Silber und Solarkraft: Sind die Prognosen zu ambitioniert?

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Schauen Sie sich einmal diese Prognose an: Die Bergbaufirma South32, eine Abspaltung des Minenriesen BHP Group, rechnet damit, dass die weltweite Silbernachfrage bis 2040 um 55 Prozent steigen wird. Die Analysten begründen dies mit der Solarkraft.

Diese ist bekanntermaßen einer der wichtigsten Hebel des Klimaschutzes und dürfte mit Blick auf die strengen CO2-Ziele in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eine Hochkonjunktur erleben. Und eben in diesen PV-Anlagen kommt Silber zum Einsatz.

Wegen hoher Kosten: Silberanteil in Solarzellen sinkt

Doch die Wachstumsfantasie hat einen Haken, den viele Anleger gar nicht auf dem Schirm haben. Fakt ist: In den letzten Jahren hat sich die benötigte Menge an Silber für Solarmodule sukzessive reduziert. Und das dürfte so weitergehen.

Nach Angaben des renommierten Silver Institute  wurden 2019 für eine Solarzelle durchschnittlich 111 Milligramm des Edelmetalls benötigt. 2030 sollen es demnach nur noch 80 Milligramm sein. Andere Analysten halten es gar für möglich, dass der Silberverbrauch pro Solarzelle unter 70 Milligramm fallen könnte.

Aber was steckt dahinter? Ganz einfach: Silber ist vergleichsweise teuer. Um die PV-Anlagen zukunftsfähig zu machen, müssen die Produktionskosten aber erheblich reduziert werden. Und das kann laut Forschern vor allem über eine Reduktion des Silberanteils gelingen.

Startup SunDrive: Solarzelle komplett ohne Silber

Doch damit nicht genug: Silber könnte im Bereich Solarzellen gar komplett obsolet werden. Zumindest das australische Startup SunDrive ist davon überzeugt. Nach eigenen Angaben ist es dem Unternehmen kürzlich gelungen, eine Solarzelle zu entwickeln, die ohne Silber auskommt.

Hintergrund: Die meisten modernen Solarmodule bestehen aus photovoltaischen Zellen, die aus Silizium hergestellt werden. Damit jene Zellen elektrische Energie abführen können, braucht es ultradünne Kontaktschichten aus Metall. Wegen seiner hohen Leitfähigkeit wird hierfür in der Regel Silber genutzt.

Offenbar funktioniert das Ganze auch mit Kupfer

Nun hat es SunDrive scheinbar geschafft, in den Kontaktschichten Silber durch ein anderes stark leitendes Metall zu ersetzen. Nämlich: durch das deutlich günstigere Kupfer. Bislang spielte Kupfer in den Solarzellen kaum eine größere Rolle, auch weil das Metall nicht so gut an den Zellen haftet. Ein Problem, dass SunDrive nach eigenen Angaben jetzt gelöst hat.

Und das offenbar auf hervorragende Art und Weise. Die innovative Solarzelle des Startups soll nämlich auf einen Wirkungsgrad von mehr als 25 Prozent kommen. Zum Vergleich: Gängige PV-Zellen erzielen je nach Bauform einen Wirkungsgrad von 15 bis 22 Prozent.

Der Weg bleibt lang und steinig

Natürlich stellt sich jetzt die alles entscheidende Frage: Wird künftig gar kein Silber mehr für Solarzellen gebraucht? Nun, ganz so einfach ist es nicht. Erstens: Die in Laboren erzielten Wirkungsgrade, auf die sich SunDrive hier beruft, liegen in der Regel meist höher als bei in Serie produzierten Solarzellen.

Zweitens: Das Startup muss die Forschungserfolge erst einmal reproduzieren und hochskalieren, bevor der Massenmarkt davon profitieren kann. Und das könnte viele Jahre dauern. Immerhin: Private Investoren und der australische Staat unterstützen SunDrive. Beobachter halten es für möglich, dass das Unternehmen bei Herstellern im großen Stil fast vollständige Solarzellen einkaufen und diese mit dem Kupferverfahren fertigstellen könnte.

Mein Fazit für Sie

Der prognostizierte Silberboom basiert zu einem großen Teil auf den Solarzellen. Doch die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Module auch mit weniger Silber auskommen. Nun hat ein australisches Startup sogar Silber-freie Solarzellen entwickelt.

Natürlich soll das kein Abgesang auf Silber sein. Es ist jedenfalls nicht ausgeschlossen, dass das Metall auch in den PV-Anlagen wichtig bleibt. Viele Wissenschaftler sind davon nach wie vor überzeugt.