Condor-Rettung – kein Akt der Nächstenliebe

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Die Pleite des britischen Reiseveranstalters Thomas Cook kam über Nacht und hat zahlreiche Touristen kalt erwischt. Rund um den Globus berichteten Reisende von Schwierigkeiten mit Hotels, die die Gäste entweder festhalten und zur individuellen Bezahlung drängen wollten – oder aber die Touristen kurzerhand vor die Tür setzten.

Mehr als 600 Millionen Pfund kostet schätzungsweise das durch die britische Regierung organisierte Rückholprogramm, mit dem die gestrandeten Touristen nach und nach wieder nach Hause gebracht wurden.

Steuerzahler springt für Condor ein – draufzahlen oder profitieren?

Auch am deutschen Markt sind die Auswirkungen der Pleite deutlich zu spüren. Über die hiesigen Tochtermarken, darunter Neckermann und Öger Tours, lassen sich seit einigen Tagen keine Reisen mehr neu buchen. Auch sie gehen wohl in die Insolvenz.

Anders die deutsche Fluglinie Condor, die ebenfalls zum Thomas Cook Konzern gehört: Für die stellten die Bundesregierung und das Land Hessen kurzfristig einen Überbrückungskredit in Höhe von 380 Millionen Euro bereit, allerdings nicht zum Nulltarif. Über Gebühren und  Zinsen könnte der Staat laut Medienberichten rund 13 Millionen Euro einnehmen, sollte Condor im Schutzschirmverfahren wieder auf die Beine kommen.

Condor sucht neuen Eigentümer

Condor hat laut eigenen Angaben positive Rückmeldungen aus der Branche erhalten. Mehrere deutsche Reiseveranstalter hätten angekündigt, künftig mehr Sitze bei Condor-Flügen zu buchen. Zudem sind die Tickets auch individuell buchbar, also ohne die Kopplung an ein Pauschalreiseangebot.

Beides dürfte helfen bei der Suche nach einem neuen Eigentümer, die derzeit läuft, aber wohl nicht übers Knie gebrochen werden soll. Der Konkurrent Ryanair hat bereits abgewunken – man sei nicht an Condor interessiert, sondern lediglich an dessen Kunden.

Airline-Rettung vs. Klimaschutz

Dass die Konkurrenz von der Thomas Cook Pleite profitiert, liegt auf der Hand. Andere Veranstalter wie etwa Tui dürften sich über einen Kundenzuwachs freuen, die Karten am Markt werden neu gemischt. Das wäre auch im Falle eines Verschwindens von Condor der Fall – und könnte die Preise für Flugtickets steigen lassen.

Das wiederum würde eigentlich ganz gut in das Klimaschutzpaket der Bundesregierung passen. Dieses sieht vor, Flugreisen teurer zu machen, während Ticketpreise für Bahnstrecken sinken sollen. Dadurch sollen mehr Reisende aus der Luft auf die Schiene gebracht werden, dem Klima zuliebe. Die Rettung einer Airline mit Bürgschaft der Steuerzahler scheint hingegen nicht so recht in dieses Konzept zu passen.

Natürlich wird es bei der Condor-Rettung auch um Arbeitsplätze gehen und ums Image der Regierung selbst: Seht her, wir lassen euch nicht hängen. Ein bisschen Zucker für die Luftfahrtbranche. Und dennoch hat man das Gefühl, dass diese Geschichte noch nicht auserzählt ist. Es dürften weitere Kapitel folgen – hoffentlich nicht zulasten der Steuerzahler.