Geldpolitik: Tauben gegen Falken – wer gewinnt?

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Im EZB-Rat steht es 15 : 6 sagt man. Gemeint ist damit die Anzahl der Tauben und die der Falken. Die Begriffe beziehen sich auf unterschiedliche Ansichten über die Art und Weise, wie die Geldpolitik die Wirtschaft beeinflussen sollte.

Für die Falken hat eine stabile Inflation oberste Priorität. Dieses Ziel wollen sie durch Erhöhungen der Zinssätze und eine Verringerung der Geldmenge erreichen. Tauben setzen sich dagegen meist für eine Senkung der Zinssätze ein. Dadurch soll die Geldmenge erhöht werden, was für Wirtschaftswachstum sorgt und Arbeitsplätze schafft.

Sie können sich sicher vorstellen, dass es in diesen Tagen im EZB-Rat hoch hergeht. Die Inflation hatte im letzten Jahr einen historischen Höchstwert von 10,6 Prozent erreicht. Ein Wert, bei dem selbst überzeugte Tauben einer Zinserhöhung zustimmen mussten. Seitdem haben die Währungshüter die Zinsen fünfmal, teilweise sogar mit Jumbozinsschritten in Höhe von 0,75 %, angehoben. Der Leitzins der Eurozone steht aktuell bei 3 Prozent und steigt damit auf den höchsten Stand seit Ende 2008.

Hat die EZB zu lange gezögert?

Obwohl die Zinsen weiter steigen und EZB-Chefin Christine Lagarde für März eine weitere Zinserhöhung angekündigt hat, steht die EZB in der Kritik. Experten werfen der Notenbank vor, zu spät und zu zögerlich reagiert zu haben. Der ansonsten eher diplomatisch zurückhaltende und früherer EZB-Chefvolkswirt Ottmar Issing spricht in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung klare Worte: „Ich bin von der EZB enttäuscht. Und zwar deswegen, weil sie so spät auf die sich abzeichnenden Inflationsgefahren reagiert hat.“ Issing ist ein angesehener Ökonom, der in seiner EZB-Amtszeit acht Jahre lang für stabile Preise gesorgt hat.

Die Mehrheit der Tauben im EZB-Rat hatte lange Zeit das Sagen: Während die Notenbanken rund um den Globus die Zinswende einleiteten, hielt die EZB sich zurück. Eine Entscheidung mit Folgen. Der Eurokurs rutschte ab, was laut tagesschau.de die Situation zusätzlich verschlimmerte, weil importierte Güter teurer wurden und die Inflation weiter befeuerten. Das Zögern der Notenbanker führte zu einer massiven Geldentwertung und deutlichen Wohlstandsverlusten. Die Schere zwischen Arm und Reich wurde in Europa weiter geöffnet.

Hochverschuldete EU-Länder haben besonderes Interesse an niedrigen Zinsen

Nach einer kurzen Zeit des Einlenkens fordern die Tauben jetzt schon das Ende der Zinserhöhungen. Das italienische Direktoriumsmitglied Fabio Panetta warnt besonders lautstark, dass die steigenden Zinsen negative Folgen für die Konjunktur hätten. Wahrscheinlich geht es ihm aber vor allem darum, die anziehenden Refinanzierungskosten für Italien und andere südliche Länder zu begrenzen, denn: Wenn die Leitzinsen steigen, fallen für Staatsanleihen höhere Zinsen an.

Momentan sieht es zwar so aus, als hätte die Inflation ihren Gipfel überschritten, aber die sogenannte Kerninflation liegt immer noch bei 5,2 % und damit deutlich über dem von der EZB angestrebten Wert von 2 %. Die hohe Inflation könnte sich auf diesem hohen Niveau verfestigen, was auf keinen Fall im Sinne der EZB wäre.

Warum keine Entspannung in Sicht ist

Zudem bedeutet eine Abschwächung nicht, dass die Preise wieder sinken. Sie bedeutet nur, dass sie weniger stark steigen. Ihre Ersparnisse werden also weiter enteignet. Deshalb sollten – ja müssen – Sie Maßnahmen zu Ihrem Vermögenschutz einleiten. Was Sie tun können, lesen Sie in Sicheres Geld, dem Beratungsbrief für kritische Anleger, die aktiven Vermögensschutz wollen.