Unicredit: Kapitalerhöhung geglückt

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Aufatmen in Italien: Die Großbank Unicredit hat in der vergangenen Woche die größte Kapitalerhöhung in der Geschichte des Landes erfolgreich abgeschlossen.

Die Bank hat 13 Milliarden Euro eingesammelt, vor allem andere Banken waren an der Kapitalerhöhung beteiligt. Inwieweit sich die Aktionärsstrukturen durch den Schritt verändert haben, wird sich wohl erst bei der kommenden Hauptversammlung im April offiziell zeigen.

Vorerst keine Bankenfusion

Medienberichten zufolge hat der größte Unicredit-Aktionär, die US-Investmentfirma Capital Research, die Kapitalerhöhung genutzt, um seine Beteiligung auf rund 8 Prozent aufzustocken. Demnach soll rund eine Milliarde Euro aus dieser Richtung geflossen sein. Auch weitere bereits zuvor stark engagierte Großaktionäre sollen ihre Anteile kräftig ausgebaut haben.

Gerüchte, wonach es zu einer grenzübergreifenden europäischen Bankenfusion – etwa zwischen Unicredit und der französischen Société Générale – kommen könnte, wurden zunächst dementiert. Kurzfristig scheint ein Zusammenschluss nicht auf der Agenda zu stehen. Mittelfristig jedoch erwarten Beobachter eine Konsolidierungsphase im Bankensektor und haben dabei ganz konkret auch Unicredit als Übernahmeziel oder zumindest Fusionsbeteiligte auf dem Zettel.

Langjähriger Vize erklärt Rücktritt

Personell jedenfalls ist bei Unicredit schon jetzt einiges in Bewegung. So hat der langjährige Vizepräsident des Geldhauses, Fabrizio Palenzona, vergangene Woche seinen Rücktritt erklärt. Es steht die Vermutung im Raum, dass dies mit einem Urteil des Obersten Gerichts in Zusammenhang steht, wonach Ermittlungen von 2015 wieder aufgenommen werden sollen. Es geht um mögliche Verbindungen zur Mafia.

Offiziell war davon freilich nicht die Rede, stattdessen hieß es, Palenzona habe seinen Rücktritt angeboten, da die Zahl der Vizepräsidenten bis 2018 ohnehin von bislang drei auf nur noch einen reduziert werden soll.

Unicredit Aktie legt zu

An der Börse waren die Reaktionen zum Wochenausklang insgesamt positiv. Um mehr als 10 Prozent konnte die Unicredit Aktie auf Wochensicht zulegen. Damit kämpft sich das Papier allmählich wieder in Sphären vor, die zuletzt im Januar erreicht werden konnten.

Dennoch ist das Chartbild auf längere Sicht eher durchwachsen, die Unicredit Aktie notiert noch immer rund 20 Prozent tiefer als noch vor einem Jahr.

Sorge um Italiens Banken

Hintergrund der Misere ist nicht zuletzt die Schieflage, in der sich der gesamte italienische Bankensektor derzeit befindet. Die Geldhäuser sitzen auf einem großen Berg fauler Kredite. In Europa wächst die Sorge, wonach das drittgrößte Euro-Land insgesamt ins Wanken geraten könnte.

Schon die spanische Bankenkrise hatte seinerzeit für Marathonsitzungen in Brüssel gesorgt. Dass obendrein aktuell die Finanzierung Griechenlands wieder verstärkt auf die öffentliche Agenda rückt und bei wichtigen anstehenden Wahlen in diesem Jahr ein Rechtsruck in Europa befürchtet wird, verschärft die Lage zusätzlich.

Insofern konnte Unicredit den positiven Impuls der gelungenen Kapitalerhöhung gerade gut gebrauchen.