SAP Aktie profitiert von neuer Doppelspitze

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Die Entscheidung kam überraschend und kurzfristig, sie ist ein Paukenschlag, aber kein Schock – zumindest kein negativer: Mit Bill Dermott tritt der bestbezahlte Dax-Konzernchef ab. Seine Nachfolge beim Softwarehersteller SAP übernimmt eine Doppelspitze – und zum ersten Mal eine Frau.

Die US-Amerikanerin Jennifer Morgan schreibt damit Dax-Geschichte. Dass ausgerechnet SAP das erste Unternehmen in den Dax-30 ist, dem es gelingt, die Spitze mit einer Frau zu besetzen, überrascht nur auf den ersten Blick, immerhin gilt die IT-Branche insgesamt als männlich dominiert und wenig diversifiziert.

Gezielt weibliche Stärken nutzen

Doch Europas größter Softwarekonzern hat sich bereits seit Jahren auf die Fahnen geschrieben, die Diversität in der Belegschaft zu stärken und insbesondere Frauen gezielt zu fördern. Das zahlt sich nun aus, denn Unternehmen profitieren nachweislich davon, auch weibliche Perspektiven zu integrieren und weibliche Stärken zu nutzen.

Im Gegensatz zu Bill McDermott etwa gilt Morgan als empathisch und kommunikativ, hat sich als talentierte Verkäuferin einen Namen gemacht und bereits in den vergangenen Jahren auch im Vorstand Verantwortung übernommen. Zuletzt war sie zuständig für den Bereich „Cloud Business Group“.

Doppelspitze mit Tradition

Die Geschicke bei SAP wird sie künftig gemeinsam mit Christian Klein führen. Der deutsche Manager, der bereits seit seinem dualen Studium in den 1990er Jahren für den Konzern tätig ist, weist in Sachen Lebenslauf und Kernkompetenzen ganz andere Stärken auf als seine Co-Chefin, doch gerade dadurch könnte sich das Führungsduo wechselseitig gut ergänzen, sind sich Beobachter einig. Auch persönlich sollen die beiden gut zusammenarbeiten können.

Die Doppelspitze hat bei SAP Tradition: Auch Bill McDermott war ursprünglich gemeinsam mit Jim Hagemann Snabe für den Chefposten verantwortlich, Firmengründer Hasso Plattner leitete das Unternehmen über Jahre hinweg im Team mit Henning Kagermann.

SAP Aktie: Analysten zuversichtlich, Anleger begeistert

Garniert wurde die Nachricht um den Führungswechsel mit überraschend starken vorläufigen Zahlen für das dritte Quartal. Nachdem SAP im Frühjahr die Auswirkungen des Handelsstreits zwischen China und den USA zu spüren bekommen hatte, geht es nun wieder schwungvoll aufwärts. So erzielte das Unternehmen zuletzt eine operative Marge in Höhe von 30,6 Prozent. Der Erlös stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro, der Gewinn schoss unterm Strich gar um 30 Prozent in die Höhe auf 1,26 Milliarden Euro.

Analysten zeigten sich angesichts der jüngsten Entwicklungen zuversichtlich, ließen ihre bisherigen Kursziele jedoch weitgehend unangetastet. Mehrheitlich raten sie weiterhin zum Kauf der SAP Aktie, die nach einer Kurskonsolidierung im August und September zuletzt wieder zulegen konnte.

Details am 12. November erwartet

Der Chefwechsel kommt bei den Anlegern gut an: Seit die Nachricht am Freitag bekannt wurde, ist der Kurs um rund 10 Prozent in die Höhe geschnellt auf rund 115 Euro. Laut Analysten besteht noch Luft nach oben, die Kursziele liegen nicht selten bei 130 Euro oder darüber.

Details zu den Quartalszahlen sowie zu den Plänen der neuen Konzernspitze dürften am 12. November zum Kapitalmarkttag bekanntgegeben werden.