Thyssenkrupp definiert sich neu

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Es sind düstere Zeiten für den einstigen Vorzeigekonzern: Der Stahlriese Thyssenkrupp steht vor gewaltigen Veränderungen.

Die Probleme bestanden schon weit vor der Corona-Pandemie und sind größtenteils hausgemacht, das lässt sich kaum von der Hand weisen. Dennoch verschärft die aktuelle Krisensituation die Lage auch bei dem Dax-Konzern aus dem Ruhrgebiet noch einmal erheblich.

Verkauf von Tafelsilber hat bereits begonnen

Erst vor wenigen Monaten hat Thyssenkrupp seine Aufzugsparte verkauft – und sich damit von seinem einzigen wirklich lukrativen Geschäftsbereich getrennt, der zuverlässig Gewinne abgeworfen hatte. Nun sitzt man auf einem riesigen Berg eher mau laufender Geschäftszweige und muss sich irgendwie sortieren.

Der Verkauf der Aufzugsparte spült 17 Milliarden Euro in die Konzernkasse, das Geld wird im Sommer erwartet und sollte eigentlich investiert werden in jene der verbliebenen Bereiche, die eine bessere Zukunft versprechen. Sie sollten modernisiert und auf Vordermann gebracht werden, um mittelfristig wieder besser dazustehen.

Nun aber kommt Corona dazwischen und macht dem Unternehmen einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Ähnlich wie andere Konzerne, gerade im Bereich der Industrie, die zurzeit weitgehend stillstehen, verbrennt auch Thyssenkrupp mit jedem Tag mehr Geld.

Umbau vom Konzern zur Holding

Nun will der Vorstand die Reißleine ziehen. Vor wenigen Tagen wurden Pläne bekannt, wonach der Konzern zu einer Unternehmensgruppe umgeformt werden soll. Für viele Geschäftsbereiche werden nun Kooperationspartner gesucht – oder Kaufinteressenten. Alleine kommt man offenbar nicht mehr auf die Beine.

Bereits vor einigen Jahren hatte Thyssenkrupp versucht, seine Stahlsparte mit dem indischen Konkurrenten Tata zusammenzubringen. Gescheitert war das Vorhaben letztlich am Widerstand der Wettbewerbshüter aus der Europäischen Union. Nun könnte ein neuer Anlauf gewagt werden, denn die Rahmenbedingungen haben sich offenkundig verändert.

Stahlfusion mit Salzgitter?

Das Stahlgeschäft ist seit jeher Kernbestand von Thyssenkrupp, die Mitarbeiter hängen an dem Bereich, sie identifizieren sich damit. Die gesamte Unternehmensgeschichte basiert letztlich auf der Stahlverarbeitung.

Doch da es offenbar nicht gelingen wird, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen, müssen nun Maßnahmen getroffen werden, die ein Überleben von Thyssenkrupp auch über die Pandemie hinaus sicherstellen. Dabei gelten offenbar keine Denkverbote mehr. Für das Stahlgeschäft ist eine innerdeutsche Fusion mit Salzgitter im Gespräch.

Thyssenkrupp Aktie legt kräftig zu

An den Aktienmärkten kommen die Pläne zur Verschlankung und Neuausrichtung gut an: Die Thyssenkrupp Aktie schoss bereits am Montag um rund 10 Prozent in die Höhe, auch am Dienstag konnte sie weiter zulegen. Bis Mittwochmittag lag das Papier auf Wochensicht rund 11 Prozentpunkte im Plus.

Vorausgegangen war jedoch ein tiefer Absturz des Aktienkurses: So wird die Aktie inzwischen für weniger als die Hälfte dessen gehandelt, was sie noch vor einem Jahr wert war.