Brexit: Jetzt wird der Alkohol knapp

Inhaltsverzeichnis

Es gibt kein Bier auf Hawaii, wusste schon in den 1960er Jahren Schlagersänger Paul Kuhn vorzutragen. Wie es um das Malzgebräu auf den im Pazifik gelegenen Inseln heutzutage bestellt ist, kann an dieser Stelle nicht verifiziert werden. Dafür aber, dass es anderswo bald eng werden könnte mit dem Alkohol – und zwar in Großbritannien. Zumindest warnen davor nun Branchenverbände.

Nachschub gefährdet: Kein Wein zu Weihnachten?

Es ist die neueste Posse in der Geschichte des Mangels an Kraftfahrern, der sich in Folge der restriktiven Migrationspolitik im Zuge des Brexits in den vergangenen Monaten massiv verschärft hat. Weil Großbritannien die oftmals aus osteuropäischen Staaten stammenden Billiglöhner loswerden wollte, fehlt es nun an qualifizierten Fahrern. Das macht sich an allen Ecken und Enden bemerkbar, schon im Sommer stand manch ein Brite vor leeren Regalmetern im Supermarkt.

Nun aber wird es ernst: Weihnachten steht vor der Tür und der Alkoholnachschub ist womöglich nicht gewährleistet. Es wird das zweite Weihnachtsfest unter Pandemiebedingungen, wobei sich Großbritannien für einen sehr eigenwilligen Weg entschieden hat, um eine Herdenimmunisierung zu erreichen: Wer nicht geimpft ist, auf dessen Gesundheitsschutz wird nicht mehr gesondert Rücksicht genommen. Mit dem „Freedom Day“, den Premier Boris Johnson vor einigen Monaten ausgerufen hat, sind nahezu alle einschränkenden Maßnahmen gefallen – und seitdem auch nicht wieder eingeführt worden. Hier und da ein bisschen Masketragen, viel mehr wird den Briten zurzeit nicht mehr abverlangt.

Mit Soldaten und Zügen gegen den Kraftfahrermangel

Aber die Familie unterm Tannenbaum womöglich nüchtern ertragen zu müssen, das geht nun doch vielen zu weit, und so sieht sich die Regierung zu unkonventionellen Herangehensweisen gezwungen. Nachdem im Sommer bereits Soldaten im Inland aushelfen mussten, um Benzin von A nach B zu transportieren und dem Austrocknen von Tankstellen entgegenzuwirken, soll nun der Wein per Güterzug vom europäischen Festland ins Königreich geschafft werden, weil es per Straße gerade nicht so recht klappt.

Wenn dann noch der Schweinebraten ausfallen sollte, weil die Tiere aus Platzgründen notgeschlachtet, aber nicht weiterverarbeitet werden, weil auch für sie die Transportmöglichkeiten fehlen – man möchte es sich gar nicht ausmalen.

Europa geeint in Vorweihnachts-Tristesse

Unterdessen tobt in Zentraleuropa die vierte Welle der Pandemie heftiger denn je, allen Impfkampagnen zum Trotz. Österreich hat als erstes die Notbremse gezogen und einen landesweiten Lockdown ausgerufen, der – anders als zunächst politisch geplant – nun auch für Geimpfte und Genesene gilt. In Belgien und den Niederlanden eskalierten zuletzt Straßenproteste gegen neue Beschränkungen.

Deutschland schlummert derweil im Dornröschenschlaf der Regierungsbildung. Das wochenlange Machtvakuum in Berlin könnte noch im Advent zu einem umso böseren Erwachen führen, während sich in Südafrika offenbar eine neue, noch aggressivere Mutation des Virus Bahn bricht.

Und so sind die Briten, wenn auch nicht mehr Teil der EU, dennoch nicht allein mit ihren vorweihnachtlichen Sorgen, ehe die Welt dann in rund 5 Wochen ins dritte Jahr der Pandemie startet. Hoffentlich zumindest mit einem Glas Sekt.