Tourismusbranche verzweifelt: Tui kann nicht mal Betriebskosten decken

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Luxemburg kann aufatmen: Das kleine Land, das an Rheinland-Pfalz und das Saarland grenzt, wurde von der Liste der Risikogebiete gestrichen.

Dafür finden sich dort nun neue Regionen: Teile des Balkans und der Türkei etwa, neuerdings einige Küstenstreifen Kroatiens und auch Spanien wurde wieder nahezu flächendeckend zum Risikogebiet erklärt, abgesehen von den Kanarischen Inseln vor der Westküste Afrikas.

Zwar gehen die Sommerferien nun ohnehin nach und nach zu Ende, doch zahlreiche Bundesländer befinden sich noch im Urlaubsmodus – und gerade in den Spätsommer- und Frühherbstmonaten zieht es viele Touristen, die nicht an Ferienzeiten gebunden sind, in die wärmeren Küstenregionen Südeuropas.

Spanien kann dichtmachen

Für Spaniens Tourismusbranche ist die Entscheidung der Bundesregierung eine Katastrophe. Gerade erst war hier das Geschäft wieder angelaufen, man freute sich über eine wachsende Zahl an Touristen, gerade deutsche Urlauber und spanische Anbieter bilden seit Jahrzehnten eine fruchtbare Symbiose, was die Feriengestaltung angeht.

Doch nun, wenige Wochen nachdem der strikte Lockdown aufgehoben wurde, der in Spanien noch wesentlich drastischer ausfiel als hierzulande, ist es wohl schon wieder vorbei. Zahlreiche Reiseveranstalter haben ihre Pauschalangebote in Richtung Spanien kurzerhand gestrichen, Kunden können auf Wunsch oftmals auf die Kanaren umbuchen, das hilft aber den Pensions- und Gastronomiewirten in Festland-Spanien oder auf den Balearen nicht.

Sie verzweifeln angesichts der Saison 2020, die mit der neuerlichen Reisewarnung des Auswärtigen Amtes so gut wie gelaufen ist. Denn auch wenn die Erklärung zum Risikogebiet und eine entsprechende Reisewarnung kein Verbot darstellt, Touristen also durchaus noch nach Spanien reisen dürften, so ist dies doch mit erheblich höherem Aufwand verbunden.

Die fehlenden Pauschalangebote, gestrichene Flüge und die Aussicht, nach der Rückkehr womöglich in Quarantäne zu müssen, dürfte viele potenzielle Urlauber abschrecken oder in andere Regionen reisen lassen.

Reiseveranstalter Tui mit Katastrophenbilanz

Wie heftig die Reisebranche insgesamt von der coronabedingt praktisch ausgefallenen Sommersaison 2020 getroffen wurde, haben exemplarisch die jüngsten Zahlen des Reiseveranstalters Tui belegt.

Im Frühjahrsquartal von April bis Ende Juni, in dem die strengsten Auflagen herrschten und nahezu keine Privatreisen stattfanden, brach der Umsatz des Hannoveraner Unternehmens um 98,5 Prozent ein auf 72 Millionen Euro – das reicht nicht einmal, um die Betriebskosten zu decken. Beobachter hatten im Schnitt lediglich einen Umsatzrückgang auf 350 Millionen Euro erwartet.

Der Verlust belief sich unterm Strich auf etwa 1,4 Milliarden Euro und fiel damit ebenfalls fast eine halbe Milliarde Euro heftiger aus als von Analysten vorab geschätzt. Im Vorjahreszeitraum hatte Tui noch einen Gewinn von fast 23 Millionen Euro erwirtschaftet.

In den ersten neun Monaten seines bis Ende September laufenden Geschäftsjahres hat Tui damit einen Verlust von 2,3 Milliarden Euro eingefahren – und wagt auf Basis der aktuellen Unsicherheiten keine Prognose für die Zukunft.

Um sich den ärgsten Folgen entgegenzustemmen, hat sich der Reiseveranstalter Staatshilfen in einem Volumen von 3 Milliarden Euro gesichert und außerdem ein Sparprogramm aufgelegt. Auch eine Kapitalerhöhung ist im Gespräch. Die Tui Aktie hat in den vergangenen sechs Monaten zwei Drittel an Wert eingebüßt und notierte am Freitag noch bei 3,35 Euro.