten zumindest sieben bzw. acht Jahre des besagten Jahrzehnts den historischen Bauboom, weil praktisch jeder dank der niedrigen Zinsen bauen oder modernisieren konnte.

In den vergangenen zwölf Monaten hingegen ermäßigte sich der Aktienkurs um ein Viertel, in den zurückliegenden drei Jahren sogar um 65 Prozent. Falls also die EZB noch mindestens ein oder zweimal die Zinsen senkt und die Kapitalmarktrenditen auch am langen Ende nachgeben, könnte die Steico Aktie jetzt ein guter Pick sein. Bei einem Kurs von knapp 34 Euro erwarten Analysten im Schnitt ein Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2024 von rund 20 und 2025 von gut 17. Dies ist nach meiner Meinung nicht allzu teuer, sodass verhalten risikobereite Investoren jetzt erste Positionen aufbauen können.