Party geht an den Börsen weiter

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Die neue Welle der Künstlichen-Intelligenz-Euphorie hat an der Wall Street wieder kräftig für Rückenwind gesorgt. Während der Dow Jones eine kleine Verschnaufpause einlegte und um 0,14 % auf 46.695 Punkte fiel, setzten die Technologie-Indizes ihren Höhenflug fort. Der Nasdaq 100 kletterte um 0,78 % auf knapp 25.000 Punkte – ein neues Rekordniveau! Auch der S&P 500 legte leicht zu (+0,36 %).

Hinter dem Tech-Feuerwerk steckt einmal mehr die Fantasie rund um KI-Chips und Software, diesmal angeheizt durch positive Nachrichten von AMD und OpenAI. Der Markt erwartet zudem, dass die anstehende Quartalsberichtssaisonerfreuliche Überraschungen liefert – besonders bei den „Magnificent 7“, also den Schwergewichten wie Apple, Microsoft und Co.

Dagegen sorgt der US-Regierungsstillstand weiter für Stirnrunzeln. Weil sich Republikaner und Demokraten im Kongress nicht auf einen Übergangshaushalt einigen können, drohen Massenentlassungen im öffentlichen Dienst und Verzögerungen wichtiger Konjunkturdaten – ein Unsicherheitsfaktor für die Fed, die bald über die nächsten Zinsentscheidungen berät.

In Europa herrschte dagegen eher Zurückhaltung: Der DAX konnte nicht weiter Richtung Rekordhoch marschieren, belastet durch politische Unsicherheit in Frankreich und einen schwachen Datenkalender. Für den heutigen Dienstag schauen Investoren gespannt auf die Industrieaufträge aus Deutschland – Experten erwarten nach drei Rückgängen in Folge wieder ein Plus von 1,4 %.

Auch in Asien herrschte freundliche Stimmung: Der japanische Nikkei 225 erreichte mit über 48.500 Punkten ein Rekordhoch. Rückenwind kam aus den USA und von der Wahl der konservativen Politikerin Sanae Takaichi zur Vorsitzenden der Liberaldemokraten. Ihre als expansiv geltende Wirtschaftspolitik beflügelt Hoffnungen auf mehr staatliche Unterstützung – und das kommt den Märkten gerade recht.

Unternehmensnachrichten & Einzelaktien

Der Star des Tages war eindeutig AMD: Die Aktie schoss um fast 24 % nach oben, nachdem das Unternehmen eine Milliardenpartnerschaft mit OpenAI bekannt gab. Künftig liefert AMD spezialisierte KI-Prozessoren an den ChatGPT-Entwickler – ein Deal, der laut AMD mehrere Zehn Milliarden Dollar Umsatzpotenzial bietet. Im Schlepptau legten auch Chipzulieferer wie Lam Research (+2,3 %) und Applied Materials (+2,9 %) zu. Kurios: Branchenprimus Nvidia musste dagegen ein Prozent abgeben – offenbar gönnten Anleger der Konkurrenz etwas Aufholpotenzial.

Weniger erfreulich verlief der Tag für Verizon: Die Aktie des Telekomriesen rutschte nach der überraschenden Ernennung von Dan Schulman zum CEO um mehr als fünf Prozent ab. Analysten kritisierten das Timing und Schulmans mangelnde Erfahrung in der Mobilfunkbranche.

Im Finanzsektor sorgte ein handfester Banken-Deal für Gesprächsstoff: Fifth Third Bank übernimmt den Rivalen Comerica im Rahmen eines Aktientauschs. Damit entsteht der neuntgrößte Kreditgeber der USA. Die Comerica-Aktie sprang daraufhin um 13,7 % nach oben, während Fifth Third leicht nachgab.

In Deutschland richtet sich der Blick heute auf Mercedes-Benz – das Unternehmen veröffentlicht seine Absatzzahlen für das dritte Quartal. Nach einem Rückgang der Pkw-Verkäufe im ersten Halbjahr rechnen Analysten mit einem schwächeren Quartal, vor allem wegen der Nachfrageschwäche in China und der Belastung durch US-Zölle.

Spannung verspricht auch der Blick auf Tesla: Der Elektroautopionier deutete auf der Plattform X an, ein neues Einstiegsmodell des Model Y vorstellen zu wollen. Die abgespeckte Variante soll rund 20 % günstiger in der Herstellung sein – ein wichtiger Schritt, um den Absatz in einem zunehmend schwierigen Markt wieder anzukurbeln.

Politischer Einfluss & internationale Entwicklungen

Die Politik bleibt ein Unsicherheitsfaktor für die Finanzmärkte:

In den USA lähmt der Haushaltsstreit zwischen Republikanern und Demokraten weite Teile der Verwaltung – wichtige Wirtschaftsdaten werden nicht veröffentlicht, und die Notenbank muss ihre Zinsentscheidung womöglich auf wackliger Datengrundlage treffen. In Frankreich sorgt die innenpolitische Krise weiterhin für Nervosität an den europäischen Anleihemärkten.

Anleger befürchten, dass anhaltende politische Spannungen die Reform- und Haushaltspläne in Paris ausbremsen könnten. Und in Japan richtet sich die Aufmerksamkeit auf die neue politische Führung: Sollte Sanae Takaichi tatsächlich Premierministerin werden, dürfte sie eine expansive Finanzpolitik verfolgen und sich gegen Zinserhöhungen der Bank of Japan stellen. Das stützt zwar kurzfristig die Aktienmärkte, setzt aber den Yen und japanische Staatsanleihen unter Druck.

Ausblick

Heute stehen in Europa vor allem die deutschen Industrieaufträge und die Absatzdaten von Mercedes-Benz im Fokus. In den USA warten Anleger gespannt auf Signale von Fed-Chef Jerome Powell, der im Laufe der Woche sprechen wird. Zudem könnte die mögliche Tesla-Modellneuheit erneut Schwung in den Autosektor bringen. Die Welt blickt also gebannt auf eine Mischung aus KI-Euphorie, politischen Risiken und konjunktureller Hoffnung– mit Spannungspotenzial für die nächsten Handelstage.