EA enttäuscht Börse: Es gibt aber auch positive Aspekte

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Haben Sie das mitbekommen? Innerhalb weniger Stunden krachte die Aktie von Electronic Arts (EA) am 1. Februar um 11 Prozent in sich zusammen. Dabei hatte der US-Spielekonzern zuvor eigentlich ganz solide Zahlen für das letzte Quartal veröffentlicht. Die Börse senkte trotzdem den Daumen.Wie lief das letzte Quartal für EA?

Schauen wir uns zunächst die Zahlen an: EA erwirtschaftete in seinem dritten Quartal (per Ende Dezember 2022) des Geschäftsjahres 2022/23 einen Umsatz von 1,88 Milliarden Dollar und damit etwa 5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Gut entwickelten sich abermals die Live-Services, deren Umsätze um knapp 7 Prozent auf 1,25 Milliarden Dollar zulegten. Live-Services umfasst das Geschäft unter anderem mit Mikrotransaktionen in Online-Games wie „FIFA“ oder „Apex Legends“. Der Geschäftsbereich ist längt wesentlich größer als der reine Verkauf von Videospielen („Full Game“), der es in den drei Monaten bis Ende Dezember nur auf ein Umsatzplus von knapp 1 Prozent auf 622 Millionen Dollar schaffte.

Operativ verdiente EA im Kalenderschlussquartal 289 Millionen Dollar und damit fast dreimal so viel wie im Vorjahresquartal (102 Mio.). Gegenüber dem Vorquartal (427 Mio.) allerdings musste das Unternehmen deutliche Abstriche beim Betriebsergebnis machen. Ähnlich sieht das Ganze beim Nettogewinn aus, der sich in Q3 2022/23 auf 204 Millionen Dollar belief.

EA erfüllte mit den Zahlen seine eigene Umsatzprognose und war beim Ergebnis gar noch stärker als gedacht. Das hat vor allem damit zu tun, dass der Konzern seine Kosten in Zeiten hoher Inflation senken konnte – insbesondere im Marketing.

Aber wo drückt jetzt der Schuh?

EA bzw. seine Entwicklerstudios kündigten im Rahmen der Quartalspräsentation Maßnahmen an, die an der Börse für Kopfschmerzen sorgten. So soll das beliebte Spiel „Apex Legends Mobile“ der EA-Tochter Respawn Entertainment eingestellt werden. Bei dem Titel handelt es sich um einen Mobile-Ableger des gleichnamigen Battle-Royal-Shooters.

Apex Legends Mobile kam erst 2022 auf den Markt kam und wurde im „Google Play Store“ direkt zum Spiel des Jahres gekürt. Nun soll das Handy-Game binnen 90 Tagen eingestellt werden. Das seit 2017 zu EA gehörende Entwicklerstudio Respawn begründete das lediglich mit der nachlassenden Qualität der Updates.

Ein durchaus verwunderlicher Schritt, schließlich wurde „Apex Legends Mobile“ doch millionenfach heruntergeladen und erzielte Umsätze im zweistelligen Millionenbereich. Das Problem: Viele Spieler haben in dem „Apex“-Mobile-Ableger viel Geld in Mikrotransaktionen gesteckt, die nun praktisch wertlos sind. EA könnte sich also mit Blick auf die Kundenzufriedenheit und -bindung gezwungen sehen, den Spielern eine Entschädigung auszuzahlen. Ähnlich hatte zumindest Google reagiert, als der Konzern das Ende seines Gaming-Streaming-Dienstes Stadia ankündigte.

Aber das ist nicht alles: EA kündigte auch das Ende von „Battlefield Mobile“ an, ebenfalls ein Handy-Ableger eines beliebten Shooters. Und auch das dahinterstehende Entwicklerstudio Industrial Toys, das seit 2018 zu EA gehörte, ist seit Anfang Februar Geschichte. Eine stichhaltige Begründung lieferte EA hierfür ähnlich wie bei „Apex Legends Mobile“ nicht.

„Jedi Survivor“ nicht rechtzeitig fertig – EA senkt Geschäftsprognose

Nicht zuletzt musste der Spielekonzern auch Probleme beim heiß ersehnten Star-Wars-Spiel „Jedi Survivor“ einräumen. Demnach soll der Titel nicht wie geplant am 17. März 2023 erscheinen, sondern erst am 28. April 2023. Zwar seien die Inhalte des Spiels fertig, die Fehlerkorrektur und Leistungsoptimierung brauche aber mehr Zeit als gedacht, so die Begründung des Spielegiganten.

Das mag auf den ersten Blick nicht schlimm erscheinen. Doch die Verschiebung hat harte bilanzielle Konsequenzen. Denn: Die Veröffentlichung von „Jedi Survivor“ verschiebt sich somit in das nächste Geschäftsjahr von EA, was für das laufende Fiskaljahr mit deutlichen Abstrichen einhergehen dürfte.

Entsprechend musste EA seine Finanzprognose für 2022/23 nun nach unten schrauben – und das gefällt der Börse freilich ganz und gar nicht. So soll das Nettoergebnis in dem Ende März auslaufenden Fiskaljahr zwischen 828 und 869 Millionen Dollar liegen. Zuvor hatte der Konzern hier eine Spanne von 871 bis 934 Millionen Dollar in Aussicht gestellt.

Warum es auch positive Aspekte gibt

EA hat also nicht nur die Spielerschaft enttäuscht, sondern auch die Börse. Gerade das Ende von „Apex Legends Mobile“ und die Verschiebung von „Jedi Survivor“ kommen sehr überraschend.

Doch dem Ganzen lässt sich durchaus auch etwas Positives abgewinnen. Sollte „Apex Legends Mobile“ für EA doch nicht so erfolgreich gewesen sein, wie allgemein angenommen wurde, wäre der Schlussstrich mit Blick auf die Zukunft ein vernünftiger Schritt.

Und auch die Tatsache, dass „Jedi Survivor“ verschoben wird, muss nicht unbedingt schlecht sein. Schauen Sie: Normalerweise versuchen Gaming-Konzerne wie EA solche extrem aussichtsreichen Releases mit aller Kraft ans Ende eines Geschäftsjahres zu pressen, um den anfänglichen Hype noch entsprechend bilanzieren zu können. Das jedoch geht oftmals zulasten der Qualität des Spiels, was viele Nachbesserungen erfordert und die Gamer regelmäßig erzürnt. Dass sich EA nun mehr Zeit nehmen will, um etwa Fehler innerhalb des Spiels auszubügeln, könnte für einen neuen Ansatz sprechen, der im Endeffekt der Kundenzufriedenheit gar zugutekommen dürfte.