adidas – Massive Dividendenkürzung

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Der neue Unternehmenschef des Herzogenauracher Sportartikelherstellers adidas, Björn Gulden, präsentiert wie erwartet eine schwache Bilanz für das Geschäftsjahr 2022. Erst ab 2024 soll es wieder bergauf gehen.

Umsatz stagniert  – Chinas Corona-Probleme und Kanye West

Im am 31. Dezember 2022 beendeten Geschäftsjahr 2022 gelang es adidas zwar, die Umsatzerlöse um 6 Prozent auf 22,51 Milliarden Euro zu steigern – bereinigt um Währungseffekte bleibt allerdings nur noch ein Plus von 1 Prozent übrig. Im Weihnachtsquartal ging der Umsatz währungsbereinigt sogar um etwa 1 Prozent auf 5,21 Milliarden Euro zurück, wobei allein die Trennung von US-Rapper Kanye West und seiner Schuhmarke Yeezy nach dessen wiederholten antisemitischen Äußerungen laut Gulden etwa 600 Millionen Euro Umsatz kostete.

Diesen Rückschlag hätte adidas besser verkraften können, wäre er nicht zu den das gesamte Jahr prägenden Corona-Lockdowns in China gekommen, die das dortige Geschäft massiv ins Minus drückten. Im Gesamtjahr schrumpften die Umsatzerlöse in China folglich um 30,9 Prozent (währungsbereinigt sogar 35,8 Prozent) auf 3,18 Milliarden Euro, wobei der Trend durch einen Boykott gegen westliche Marken noch verstärkt wurde.

Zuwächse in anderen Märkten

In allen anderen Märkten wurden dagegen Zuwächse verzeichnet. Am besten lief es in Lateinamerika mit einem um 45,9 Prozent höheren Umsatz von 2,11 Milliarden Euro. In Nordamerika ging es um gut ein Viertel (währungsbereinigt jedoch nur 11,9 Prozent) auf 6,4 Milliarden Euro nach oben und in der Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika trotz der Einstellung des Russland-Geschäfts um 10,2 Prozent auf 8,55 Milliarden Euro. Zumindest ein kleines Plus von 2,8 Prozent auf 2,24 Milliarden Euro verbuchte die Region Asien-Pazifik.

Gewinneinbruch und viel niedrigere Dividende

Der Gewinn aus fortgeführten Geschäftsbereichen des DAX-Konzerns brach im Geschäftsjahr 2022 um 83 Prozent auf 254 Millionen Euro ein – ein turbulentes Jahr zuvor wurde noch eine Steigerung auf 1,8 bis 1,9 Milliarden Euro angestrebt. Zum Teil erklärt sich der Einbruch mit Einmalkosten in Höhe von 350 Mio. Euro u.a. wegen des Russland-Rückzuges, zudem spielen auch hier wieder die aus der Trennung von Kanye West resultierenden Probleme eine gewichtige Rolle.

Der Gewinn je Aktie ging um beinahe 70 Prozent von 10,90 Euro auf 3,34 Euro zurück. Dementsprechend schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung eine erhebliche Kürzung der Dividende von 3,30 Euro auf 0,70 Euro vor. Die Ausschüttungsquote steigt damit von 40,9 auf 49,2 Prozent und liegt damit am oberen Ende des festgelegten Zielkorridors von 30 bis 50 Prozent des Gewinns aus fortgeführten Geschäftsbereichen.

Düstere Prognose für 2023, Besserung ab 2024

Da sich viele der Probleme, die das Geschäftsjahr 2022 prägten, auf das laufende Geschäftsjahr 2023 erstrecken, kann Unternehmenschef Gulden keinen erfreulichen Ausblick liefern. So soll die Trennung von Kanye West weitere Umsatzeinbußen von etwa 1,2 Milliarden Euro mit sich bringen und das Betriebsergebnis mit 500 Millionen Euro belasten.

Zudem muss man in China die coronabedingt hohen Lagerbestände abbauen, wofür den Kunden hohe Rabatte gewährt werden. Kombiniert mit den allgemeinen wirtschaftlichen Risiken erwartet das Management für 2023 daher einen Rückgang des währungsbereinigten Umsatzes im hohen einstelligen Prozentbereich. Das zugrunde liegende Betriebsergebnis soll ungefähr auf Break-Even-Niveau liegen. Björn Gulden bezeichnet 2023 als Übergangsjahr, in dem die Basis für profitable Jahre 2024 und 2025 gelegt werde. Die adidas-Aktie hat den Anlegern in den letzten zwei Jahren viele graue Haare beschert, so ging der Kurs von gut 320 Euro im August 2021 bis auf unter 100 Euro im Oktober 2022 zurück. Seitdem erholte er sich bis auf etwa 150 Euro, und auch die Jahresbilanz verkraftet die Aktie mit einem leichten Rückgang um etwa 1 Prozent auf über 142 Euro anständig.